Rosen des Lebens
in den Schutz
ihrer Waffen zu stellen.«
Wie hätte man hiernach Richelieu der Lauheit oder des Doppelspiels zeihen können? Und dabei wußte Richelieu, daß seine Empfehlung,
die Königin mächtig zu bewaffnen, keinerlei Gefahr für die Interessen des Königs bedeutete, denn das Risiko, Gehör zu finden,
war gleich null. Épernon war der einzige, der zugleich genug Geld hatte, um Truppen aufzustellen, und genug Kompetenz, sie
zu befehligen. Aber der Herzog dachte nicht im entferntesten daran, allein die königliche Armee anzugreifen. Verbittert vielmehr,
daß die anderen Herzöge und Pairs nicht den kleinen Finger rührten, um ihm beizustehen, fragte er sich wohl eher, wie er seine
Nadel aus dem Spiel ziehen sollte. |209| Denn Seine Majestät hatte drei Armeen aufgeboten: Die eine im Osten verbot dem Herzog von Bouillon jede Regung und belagerte
die Festung Metz, wo es Épernons Sohn sehr unbehaglich wurde. Die zweite in der Guyenne hielt die Protestanten in Schach,
und die dritte und für Épernon bedrohlichste war unter Graf Schomberg im Anmarsch auf Angoulême.
Tatsächlich beließ es Épernon bei Scheinaktionen. Weil Uzerches die Straße nach Angoulême verteidigte, hatte er dorthin eine
Handvoll Männer gestellt. Als er nun erfuhr, daß Schomberg sich anschickte, die Festung anzugreifen, gab er vor, sich ihm
mit fünfhundert Reitern und zweitausend Mann Fußvolk entgegenzuwerfen, verspätete sich damit aber derart, daß am selben Tag,
als er von Angoulême aufbrach, Uzerches schon genommen war. Also kehrte Épernon um. Den Hauptmann, den er dorthin gestellt
und der soeben kapituliert hatte, brachte er mit.
Die Räte der Königin nun, die Richelieu die Gelegenheit geboten hatten, ihnen auf den Kopf zuzusagen, sie hätten das ganze
Gegenteil von dem getan, was sie hätten tun sollen, juckte das Leder von diesem Rüffel, und ihr Groll gegen Richelieu wuchs
mit jedem Tag. Als sie erfuhren, daß die Königin ihn zum Kanzler ernennen wollte, hielten sie ihr vor, sie habe die Siegel
dem Abbé Ruccellai versprochen. Obwohl sie leugnete, dem Abbé jemals ein solches Versprechen gegeben zu haben, bat Richelieu
sie dennoch, ihm dieses Amt nicht zu geben, wenigstens im Augenblick nicht, und das Wohlwollen, das sie für ihn hege, nicht
so deutlich zu zeigen.
Als die Intriganten von Richelieus Ablehnung hörten, bildeten sie sich ein, er sei feige und schickten ihm einen Edelmann,
um ihm in erlesenen Worten zu sagen, er täte besser daran, in sein Bistum zurückzukehren, anstatt in Angoulême zu bleiben,
wo er sich eine Menge Feinde machen werde. Dieser Edelmann gehörte zum Gefolge Épernons, dessen gewalttätiger Ruf nicht mehr
zu überbieten war, und obwohl das Vieraugengespräch mit seinem Abgesandten sehr höflich verlief, stellte es ein Ultimatum
dar, das Richelieu seinerseits mit vollendeter Höflichkeit ablehnte.
Die Königin, sagte er, sei ebenso seine wie die Herrin derer, die bei ihr weilten. Er sei nach Angoulême nicht ohne die Zustimmung
Ihrer Majestät gekommen, und er ginge nur auf |210| ihren Befehl. Im übrigen, fügte er hinzu, könne er niemanden zwingen, ihn zu lieben. Doch könnte er denjenigen, die ihm künftig
einiges Wohlwollen entgegenbrächten, bei Gelegenheit nützlich sein.
Kurz, Richelieu verwarf das Ultimatum, das ihn aufforderte zu verschwinden, und gleichzeitig reichte er seinen Gegnern anmutig
einen Ölzweig. Verlorene Liebesmüh! Keinen Strohhalm hätten sie von ihm genommen, so sehr brodelte der Haß der Kleingeister
und Ränkeschmiede gegen ihn. Tatsächlich tummelten sich in Marias Kronrat zu Angoulême aber nicht eine, sondern drei Grüppchen,
die um den Herzog von Épernon, die von Ruccellai und die eines dritten namens Chanteloube, der nicht ganz so tollköpfig war
wie die beiden ersten, aber alle drei wollten bei der Königinmutter die Rolle eines Concini spielen und ertrugen es nicht,
daß Richelieu in ihrer Gunst wachsenden Raum einnahm.
Weil man Richelieu nicht zur Abreise bewegen konnte, beschloß der Rat nahezu einstimmig, die Königin solle ihn aus ihren Reihen
wieder ausschließen. Maria fühlte sich in ihrer Autorität verletzt und wiederholt verletzt. Sie weigerte sich. Je eifriger
man Luçon von ihr zu trennen suchte, desto mehr hielt sie an ihm fest. Ihre Zornesausbrüche hatten schon zu Lebzeiten des
seligen Königs und sogar in seiner Gegenwart die Mauern des Louvre erschüttert, sie konnte sich nicht
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