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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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erweckt, um an Mary Rose heranzukommen, die sich so rührend um ihre hilflosen Mitmenschen kümmerte. Nun bereute er seine Komödie, weil er sich wünschte, das schöne Mädchen würde ihn für einen tapferen, starken Mann halten.
    Verdammt, was war nur los mit ihm? Während er zum Haus ging, versuchte er sich auf den eigentlichen Grund zu konzentrieren, der ihn nach Montana geführt hatte. Lady Victoria. Inzwischen hegte er keine Zweifel mehr. Mary Rose war Lord Elliotts verschollene Tochter. Könnte er sie doch einfach über MacHughs kraftvollen Rücken werfen und nach England bringen, wo sie hingehörte.
    Aber sein Weg wurde von mehreren Hindernissen versperrt. Erst einmal musste er herausfinden, wer die Entführung geplant hatte. Solange er den Schuldigen und seine Helfershelfer nicht entlarvte, schwebte die Familie Elliott in großer Gefahr.
    Ein weiteres Hindernis, das sich der Wiedervereinigung des unglücklichen Vaters und der Tochter entgegenstellte, bildeten die Clayborne-Brüder.
    Zum Teufel, wenn sie ihm bloß nicht so sympathisch wären! Sogar Cole mit seinen lächerlichen Lebensanschauungen wuchs ihm allmählich ans Herz. Und er bewunderte die offensichtliche Liebe aller vier Brüder zu ihrer kleinen Schwester, die Loyalität, die sie einander bewiesen. Keiner würde Mary Rose kampflos gehen lassen.
    Was soll ich nur tun?, fragte sich Harrison bedrückt. Mary Rose würde ihm keine Schwierigkeiten bereiten und sich in ihr unvermeidliches Schicksal fügen. Zumindest glaube er das. Sicher, sie beabsichtigte den Rest ihres Lebens in diesem Tal zu verbringen, doch sie würde sich anders besinnen, sobald sie erfuhr, dass ihr Vater in England auf sie wartete. Ihr gutes Herz musste sie veranlassen, den Mann wenigstens kennen zu lernen. Ob sie dann bei ihm bleiben würde – das war Lord Elliotts und nicht Harrisons Problem.
    Als er um die Hausecke bog und zur Küchentür ging, sah er Mary Rose in die entgegengesetzte Richtung laufen. Da sie den kleineren Stall auf Umwegen ansteuerte, erriet er, dass sie nicht beobachtet werden wollte. An ihrem Arm hing ein brauner Korb.
    »Guten Morgen, Harrison!«, rief Travis hinter ihm.
    Er drehte sich um. »Guten Morgen. Warum hat’s Ihre Schwester so eilig?«
    »Oh, sie versucht sich unbemerkt davonzuschleichen«, erwiderte Travis lächelnd, »aber ich weiß, was sie will. Ein paar Minuten gebe ich ihr noch Zeit, dann folge ich ihr. Adam wird sich mächtig ärgern, wenn er’s rausfindet.«
    »Was denn?«
    »Dass sie die verrückte Cornelia besuchen möchte.«
    »Diese Frau, die den Indianerangriff überlebt hat?«
    »Das wissen Sie?«
    »Ihre Schwester erwähnte es gestern Abend.«
    »Ja, das ist Corrie. Angeblich ist sie hoffnungslos dem Wahnsinn verfallen. Das wären Sie sicher auch, wenn man Sie skalpiert hätte. Jetzt wagen sich nicht einmal mehr die Indianer in Corries Nähe, weil sie Angst vor ihr haben. Genau wie die Leute in Blue Belle. Die wollen ihre Hütte niederbrennen. Einmal glaubte ein Trapper, dass Häuschen wäre verlassen, und als er zur Tür ging, schoß sie ihm beinahe den Kopf mit ihrer Schrotflinte weg. Seit dem Überfall verschanzt sie sich da draußen, und das ist jetzt schon fünfzehn Jahre her. Aber obwohl sie so gefährlich ist, will Mary Rose sie besuchen, weil sie sich einbildet, die Frau würde eine Freundin brauchen. Adam hat’s ihr verboten. Natürlich hört sie nicht auf ihn.« Travis ging davon und rief über die Schulter: »Sagen Sie meinen Brüdern, wo ich bin, ja?«
    Harrison freute sich, weil der junge Mann so gut auf seine Schwester aufpasste. Doch dies war der letzte angenehme Augenblick in dieser ganzen Woche. So lange brauchte er, bis er lernte, wie man wilde Mustangs zuritt. Immer wieder wurde er aus dem Sattel geworfen und zutiefst gedemütigt, was die Clayborne-Familie köstlich amüsierte. Sein Körper war mit blauen Flecken übersät. Natürlich tauchte Cole jedes Mal, wenn Harrison am Boden landete, in der Nähe des Corrals auf und brüllte vor Lachen.
    Am liebsten hätte Harrison ihn umgebracht, aber dazu hätte es eines Kraftakts bedurft, der ihm kläglich misslungen wäre. Er wusste nicht, welche Tageszeit er am schlimmsten fand. Abends taten ihm alle Knochen weh, morgens fühlte er sich, als hätte bereits die Totenstarre eingesetzt. Wie ein alter, krummbeiniger Mann wankte er umher.
    Eines Abends kam Mary Rose in die Schlafbaracke. Glücklicherweise trug er immer noch seine Hose. Er hatte nur das zerrissene Hemd

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