Rosehill 01 - Die Tochter des Lords
sie offensichtlich befangen, und er zwang sich zur Geduld.
»Auch ich habe geheiratet.«
»Ja, natürlich. Das alles ging so schnell, nicht wahr?«
»Wieso möchtest du heute Nacht nicht in deinem Zimmer schlafen?«
»Weil meine Brüder uns hören würden«, flüsterte sie.
Verständnisvoll nickte er. »Wir brauchen richtige Flitterwochen.«
Mary Rose schaute unglücklich zu ihm auf. »Morgen reitest du nach Hammond.«
Das hatte er nicht vergessen. »Weißt du, was wir tun sollten?«
Neugierig neigte sie sich zu ihm. »Was?«
»Reiten wir zu Corrie. Du erzählst ihr, dass du jetzt eine verheiratete Frau bist, und wir verbringen unsere Hochzeitsnacht in der Höhle.«
»Möchtest du wirklich auf einem Felsenboden schlafen?«
»Vor allem will ich mit dir allein sein. Oder hast du eine bessere Idee?« Wie er ihr anmerkte, erwärmte sie sich allmählich für seinen Vorschlag. »Wenn du dich diesmal ausziehst, werde ich dich nicht daran hindern.«
Die Röte in ihren Wangen vertiefte sich, und wieder warf sie einen Blick über die Schulter, um festzustellen, ob ihre Brüder zuhörten.
»Pack deine Sachen zusammen«, flüsterte Harrison. »Inzwischen sage ich Adam, wohin wir reiten.«
»Sicher würde Samuel gern einen Picknickkorb für uns zurechtmachen. Vor dir würde er davonlaufen, also soll Adam ihn darum bitten.«
Harrison glaubte noch immer nicht an die Existenz des Kochs, wollte aber kein Spielverderber sein.
Eine Stunde später brachen sie zum Boar Ridge auf. Mary Rose brachte Corrie einen Korb voller Geschenke mit, und Adam hatte ihr erlaubt, ein Buch von einem beliebten Schriftsteller namens Mark Twain dazuzulegen, unter der Bedingung, dass Corrie es nach der Lektüre zurückgab. Dann würde er ihr einen weiteren seiner Schätze leihen.
Nur eine knappe Stunde lang unterhielt sich die junge Ehefrau mit ihrer Freundin, und kurz bevor das nächtliche Dunkel herabsank, erreichten sie die Höhle. Mary Rose breitete eine dicke Steppdecke auf dem Steinboden aus. Sonst brauchten sie kein Bettzeug, denn die Hitze der aneinander geschmiegten Körper wärmte sie.
Es war eine zauberhafte, romantische Nacht – und sehr lehrreich für Mary Rose. Nun verlor sie ihre letzten Hemmungen. Fern vom Rest der Welt, tat sie alles, was sie sich wünschte. Harrison zeigte ihr, wie sie ihm Freude bereiten konnte, und sie erwies sich als wissbegierige Schülerin. Sobald sie erkannte, wie sie seine Sinne erregen musste, beglückte sie ihn mit immer kühneren Liebkosungen.
Erst im Morgengrauen schliefen sie ein, erschöpft und eng umschlungen. Sie erwachten um acht Uhr, liebten sich noch einmal, dann kehrten sie widerstrebend zur Ranch zurück.
Wenig später ritt Harrison nach Blue Belle, um den Richter zu treffen. Mary Rose gab ihm einen zärtlichen Abschiedskuss, bevor sie in ihr Zimmer ging und den Rest des Vormittags verschlief.
Wie im Traum verbrachte sie den Tag. Eleanor hatte wieder begonnen, über jede Kleinigkeit zu jammern. Aber Mary Rose war viel zu glücklich, um sich über ihre missgelaunte Freundin zu ärgern. Zum Dinner trug Cole die Patientin in den Speiseraum. Das Fieber war endlich gesunken, und obwohl Eleanor immer noch blass aussah, entwickelte sie einen gesunden Appetit. Danach trug Cole sie ins Gästezimmer zurück, wo er etwas länger blieb als nötig. Er hatte Douglas verraten, er würde mit Eleanor über seine mangelnden Absichten reden.
Natürlich nahm sie die Erklärung, er eigne sich nicht zum Ehemann, nicht besonders wohlwollend auf. Ebenso wenig gefiel ihr sein Geständnis, er habe nur mit ihr geflirtet, weil er überzeugt gewesen sei, sie würde bald abreisen. Als er ihr Zimmer verließ, schrie sie ihm alle vulgären Flüche nach, die sie jemals gehört hatte, und schleuderte eine Porzellanvase auf seine Schulter.
Mary Rose beschloss, erst einmal abzuwarten, bis Eleanor sich etwas beruhigte. Dann wollte sie nach oben gehen und die Freundin trösten. Sie half Douglas, das Geschirr zu spülen, und fand es seltsam, dass die Brüder am Tisch sitzen blieben.
Nachdem die Küchenarbeit erledigt war, wurde Mary Rose aufgefordert, bei ihnen Platz zu nehmen. Adam verkündete, es gäbe etwas zu besprechen. Die Hände im Schoß gefaltet, saß sie auf Harrisons Stuhl und lächelte unbeschwert, denn sie glaubte, die Unterredung würde sich um die Familienfinanzen drehen. So grimmige Mienen trugen die Claybornes nur zur Schau, wenn es ums Geld ging.
Cole eröffnete das Gespräch. »Dein Ehemann kam aus
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