Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
diese Zeilen gefunden hat«, warf Cole ein. »Jedenfalls brauchte er einige Stunden, um sie abzuschreiben und zu rahmen. Und er setzte den Verfasser drunter, damit die Leute nicht glauben, er würde vorgeben, diese klugen Worte stammten von ihm.«
    »Ich habe sie sehr oft gelesen, und wahrscheinlich kann ich sie sogar auswendig.«
    »Das wollen wir hören.« Obwohl Harrison diese Herausforderung kindisch fand, nahm er sie an. »›Kein Mensch ist eine Insel …‹« Nur ein einziges Mal ließ ihn sein Gedächtnis im Stich, und Adam half ihm aus der Klemme. Bewundernd lächelte er Harrison an, der den ältesten Clayborne viel netter fand als die anderen.
    »Gut gemacht!« Mary Rose lobte ihn wie eine stolze Lehrerin ihren besten Schüler, und er kam sich wie ein Idiot vor. »Übrigens, die Liebe zur Literatur ist nichts das einzige Interesse, das Sie mit Adam verbindet. Er spielt auch Klavier.«
    »Warum musstest du ihm das erzählen«, fauchte Cole.
    »Heute Abend benimmst du dich unmöglich, Cole«, schimpfte sie. »Harrison ist unser Gast. Würdest du dich freundlicherweise daran erinnern?«
    »Du musst mir nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe, Sidney.«
    »Oh, du bist unerträglich«, flüsterte sie.
    Harrison verstand nicht, was da geschah. Jedenfalls hätte Cole vom Stuhl fallen müssen, wenn Blicke töten könnten. »Warum nennen Sie Ihre Schwester Sidney?«
    »Weil sie sich so albern aufspielt!«, stieß Cole hervor.
    »Tatsächlich?«
    »Hören Sie, hier draußen ist es gefährlich, Fragen zu stellen.«
    Harrison begann zu lachen, und diese Reaktion hatte Cole offensichtlich nicht erwartet. »Was amüsiert Sie denn so?«
    »Sie, Cole. Seit einer Stunde bombardieren Sie mich mit Fragen.«
    »Das ist unser Haus. Hier stellen wir die Regeln auf, Sie nicht.«
    »Deine Gastfreundschaft lässt sehr zu wünschen übrig …«, begann Mary Rose und hätte Cole noch weitere Vorwürfe gemacht, aber Adam beugte sich vor und schaute sie an. Sofort verstummte sie. Dann wandte er sich zu Cole, der ebenfalls den Mund hielt.
    Offenbar hatte Adam einen Waffenstillstand gefordert, ohne ein einziges Wort zu sagen. Das beeindruckte Harrison.
    Es dauerte eine Weile, bis der älteste Clayborne das Schweigen brach. »Wenn Sie nicht zu müde sind, Harrison, würde ich gern etwas über Schottland erfahren. Ich war noch nie im Ausland, und ich unternehme nur Reisen mit der Hilfe meiner Bücher.«
    »Möchtest du einmal nach Schottland fahren?«, fragte Mary Rose.
    »Ja, natürlich. Aber zuerst will ich meine Heimat sehen.«
    »Und wo liegt Ihre Heimat?«, wollte Harrison wissen.
    »In Afrika. Meine Hautfarbe ist Ihnen sicher aufgefallen.«
    »Wurden Sie in Afrika geboren?«
    »Nein, in den Südstaaten, als Sklave. Meine Eltern erzählten mir wundervolle Geschichten über ihre Ahnen und das Dorf, aus dem sie stammten. Dieses Land würde ich gern sehen, bevor ich sterbe.«
    »Wenn es noch existiert«, gab Cole zu bedenken. »Die meisten Dörfer wurden niedergebrannt.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Schottland würde Ihnen gefallen«, versicherte Harrison. »In unserem Hochland gibt es so ähnliche Berge und Täler wie hier.«
    »Erzählen Sie uns davon«, bat Travis.
    Diesen Wunsch erfüllte Harrison nur zu gern. Er beschrieb die Ländereien, wo er aufgewachsen war, und fügte hinzu: »Das Bett meines Vaters stand direkt am Fenster, damit er sein Land betrachten konnte.«
    »War er krank?«, fragte Cole.
    »Ja.«
    »Wie lange?«
    »Solange ich denken kann. Warum interessiert Sie das?«
    Zerknirscht erinnerte sich Cole an seine Frage, warum Harrisons Vater dem Jungen nicht gezeigt hatte, wie man seine Fäuste gebrauchte. Nun kannte er den Grund. Dazu war der arme Mann nicht fähig gewesen. »Oh, ich bin nur neugierig. Warum musste Ihr Vater im Bett liegen?«
    »Eine Kugel durchbohrte sein Rückgrat.«
    Bestürzt zuckte Cole zusammen. »Also war er gelähmt?«
    »Ein Unfall?«
    »Nein«, lautete die knappe Antwort.
    »Und Sie blieben bei ihm, auch später, als Sie alt genug waren, um wegzugehen?«
    Diese Frage erschien Harrison geradezu obszön. »Ja, ich blieb bei ihm. Um Himmels willen, ich war sein Sohn!«
    »Wären Sie ans Bett gefesselt gewesen, hätte er sicher nicht bei Ihnen ausgeharrt. Nur die wenigsten Väter würden so etwas tun.«
    »Da irren Sie sich. Meiner hätte mir sicher beigestanden.«
    »Nun, Sie haben nur Ihre Pflicht getan, Harrison.«
    »Für mich war das keine Pflicht«, entgegnete Harrison gekränkt. »Und wenn

Weitere Kostenlose Bücher