Rosehill 01 - Die Tochter des Lords
Hause.«
»Gib mir sofort mein Geld zurück! Das alles hast du schon vor unserer Wette gewusst!«
»Du hättest ja fragen können.«
Seufzend akzeptierte Douglas seine Niederlage und beobachtete, wie Mary Rose und der Fremde hinter der Ecke des Mietstalls verschwanden.
»Übrigens, Dooley hat Morrison erzählt, der Mann würde aus Schottland stammen und sei sehr gebildet«, fügte Cole hinzu.
»Also ein Städter?«
Cole nickte. »Mit seinem Schießeisen kann er nicht umgehen – und mit einem Messer sicher auch nicht. Oder hast du irgendeine Narbe in seinem Gesicht gesehen?«
»Keine einzige.«
»Vorhin habe ich mit ihm geredet. Er macht einen recht zivilisierten Eindruck, aber er ist nicht ganz richtig im Kopf. Stell dir vor, er wollte nicht auf Webster schießen – aus Angst, er könnte jemanden verletzen.« Douglas brach in schallendes Gelächter aus, und Cole wartete, bis sein Bruder sich beruhigt hatte. Dann fuhr er fort: »Wenn er auch nur einen Funken Verstand besäße, würde er keine Waffe tragen. Alle Leute, die ihn so sehen, müssen ihn doch für einen guten Schützen halten.«
»Was für eine Schande! So ein großer, gut gebauter Mann – und kann nicht schießen …«
»Ja, wirklich ein Jammer!«
»Wie heißt er denn?«
»MacDonald. Harrison MacDonald.«
11. Februar 1861
Liebe Mama Rose, in St. Louis gab’s Ärger. Ich trug Mary Rose auf der Hüfte. Da kam ein Mann angelaufen und versuchte, uns zu belästigen. Inzwischen hat die Kleine dichte Locken am ganzen Kopf und ist freundlich zu allen Leuten, die sie anschauen. Also lachte sie auch diesen Mann an und zeigte ihm ihre vier Vorderzähne. Misstrauisch musterte er mich und fragte, warum sie nicht so aussehen würde wie ich. Er wollte mir das Baby sogar wegnehmen, aber dann tauchte Cole auf. Und der sieht natürlich aus wie Mary Roses Bruder mit seinen blonden Haaren und blauen Augen. Wütend schrie er diesen Burschen an und sagte, er solle sich um seinen eigenen Kram kümmern.
Nach diesem Zwischenfall beschlossen wir weiterzureisen, irgendwohin, wo sich niemand in die Angelegenheiten anderer Leute einmischt. Adam glaubt, in der Prärie wären wir am besten aufgehoben. Also brechen wir unser Zelt ab und reiten morgen früh los. Schade, dass du uns nicht schreiben kannst, aber sobald wir uns irgendwo niedergelassen haben, schicken wir dir unsere Adresse.
Adam schaut mir über die Schulter und lässt dir ausrichten, wir würden uns bald ein richtiges Häuschen bauen. Hier im Zelt kriecht Mary Rose ständig auf dem Erdboden herum, der Schmutz klebt an ihren Händen und Füßen. Außerdem steckt sie sich Erdklumpen in den Mund, wenn wir nicht aufpassen. Keine Ahnung, warum sie das macht. Aber sie ist ein süßes kleines Ding. Wir wechseln uns ab, wenn wir sie wickeln und schlafen legen. Jede Nacht liegt sie bei einem von uns, und ich kann dir sagen – ich hab’s satt, klatschnass aufzuwachen. Alles pinkelt sie voll. Aber das ist wohl normal, oder?
Hoffentlich kommen wir bald mal zusammen, damit wir endlich wissen, wie unsere Mama aussieht.
Herzliche Grüße,
dein Lieblingssohn Douglas
3
Douglas fand das neue Wohlfahrtsprojekt seiner Schwester ungemein amüsant. Doch das änderte sich schlagartig, als er MacDonalds Pferd sah. Am liebsten hätte er ihn umgebracht, obwohl sich der Kerl nicht wehren konnte. Wenn der Hurensohn für den jämmerlichen Zustand dieses Hengstes verantwortlich war, dann verdiente er den Tod, bei Gott!
Die beiden Brüder waren im Wagen zum Mietstall gefahren. Dort erklärte der Besitzer, ein riesiger, rothaariger Dickwanst namens Simpson, Mary Rose und der Fremde seien nach hinten in den Corral gegangen. Cole wollte das Pferd seiner Schwester und sein eigenes holen, aber Simpson erbot sich freundlicherweise, die Stute und den Wallach zu satteln und auf die Straße zu führen.
Also lenkte Douglas das Gespann um die Ecke zum Corral, wo MacDonalds Pferd untergebracht war. Sobald der Wagen hielt, warf er seinem Bruder die Zügel zu und griff nach seiner Schrotflinte, die unter dem Kutschbock lag. Aber Cole war schneller, riss ihm die Waffe aus der Hand und warf sie nach hinten auf die Ladefläche. Natürlich wusste er, was Douglas dachte. »Erst mal solltest du rausfinden, was da los ist«, schlug er mit leiser Stimme vor. »Dann kannst du ihn immer noch abknallen.«
Douglas nickte, sprang vom Wagen und stürmte zum Corral. Am Zaun standen Mary Rose und MacDonald, die das Tier beobachteten.
Zunächst hatte
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