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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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wichtiger, den Fremden zu warnen.
    Normalerweise mischte er sich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute ein, aber er hielt sehr viel von Fairness. Und einen arglosen Mann aus dem Hinterhalt zu bedrohen – das fand er verdammt feige. Schließlich verlor er die Geduld und beschloss, auf die Suche nach dem Mann zu gehen. Doch da tauchte der Blonde am Ende des Mittelgangs auf, einen Mehlsack über der Schulter. Während Harrison ihn am Eingang erwartete, eilte eine junge Dame auf ihn zu.
    Großer Gott – Lady Victoria, Elliotts jahrelang verschollene Tochter – das Ebenbild seiner verstorbenen Ehefrau … Beim Anblick dieser blauen Augen stockte Harrisons Atem. Dieses schöne Mädchen sah aus, als wäre es soeben dem Porträt von Lady Agatha entstiegen, das in Elliotts Bibliothek über dem Kamin hing. Sicher, sie trug ein anderes Kleid, aber ansonsten war die Ähnlichkeit vollkommen, bis zu den Sommersprossen auf der Nase.
    Mary Rose Clayborne … Während sie näher kam, bemerkte er gewisse Unterschiede und war sich nicht mehr sicher. Zum Beispiel hatte sie hellere Augen als die Mutter, und nun schien sie sogar dem blonden Burschen zu gleichen. Verdammt, sie könnte seine Schwester sein. Aber warum besaß sie dann so viele Züge von Elliotts Frau?
    Außer dem Porträt gab es keinen Anhaltspunkt. Nur vage erinnerte er sich an Lady Agatha. Er war erst zehn gewesen, als sie ihren Mann nach Amerika begleitet hatte, zur Eröffnung einer neuen Elliott-Fabrik bei New York City. Aber Harrison wusste noch, dass sie wundervoll geduftet hatte, wie Blumen nach dem Regen, und er entsann sich ihres freundlichen Lächelns, ihrer zärtlichen Umarmung. Doch diese Erinnerungen eines Jungen, der die eigene Mutter verloren hatte, würden ihm jetzt nicht helfen.
    Er hatte Lady Agatha nie wieder gesehen. Nach London zurückgekehrt, war sie Tag und Nacht in ihrem dunklen Schlafzimmer geblieben, um die verschwundene vier Monate alte Tochter zu betrauern.
    Konnte das Mädchen, das jetzt auf ihn zuging, Lady Victoria sein? Wie sollte er die Wahrheit finden? Dann fiel ihm ein, was Dooley und die anderen Männer über Mary Rose Clayborne erzählt hatten. Stets würde sie für die Armen und Schwachen sorgen. Harrison begann einen Plan zu schmieden.
    Von nun an durfte er nicht mehr den gemeinsten Hurensohn mimen, der Blue Belle jemals heimgesucht hatte. Sonst würde er niemals Mary Rose Claybornes Interesse erregen. Deshalb musste er sich in einen naiven Großstädter verwandeln, der zu dumm war, um am Leben zu bleiben. Hoffentlich würde sie ihn nicht durchschauen.
    Sofort entdeckte Mary Rose Clayborne den Fremden. Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte er am Sims von Morrisons Schaufenster, ein hochgewachsener Mann mit dunkelbraunem Haar und ausdrucksvollen Augen. Sicher, er sah attraktiv aus, aber Äußerlichkeiten interessierten sie nicht. Irgend etwas schien ihn zu bedrücken. Vielleicht konnte sie ihm helfen. Sollte sie ihn ansprechen? Schon in der nächsten Sekunde verwarf sie diesen Gedanken, denn sie entdeckte seinen Waffengurt mit dem sechsschüssigen Revolver in der Halfter. War er nur in die Stadt gekommen, um ihren Bruder zu einem mörderischen Kampf zu verleiten? Bei Gott, wenn das stimmte, würde sie ihm gewiss nicht helfen, sondern ihn sogar eigenhändig erschießen, wenn es sein musste.
    Doch dann erkannte sie, dass sie vorschnelle Schlüsse zog. Es war wohl am besten, wenn sie ihn ignorierte. Sie wollte ihrem Bruder, der den Mehlsack schleppte, die Ladentür öffnen, doch da trat ihr der Fremde in den Weg. »An Ihrer Stelle würde ich jetzt nicht da hinausgehen, Madam.«
    »Nein?«
    Er schüttelte den Kopf. »Gewiss nicht.«
    Verwirrt starrte sie ihn an, und er lächelte. Was fand er denn so amüsant? »Warum soll ich nicht hinausgehen?«
    Bevor er antworten konnte, befahl der Blonde: »Mach die Tür auf, Mary Rose!«
    »Dieser Gentleman möchte uns nicht hinauslassen«, erklärte sie und zuckte die Achseln. »Leider weiß ich nicht, was das bedeuten soll.«
    Coles Augen verengten sich. »Hören Sie, Mister, es gibt einfachere Mittel und Wege, meine Schwester kennen zu lernen. Warten Sie, bis ich diesen Sack hinausgebracht habe. Dann erlaube ich Ihnen vielleicht, mit ihr zu reden.«
    Aber Mary Rose ließ nicht zu, dass er den Fremden hinters Licht führte. »Das wird er Ihnen nie gestatten. Mit Fremden darf ich nicht sprechen. Ich bin Mary Rose Clayborne. Und Sie?«
    »Harrison Stanford MacDonald.«
    Freundlich nickte

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