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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Ponts de Cé und seinem Bruder, dem Marquis von Richelieu, das von Angers.
    Doch diese Ernennungen, die Richelieus Position am Hof der Königinmutter glänzend festigten, wurden ihm, Ironie des Schicksals,
     zum Anlaß einer großen Betrübnis. Der Marquis de Thémines, Gardehauptmann der Königin, der ihr im Louvre treu gedient hatte
     und ihr nach Blois in die Verbannung gefolgt war, fühlte sich tief gekränkt, daß nicht er das Gouvernement von Angers zum
     Lohn für seine Dienste erhielt. Rauh und unbeherrscht, nahm der Mann in seiner Enttäuschung kein Blatt vor den Mund. »Diese
     Saukerle von Gouverneuren!« wetterte er, »die ruinieren doch die arme Fürstin.«
    Unglücklicherweise wurden seine Worte weitergesagt. Der Marquis von Richelieu bestellte Thémines auf die Wiese. Obwohl sie
     verraten wurden und die Königin zwischen den Duellanten Frieden stiften wollte, blieb die Versöhnung nur Schein. Unaufhörlich
     suchten beide Widersacher einander in den folgenden |213| Tagen. Das Treffen hatte am achten Juli 1619 am Fuß der Zitadelle von Angoulême statt. »Marquis!« schrie der Marquis von Richelieu
     Thémines zu, »runter vom Pferd! Jetzt heißt es sterben!« Wie hätte er voraussehen können, daß dieses schlimme Wort für ihn
     selber galt? Wenige Augenblicke später fiel Richelieus älterer Bruder, die Klinge des Gegners im Herzen.
    Dieser Tod verminderte aber die Macht des Bischofs von Luçon im Haus der Königin nicht, in gewissem Sinn stärkte er diese
     noch. Denn Maria von Medici ernannte Richelieus Onkel zum Gouverneur von Angers, und Thémines, der sich von der Bühne seiner
     traurigen Heldentat lieber zurückzog, mußte seine Gardehauptmannschaft an den Schwager unseres Bischofs, den Marquis de Brézé,
     verkaufen.
    Wenig später, im September 1619, ließ Richelieu die Justizverwaltung von Anjou an Michel de Marillac übertragen, das Finanzsekretariat
     an Claude Bouthillet und das Amt des Almoseniers der Königin an dessen Bruder, Sébastien Bouthillet. Außer Marillac, ein zu
     unabhängiger Geist und Charakter, um Richelieu ewig mit Leib und Seele ergeben zu sein, waren alle, die in Anjou einen Anteil
     der Macht erhielten, entweder Verwandte oder Geschöpfe des Bischofs von Luçon.
    Dennoch war Richelieus Einfluß auf die Königin nicht absolut und nicht unbestritten. Ruccellai hatte sich an den Königshof
     geflüchtet, Épernon verschanzte sich in seinem Gouvernement Angoulême, als einziger Opponent blieb Chanteloube, der eine harte
     Politik gegenüber Ludwig vertrat. Er wahrte die Position der Stärke im Kronrat, und wenn die Ohren der Königinmutter sich
     der Weisheit Richelieus dann und wann verschlossen, hörten sie nur zu gern Chanteloubes Pläne von Gewalt und Rache.

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    |214| NEUNTES KAPITEL
    Ein knappes Jahr nach dem Vertrag von Angoulême und der Aussöhnung der Parteien kam es zum zweiten Krieg zwischen Mutter und
     Sohn. Und er war weit ernster als der erste, weil mehrere Große des Reiches sich unter Marias Banner scharten.
    Wie ich mich erinnere, behauptete La Surie, dieser zweite Krieg sei sowieso unvermeidlich gewesen. Ludwigs Groll gegen seine
     Mutter saß zu tief von Kind auf, und seine Mutter war von einem so unwandelbaren Hochmut und einer solchen Unvernunft besessen,
     daß sie es einfach nicht ertrug, das Szepter verloren zu haben, und sei es zugunsten des rechtmäßigen Königs.
    »Wenn ein Ereignis eingetreten ist«, sagte mein Vater, »neigt man leicht zu der Ansicht, es sei unvermeidlich gewesen. Aber
     nach dem Vertrag von Angoulême gab es laut Pierre-Emmanuel keinen Zweifel, daß der König nicht aufrichtig wünschte, die Königinmutter
     würde zurückkehren an den Hof.«
    »Aufrichtig?« fragte La Surie.
    »Laßt es mich erläutern«, sagte ich. »Für mein Gefühl war dieser Wunsch zugleich eine öffentliche Geste des guten und frommen
     Willens gegenüber der Mutter und politisches Kalkül.«
    »Politisches Kalkül?« fragte La Surie mit großen Augen.
    »Unbedingt«, sagte mein Vater lächelnd. »Wenn Ihr mir eine Metapher gestatten wollt, würde ich sagen: Der König wollte Maria
     lieber in seiner Kutsche haben, damit sie draußen nicht die Räuber zusammenrottete, um die Kutsche zu überfallen.«
    »Herr Marquis«, La Surie lachte, »soll ich den Herzögen und Pairs des Reiches petzen, daß Ihr sie Räuber genannt habt?«
    »So sehr dürfte sie das nicht einmal überraschen«, bemerkte mein Vater amüsiert. »Erinnert Euch nur, wie die

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