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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nett von Ihnen, Eleanors Launen zu ertragen. Manchmal benimmt sie sich unmöglich, das weiß ich. Im Internat war sie meine Zimmergenossin. Tut mir Leid, dass sie Ihnen solche Unannehmlichkeiten gemacht hat.«
    »Nicht nur das, Miss Mary! Sie hat mir Angst und Schrecken eingejagt, ich schäme mich nicht, das einzugestehen.«
    Ungeduldig verdrehte Cole die Augen. »Am besten zünden wir den Wagen an. Dann wird sie sofort rausspringen. Ich kaufe Ihnen einen neuen, Clive.«
    Um das Schlimmste zu verhindern, eilte Mary Rose entschlossen zum Wagen, während Clive zu den Verandastufen zurückwich. Sie klopfte an die Tür und versuchte vergeblich, sie zu öffnen. »Eleanor, da bin ich – Mary Rose! Bitte, mach endlich die Tür auf!«
    Sofort hörte sie ein Klicken. Der Riegel wurde zurückgeschoben, sie riss den Wagenschlag auf und kletterte hinein, dann warf sie ihn hinter sich zu, bevor irgendjemand in die Kutsche spähen konnte.
    Zwischen den zugezogenen Vorhängen fiel genug Licht herein, und beim Anblick ihrer einstigen Zimmergefährtin wurde Mary Rose von Gewissensbissen geplagt, weil sie so furchtbare Geschichten über das arme Mädchen erzählt hatte. Eleanor schaute völlig verängstigt drein, drückte sich in eine Ecke und zitterte am ganzen Körper. Tränen rollten über ihre Wangen.
    Mary Rose setzte sich ihr gegenüber, wollte sich vorbeugen und die Hand der unerwarteten Besucherin ergreifen. Erst jetzt entdeckte sie den Revolver, den Eleanor umklammerte, und starrte direkt in die Mündung. Darüber erschrak sie nicht. Sie wurde nur ein bisschen nervös. »Wann hast du diese Waffe gekauft?«
    »Letzte Woche.«
    »Weißt du, wie man damit umgeht?«
    »Noch nicht, aber ich werde es lernen.«
    »Solche Schießeisen sind gefährlich, Eleanor, und du solltest keins bei dir tragen.«
    »Ich habe mir das Haar abgeschnitten. Gefällt’s dir?«
    Diese Frage verblüffte Mary Rose keineswegs. Schon immer war Eleanor egozentrisch gewesen, und sie nahm ihr Aussehen wichtiger als alles andere – nicht einmal ihre Angst konnte etwas daran ändern. Mit ihren ausdrucksvollen grünen Augen sah sie zauberhaft aus. Ihre dunkelbraunen Locken, früher schulterlang, bedeckten jetzt nur die Ohren.
    »Ja, deine neue Frisur ist sehr hübsch.« Mary Rose sprach im Flüsterton, um das Mädchen nicht zu alarmieren. Vorsichtig griff sie nach dem Revolver und drehte den Lauf nach unten, dann entwand sie ihn den Fingern ihrer Freundin, die sich nicht wehrte. »Jetzt musst du dich nicht mehr fürchten. Du bist in Sicherheit. Alles wird gut.«
    »Gar nichts wird gut. Nie wieder kann es so sein wie früher Ich wollte nicht hierher kommen, du weißt doch – wie sehr ich so primitive Zustände hasse.«
    »Wenn du nicht herkommen wolltest, warum hast du’s dann getan?«
    »Weil ich nicht wusste, wohin ich mich sonst wenden sollte.«
    Neue Tränen glänzten in Eleanors Augen.
    »Wolltest du deinen Vater nicht nach Europa begleiten, nachdem du die Schule abgeschlossen hattest?«
    »Das war eine Lüge«, gestand Eleanor. »Vater rannte einfach davon, ohne mir irgendetwas zu sagen.«
    »Wieso?«
    »Ein paar Polizisten kamen ins Internat, um mich zu verhören, und da erfuhr ich, was Vater verbrochen hatte. Natürlich musste ich die Schule verlassen. Die Direktorin war wütend. Offenbar hatte Vater ihr versprochen, einen Anbau zu finanzieren.«
    »Aber sie konnte dich doch nicht einfach hinauswerfen!«, protestierte Mary Rose.
    »Doch, das tat sie. Zuletzt war das Schulgeld nicht mehr bezahlt worden. Die Beamten erzählten mir, Vater habe seine Klienten jahrelang bestohlen. Mit diesem Geld bestritt er die hohen Kosten für seinen luxuriösen Lebensstil, seine elegante Kleidung. Stets richtete er sich nach der neuesten Mode. In seinem Schrank hingen mindestens fünfzig Anzüge. Ständig umgab er sich mit jungen Frauen. Mich wollte er nicht in seiner Nähe haben, weil ich ihn an sein Alter erinnerte, und so steckte er mich ins Internat. Nie hat er mich geliebt. Meine Mutter wurde schwanger, um ihn vor den Traualtar zu schleppen, und dann starb sie bei meiner Geburt. Aber sie trug einen Ring am Finger, also war sie sicher glücklich und zufrieden.«
    Entsetzt hörte Mary Rose zu, und ihr Herz flog Eleanor entgegen. Aber sie war taktvoll genug, um ihr Mitleid nicht zu zeigen. »Und ich dachte, du würdest ein aufregendes Leben mit deinem Vater führen und in den Ferien weite Reisen in exotische Länder unternehmen …«
    »Nie bin ich irgendwohin

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