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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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gefährlich sein, Mary Rose, und Sie sollten nicht …«
    »Jetzt reden Sie genauso wie Adam«, fiel sie ihm ins Wort. »Verstehen Sie denn nicht, dass ich der Frau helfen muss?«
    Nun beschloss Harrison, das Thema zu wechseln. »Ich würde gern in diesem Tal bleiben, und ich glaube, genauso könnten Sie sich in Schottland oder England einleben.«
    »Warum? Weil mich die Landschaft an meine Heimat erinnern würde? Das bezweifle ich. Ich könnte ja auch keinen Mann lieben, nur weil er mich an einen anderen erinnert.« Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: »Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen? Wenn Sie nicht wollen, müssen Sie nicht antworten.«
    »Was möchten Sie wissen?«
    »Haben Sie schon viele Frauen geküsst?«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte er verwirrt.
    Natürlich konnte sie nicht die Wahrheit gestehen. Jedes Mal, wenn sie ihn anschaute, träumte sie von einem Kuss. »Oh, ich bin nur neugierig. Nun? Haben Sie viele Frauen geküsst?«
    »Ich denke schon.«
    »Denkt man vor dem ersten Kuss nach? Oder tut man’s ganz spontan?«
    »Seltsam, worüber Sie sich den Kopf zerbrechen …« Inzwischen hatten sie die Schlafbaracke erreicht, und er legte eine Hand auf den Türknauf. »Wie ich bereits sagte – bei mir steht der Verstand an erster Stelle, nicht die Gefühle. Bevor ich handle, denke ich immer nach.«
    Mary Rose seufzte enttäuscht. »Offensichtlich sind Sie ein sehr disziplinierter Mensch.«
    »Ja, und das finde ich sehr richtig.«
    »So diszipliniert bin ich nicht.«
    Das hatte er schon bemerkt. Er öffnete die Tür und wollte Mary Rose den Vortritt lassen, aber sie überquerte die Schwelle nicht.
    »Da drinnen stehen zwölf Betten. Heute nacht schlafen Sie allein. Wenn Sie irgendetwas brauchen, geben Sie uns bitte Bescheid.«
    »Wo soll ich mein Pferd unterbringen?«
    »In der ersten Box zur Linken. Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?« Sie stand dicht vor ihm, und im Mondlicht schimmerten ihre Augen wie Saphire. Ihren Mund wagte er nicht zu betrachten, aus Angst, die Beherrschung zu verlieren.
    »Ja?«, erwiderte er.
    Seine Stimme klang spröde und belegt, doch das schien Mary Rose nicht zu bemerken. Offensichtlich erkannte sie auch nicht, welche Wirkung sie auf ihn ausübte, denn sie legte unbefangen eine Hand auf seine Brust. Sein Herz begann wie rasend zu schlagen. »Könnten Sie darüber nachdenken, ob Sie mich küssen werden?«
    Die ganze Zeit hatte er an nichts anderes gedacht.
    »Nein, verdammt noch mal!«
    Verlegen ließ sie ihre Hand sinken. Warum führte er sich so sonderbar auf? Als würde sie ihn bitten, eine Ziege zu küssen! Nun hatte sie sich lächerlich gemacht, und sie musste versuchen, wenigstens einen Teil ihrer Würde zu wahren. Am liebsten hätte sie ihre Röcke gerafft und wäre zum Haus gelaufen. Aber sie wollte sich nicht wie ein Kind benehmen. Und so zwang sie sich, in Harrisons Augen zu schauen. »Finden Sie den Gedanken, mich zu küssen, so abstoßend?«
    »Nein!«, fauchte er erbost, und vorsichtshalber beschloss sie, ihm keine weiteren Fragen zu stellen.
    »Gute Nacht, Harrison. Schlafen Sie gut.«
    Wusste dieses alberne Mädchen denn nicht, dass er kein Auge zutun würde? Er lehnte am Türpfosten und schaute ihr nach, während sie zum Hause schlenderte, lässig und unbeschwert. Wäre sie auch so blasiert, wenn er ihr erzählte, wozu ihn ihre süßen Lippen beinahe provoziert hätten?
     
    4. August 1862
    Liebe Mama Rose, letzte Woche sind wir furchtbar erschrocken. Mary Rose wurde krank. Schon den ganzen Tag lang war sie schlecht gelaunt gewesen, und das passte nicht zu ihr. Normalerweise ist sie so nett und fröhlich. Aber am Dienstag verwandelte sie sich plötzlich in eine Furie. Douglas hatte ihre Lieblingsdecke gewaschen, die sie immer bis zu ihrer Nase hochzieht, wenn sie am Daumen lutscht. Und als sie die Decke an der Wäscheleine hängen sah, bekam sie einen Tobsuchtsanfall, den wir nie vergessen werden. Ihr schrilles Geschrei gellt uns immer noch in den Ohren. Statt ihr Mittagsschläfchen zu halten, heulte sie in einem fort. Nicht einmal Adam konnte sie trösten, und abends wollte sie nichts essen. Sonst hat sie einen guten Appetit, und deshalb merkten wir, dass da irgendwas nicht stimmte. Mitternacht hatte sie hohes Fieber.
    Wir saßen abwechselnd bei ihr und kühlten ihr die Stirn mit einem nassen Lappen. Und jeder, der nicht gerade ihre Hand hielt, rannte aufgeregt herum. Das Fieber dauerte drei Tage und drei Nächte. Wie klein und

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