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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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einen von uns adressiert gewesen, hätte es hier auf dem Küchentisch gelegen.«
    »Wer hat’s geschickt?«
    »Keine Ahnung?«
    »Hat Harrison dir nichts davon erzählt?«
    »Nein, Mary Rose, und ich habe ihn auch nicht gefragt. Aber die Neuigkeiten schienen ihn nicht besonders zu freuen. Jedenfalls schaute er ziemlich grimmig drein.«
    »O Gott, hoffentlich ist niemand gestorben.«
    »Wie kommst du drauf?«, fragte Travis verwundert.
    »Meistens enthält ein Telegramm schlechte Nachrichten. Was tat Harrison, nachdem er’s gelesen hatte?«
    »Er steckte das Papier ein und ging in die Baracke, um seine Sachen zu packen. Dann wollte er in die Stadt reiten und einen Koffer kaufen, um das Gepäck nach England verschiffen zu lassen. Aber Adam gab ihm einen von seinen alten Koffern, und ich versprach, ihn abzusenden.«
    »Ja, ich wusste, Harrison würde abreisen. Das hat er mir gesagt.«
    »Reg dich erst auf, nachdem du mit ihm geredet hast«, riet Travis.
    »Ich rege mich doch gar nicht auf.«
    »Dann lass meinen Arm los. Du kneifst mich.«
    Erst jetzt merkte sie, dass sie den Unterarm ihres Bruders umklammerte, und sie zog ihre Hand hastig zurück. »Harrison soll nicht abreisen.«
    Verständnisvoll seufzte er. »Wenn man jemanden liebt, ist’s nicht immer angenehm, was? Man wird so verletzlich.«
    Gegen diese Behauptung konnte Mary Rose nicht protestieren. In diesem Augenblick fühlte sie sich elend. »Nein, es ist nicht immer angenehm. Wann verlässt er uns?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Und wo steckt er jetzt?«
    »Vor einer Stunde ist er mit Adam weggeritten, ohne mir ihre Pläne zu verraten. Aber ich weiß, dass Adam unter vier Augen mit ihm sprechen will. Vielleicht angeln sie drüben bei Cowan. Da sind die Forellen besonders wohl genährt. Sorg dich nicht, Mary Rose. Heute Abend wird Harrison dir sicher alles erklären.«
    Irgendwie musste sie den restlichen Tag überstehen, und sie wünschte, sie wäre etwas geduldiger. Eleanor war keine gute Gesellschaft. Ziellos wanderte sie im Haus herum, offensichtlich nicht gewillt, einer nützlichen Beschäftigung nachzugehen. Mary Rose beschloss den Salon sauber zu machen. Das würde ihr wenigstens die Zeit vertreiben.
    Mit dem Salon begnügte sie sich nicht. Danach schrubbte sie die Böden, bezog alle Betten frisch, putzte die Fenster und arbeitete im Garten. Am Spätnachmittag taten ihr alle Knochen weh. Sie wankte in die Küche, um das Essen vorzubereiten. Aber der Koch schwenkte sein Fleischmesser vor ihrer Nase und verlangte, sie solle ihm verdammt noch mal nicht im Weg herumstehen.
    Samuel oder Pockengesicht, wie Douglas und Cole ihn nannten, war ein halber Crow-Indianer und ein halber Ire. Das ergab eine interessante Kombination, was sein Temperament betraf. Sein irischer Jähzorn wurde von würdevoller Gelassenheit gemildert.
    Mary Rose fand ihn einfach großartig, was sie ihm allerdings verschwieg, weil sie wusste, dass er Komplimente hasste. »O Samuel, du bist noch genauso bärbeißig wie an dem Tag, als du hier ankamst.«
    Wie seine dunkelbraunen Augen verrieten, wusste er dieses Urteil sehr zu schätzen. Wieder hob er sein Messer und drohte das Abendessen zu vergiften. Mary Rose brach in Gelächter aus, und Samuel wandte sich ab, aber nicht, bevor sie sein Grinsen gesehen hatte.
    Da Samuel das Wort für diesen Tag nicht auf der Schiefertafel notiert hatte, ergriff Mary die Kreide und malte in großen Buchstaben »Flunkerer«. »Schau mal, Samuel, ich habe deinen Namen geschrieben!«
    Eine Zeit lang hänselte sie den Koch noch, dann deckte sie den Tisch. Nachdem diese stupide Arbeit erledigt war, holte sie Seife, Handtücher und saubere Kleidung aus ihrem Zimmer und überredete Eleanor zu einem Bad im nahen Fluss.
    Obwohl sie es kaum erwarten konnte, Harrison wieder zu sehen, wich sie beim Dinner seinem Blick aus. Sie fürchtete zu erröten, wenn sie ihn anschaute und sich an die vergangene Nacht erinnerte. Wann immer sie daran dachte, stockte ihr Atem. Natürlich würden ihre Brüder das merken und deshalb starrte sie beharrlich auf den Teller. Was sie getan hatte, beschämte sie zwar nicht, aber mit ihrer Familie mochte sie nicht darüber reden.
    Auch ihren Brüdern schien eine solche Diskussion zu widerstreben. Mindestens zwei mussten gehört haben, wie sie nachts aus dem Haus geschlichen war. Trotzdem verlor keiner ein Wort darüber, und deshalb konnte Mary Rose sie ebenso wenig anschauen wie ihren Liebsten.
    Zweifellos wussten sie Bescheid. Warum

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