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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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daher, weil man von Euch gesprochen
     hat, oder vielmehr gegen Euch, so sehr stört Eure Ankunft. Die Meinung der Herren ist quasi einhellig die, daß ich Euch nicht
     erlauben dürfe, unter ihnen zu sitzen. Sie sagen, da Ihr von meinem Sohn aus der Verbannung zurückgerufen wurdet, könntet
     Ihr nur die Interessen des Königs gegen die meinen vertreten, denn dies sei in den Verhandlungen Eure Rolle.«
    »Madame, glaubt Ihr das?« sagte Richelieu, indem er sich zu ihr hinbeugte.
    »Ganz und gar nicht.«
    »Und Ihr habt recht, Madame. Seid versichert, daß ich hier keinen anderen Willen haben werde als den Euren. Bitte, sagt |207| es diesen Herren morgen, und sagt ihnen auch, daß ich nicht unter ihnen zu sitzen noch mich in die laufenden Angelegenheiten
     einzumischen wünsche. Die sind von ihnen begonnen worden. Es erscheint mir nur vernünftig, daß sie sie auch vollenden.«
    Als Richelieu mir dieses Gespräch später zu erzählen geruhte oder es mir vielmehr für seine Memoiren diktierte, dachte ich,
     mit welch einem Meisterstreich er seinen Anfang in Angoulême eingeleitet hatte. Denn in diesen Kronrat einzutreten, der von
     Zänkereien, Intrigen und Rivalitäten nur so brodelte, hätte geheißen, alle Räte gegen sich zu haben. Indem er draußen blieb,
     stellte er sich
de facto
über sie, gehorsam allein, wie er mit sanftem Schnurren sagte, dem Willen der Königin, der sich in nicht allzu ferner Zeit
     nur in den seinen verwandeln konnte.
    »Schön, meine Herren«, sagte die Königin am nächsten Tag zu ihren Räten, »Ihr bekommt, was Ihr wolltet. Der Bischof von Luçon
     will niemandem Ärger bereiten. Er gedenkt nicht unter Euch zu sitzen.«
    Sie hatte Richelieu gebeten, sie bei Ausgang des Rates in ihrem Zimmer zu erwarten, und sowie er zu Ende war, begab sie sich,
     so schnell ihr Gewicht es erlaubte, zu ihm.
    »Mein Freund, Eure Ablehnung, unter ihnen zu sitzen, hat sie überrumpelt«, sagte sie ein wenig atemlos. »Noch nie sah ich
     Leute so entgeistert, und jetzt wollen sie das Gegenteil von dem, was sie gestern wollten.«
    »Und was, Madame?«
    »Daß Ihr mit ihnen beratet und ihnen Eure Meinung zu den Verhandlungen sagt.«
    »Also gut, sei es drum, Madame, sei es drum«, sagte Richelieu lächelnd. »Man soll den reuigen Sünder nie zurückstoßen.«
    In Wahrheit war er zu schlau, die Falle nicht zu wittern, die man ihm stellte. Der Rat hoffte, daß er es aus Furcht, Ludwig
     zu mißfallen, der sein Exil beendet hatte, nicht wagen werde, allzu kühn für den Vorteil der Königin einzutreten, und daß
     er sich dadurch in den Augen seiner Gönnerin bloßstellen werde.
    Ich vermute, Richelieu amüsierte sich köstlich, als er anderntags unter den Mitgliedern des Kronrats Platz nahm und den Sanftmütigen,
     Harmlosen und Schweigsamen spielte. Denn |208| zunächst hielt er den Mund oder antwortete höchstens mit zwei, drei Worten, oder er umging die Antworten durch Achselzucken,
     ratlose Blicke oder undeutliches Gemurmel. Diese gespielte Schüchternheit erkühnte den Rat, ihm schließlich gewissermaßen
     Zwang anzutun und ihm sein Wort zu den laufenden Verhandlungen mit dem König abzufordern.
    Nun hielt Richelieu eine kleine Rede, die sowohl ein Muster an politischem Geschick wie ein Meisterwerk der Ironie war, auf
     Sammetpfoten begann und mit einem Tatzenhieb endete.
    »Meine Herren«, sagte er, »ich kenne die Einzelheiten dieser Verhandlungen nicht. Ich weiß auch nicht, welche Verbindungen
     Ihre Majestät die Königin innerhalb oder außerhalb des Reiches hat. Ich bitte Euch also, Ihr mögt es nicht seltsam finden,
     wenn ich die Dinge falsch sehe, und mir meinen Freimut vergeben, wenn er Euch verletzt. Aber wenn ich nach dem wenigen urteile,
     das ich hierüber weiß, will mir scheinen, meine Herren, daß die Angelegenheiten Ihrer Majestät der Königin sehr viel besser
     liefen, wenn man das ganze Gegenteil täte von dem, was Ihr getan habt. Denn einerseits las ich die Entwürfe verschiedener
     Briefe, welche die Königin auf Euren Rat hin an den König und an die Minister schrieb, und fand sie sehr scharf und sehr verletzend.
     Und andererseits sehe ich um die Königin nur sehr wenige Kriegsleute, die sie verteidigen könnten, und weiß auch nicht, ob
     man sich bemüht, ihrer mehr zu rekrutieren. Meines Erachtens sollte man also das ganze Gegenteil von dem tun, was Ihr getan
     habt: höflich an den Hof schreiben, um die Geister zu besänftigen, und sich mächtig bewaffnen, um die Königin

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