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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Bei diesem Anblick lächelte sie.
    Als Harrison zu ihr kam, schlief sie tief und fest. Er beugte sich hinab, küsste sie, sah beglückt die Blume in ihrer Hand. Lautlos zog er sich aus und legte sich zu seiner Frau. Der Abend war schwierig für sie gewesen, und die ungeteilte Aufmerksamkeit der Familie hatte sie sichtlich verwirrt. An der vornehmen Tafel nahm sie kaum einen Bissen zu sich, und er wusste, dass ihr die fortgesetzte Kritik den Appetit verdarb. Trotzdem meisterte sie die Situation viel besser als er selbst. Während er wegen so manch taktloser Bemerkung in Wut geraten war, hatte sie die ganze Tortur gelassen hingenommen.
    Voller Sorge um seine Frau schlief er ein. Ja, der Abend war schwierig gewesen, und es sollte noch schlimmer kommen.
     
    3. Oktober 1872
    Liebe Mama Rose, würdest du bitte aufhören, mich ständig zu fragen, wann ich endlich heiraten werde? Wie du weißt bin ich nicht in der Lage auch nur an eine Ehe zu denken. Jederzeit könnte ich im Gefängnis landen oder am Galgen enden. Und ich will keine Frau zur Witwe machen oder zwingen, mein gefährliches Leben zu teilen.
    Außerdem gefällt’s mir so, wie’s jetzt ist. Ich habe meine Ruhe, muss mich vor niemandem verantworten, und das Letzte, was ich mir wünsche, ist eine Frau, die mir ständig auf die Nerven fällt.
    Dein Brief mit den Erklärungen über die weibliche Monatsblutung kam gerade rechtzeitig an. Mary Rose hatte grässliche Rückenschmerzen und verkroch sich zwei Tage lang in ihrem Zimmer Jetzt will sie immer noch nicht über ihre Entwicklung zur Frau reden, aber dein Brief hat ihr sicher geholfen. Sie möchte keine Frau sein, doch sie wird sich bald anders besinnen. Allmählich muss sie lernen, die Jungs, die uns besuchen, nicht mehr mit Fausthieben zu bearbeiten.
    Wie hübsch sie ist, weiß sie gar nicht. Keiner von uns glaubt, dass sie jemals eitel sein wird. Da vier ältere Brüder ständig an ihr herumnörgeln, kann sie gar nicht auf die Idee kommen, ihre Nase hochzutragen. Sicher wird sie allen Männern in der Stadt den Kopf verdrehen. Warte nur, bis du sie siehst, Mama! Sie ist so klug und süß und diese blauen Augen werden unzählige Herzen brechen.
    O Gott, ich hasse es, Mary Rose aufwachsen zu sehen!
    Alles Liebe,
    Adam

19
    Am nächsten Vormittag, um elf Uhr, erschienen Dr. Thomas Wells und Dr. Harold Kendleton, um zwei volle Stunden mit Mary Rose zu verbringen. Die ärztliche Untersuchung dauerte nicht lange, aber dann wurde sie in allen Einzelheiten nach ihrer Vergangenheit befragt. Nur zu gern erzählte sie von ihrer Familie und ihrem Leben in Montana. Sie war stolz auf ihre Brüder, und das verhehlte sie nicht.
    Sobald die Ärzte das Schlafgemach verlassen hatte, eilte die Schneiderin mit drei Gehilfinnen herein und nahm der jungen Lady Maß für die neue Garderobe.
    Inzwischen gingen die Doktoren in die Bibliothek und erstatteten Seiner Lordschaft Bericht. An der Konferenz, die danach stattfand, nahmen die Schwestern und Schwäger des Hausherrn teil. Etwas später beschloss er, auch Harrison hinzuzuziehen.
    Dr. Wells, ein untersetzter älterer Mann, strich unentwegt über seine dichten grauen Bartkoteletten, während er seine fachkundigen Ansichten zum Besten gab, die keineswegs Harrisons Zustimmung fanden. Außerdem fand er den Arzt viel zu pompös. Er lehnte am Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Als er hereingekommen war, hatte Wells gerade betont, man müsse Lady Victoria einen nahtlosen Übergang in ihr neues Leben ermöglichen. »Auf keinen Fall darf man ihr erlauben, allzu oft an ihre Vergangenheit zu denken. Meinem Kollegen Kendleton und mir selbst fiel auf, wie treu sie den Männern ergeben ist, die sie großgezogen haben und die sie ihre Brüder nennt. Leider gelang es uns nicht, ihr das Geständnis zu entlocken, dass da keine leibliche Verwandtschaft besteht.«
    Eifrig nickte Dr. Kendleton und blinzelte die Zuhörer durch seine dicken Brillengläser an. »Es wäre wohl keine gute Idee, in Lady Victorias Gegenwart das Thema ihrer Kindheit und Jugend noch einmal anzuschneiden. Das alles muss sie vergessen. Ihre Tochter ist sehr intelligent, Lord Elliott. Sobald sie die seltsame Loyalität gegenüber diesen Claybornes überwunden hat, wird es ihr sicher nicht schwer fallen, hier in England ihren Platz zu finden.«
    Die lächerliche Meinung der beiden Experten erzürnte Harrison, aber Elliott hing fast begierig an ihren Lippen.
    Schließlich konnte Harrison nicht länger schweigen,

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