Rose
wollte nicht hinsehen, doch sie konnte nicht anders. Kerstin schaffte es gerade noch, ihren Würgereiz zu unterdrücken.
„Wenn du so enden willst, dann kannst du jetzt gehen.“ Vincent ließ sie los und zeigte auf die Tür.
„Na los, Kerstin, geh, wenn du willst, keiner wird dich aufhalten.“
Mit Tränen in den Augen ging Kerstin nicht zur Tür, sondern zu ihrer Mutter. Diese nahm sie in die Arme und versuchte, sie zu trösten. Vincent wandte sich zu ihr und sagte:
„Es tut mir wirklich leid, dass ich zu drastischen Mitteln greifen musste, doch sie muss verstehen, dass das hier kein Spaß ist, sondern dass es um euer Leben geht.“
Claudia sagte nichts, nickte ihm aber zu.
„Dennis, du übernimmst die erste Wache. Das heißt, dass du dich hier auf das Sofa setzt und die Tür nicht aus den Augen lässt. Wenn ihr Hunger haben sollet, dann müsst ihr euch jetzt was bestellen, denn keiner kommt hier herein, wenn nur einer wach ist. Einer muss das Essen entgegennehmen und der andere muss seinen Kollegen sichern, das ist die einzige Schwachstelle. Ist das klar geworden?“
Die Frage richtete er an alle. Er schaute in die Runde und außer dass Kerstin ihm mal wieder tödliche Blicke zuwarf, sah er, dass sie alle verstanden hatten, was er gesagt hatte.
„Claudia und Kerstin, macht mir bitte einen Zettel, wo ihr aufschreibt, was ihr aus eurer Wohnung braucht. Aber bitte nur das Notwendigste. Ich werde dann dafür sorgen, dass ihr die Sachen bekommt.“
Vincent musste gähnen. Er streckte sich und ging ohne noch etwas zu sagen in das Zimmer, das für die Beamten eingerichtet worden war.
Thomas ließ sich auf die Couch fallen und legte seine Beine auf den kleinen Tisch. Unter dem Telefon war eine Speisekarte von dem Hotel. Er griff sie sich und blätterte darin herum.
„Also, ich nehme das Rinderfilet mit Speckböhnchen und Herzoginkartoffeln. Und ihr?“
Kerstin nahm die Karte an sich, denn sie hatte einen tierischen Hunger. Auch sie blätterte in der Speisekarte.
„Sind die Portionen hier so klein, wie sie im Fernsehen immer gezeigt werden oder wird man davon auch satt?“
Thomas musste lachen, denn ihm ging es vorletztes Jahr genau so.
„Ja, das ist endlich mal eine gute Frage von dir. Die Portionen sind hier wirklich minimalistisch. Doch die kennen mich schon und wenn ich bestelle, dann mache ich denen immer klar, dass wir Hunger haben und ordentliche Portionen haben wollen. Also, mach dir keine Sorgen, du wirst schon nicht verhungern.“
Sie lächelte Thomas verächtlich an.
„Das ist ja schön. Ich möchte dann den Salat mit der Maispoularde und eine Cola.“
Thomas konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Erst um große Portionen betteln und dann das.
„Salat? Ich denke, du hast Hunger.“
Und da war er wieder, der Blick, der ihn töten wollte. Thomas hob seine Arme nach oben, so als ob er sich ergeben wollte.
„Okay, Okay, wenn du einen Salat willst, dann eben Salat.“
Claudia bestellte sich denselben Salat wie ihre Tochter.
Thomas nahm den Hörer ab und wurde gleich mit dem Empfang verbunden.
„Einen schönen guten Abend, Sie sprechen mit Susanne Behring. Was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine freundliche Stimme.
„Hallo, wir sind es, die Bullen aus dem Keller. Wir würden gerne was zum Essen bestellen.“
„Große Portionen, ich weiß schon“, sagte Susanne lachend.
„Genau, große Portionen.“ Thomas stellte seinen Daumen auf und zeigte den anderen, dass alles in Ordnung war.
„Wir nehmen zweimal den Salat mit dem Hühnchen......“
„Maispoularde!“, rief Kerstin dazwischen.
„Ja, natürlich mit der Maispoularde. Dazu zwei Cola und zweimal das Rinderfilet mit Herzoginkartoffeln. Und zwei Bier.“
Thomas erntete in diesem Augenblick verstörte Blicke von den anderen drei. Er lachte und sagte:
„Natürlich alkoholfrei. Dann hätte ich bitte noch drei Hamburger mit einer großen Portion Pommes.
Bringen Sie uns bitte gleich drei Literflaschen mit Cola und dazu fünf Gläser. Sonst noch was?“
Er schaute in die Runde und Claudia sagte ihm, dass er noch Wasser bestellen sollte, was er dann auch tat. Er bedankte sich noch mal bei der netten Dame am anderen Ende und legte den Hörer auf. Er merkte, dass Kerstin sehnsüchtig das Telefon anschaute.
„Kerstin, das kannst du gleich vergessen. Mit diesem Telefon kannst du nur den Empfang erreichen und die werden dich auf keinen Fall nach draußen telefonieren lassen.“
Enttäuschung machte
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