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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Niederlande,
     nahm alle Kraft zusammen und machte ihr einen Sohn. Und was den Hof wie uns alle später unfaßlich dünkte, war, daß dieser
     zänkische, wetterwendische und weinerliche Prinz der Erzeuger des Großen Condé war, dessen Talente und kriegerische Taten
     die Welt in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts in Erstaunen setzten.
    |217| Eine Ruhmesstunde hatte unser kleiner Condé aber doch im Jahr 1617. Nachdem die Regentin die Loyalität der Großen abermals
     mit Säcken von Gold erkauft und diese zurück nach Paris geholt hatte, ernannte sie ihn zum Präsidenten des Kronrats, und zwar
     zum federführenden, das heißt, daß er die Dekrete des Kronrats an Stelle der Königinmutter unterzeichnete. Dies geschah mit
     der Zustimmung Concinis, der Condé stets geschont hatte, weil er ihn für seinen Freund hielt.
    Wäre Condé nur ein wenig besonnen gewesen, hätte er sich glücklich geschätzt, quasi der Mitregent der Königinmutter zu sein.
     Aber, von den Großen bedrängt, die den Hals nie voll bekamen, faßte er den Plan, Concini zu ermorden, die Königinmutter in
     ein Kloster zu stecken und dem jungen König den Thron zu rauben, um ihn selbst zu besteigen.
    In seiner Einfalt vertraute er dieses ehrgeizige Vorhaben dem Intendanten und treuesten Gefolgsmann der Königinmutter, Barbin,
     an. Dann ließ er Concini ausrichten, er sei nicht mehr sein Freund. Angst und Haß im Herzen, floh dieser in seine Festung
     Caen. Doch blieb ja seine Frau, die Galigai, zurück, und binnen vierzehn Tagen überredete sie die Regentin, Prinz Condé festzunehmen
     und einzukerkern. Wenn ich mich recht entsinne, wurde dies im Handumdrehen am dreißigsten August 1617 durch denselben Thémines
     ausgeführt, der zwei Jahre später Richelieus älteren Bruder im Duell erschlug.
     
    Um nun zu den gegenwärtigen Dingen zurückzukommen: Condés Freilassung wurde im Kronrat nicht debattiert. Die Entscheidung,
     eingeflüstert von Luynes, angeraten von Déagéant, faßte der König allein. Ich fragte Déagéant nach den Gründen, doch mit seiner
     üblichen Schroffheit weigerte er sich, mir diese schwer verständliche Maßnahme zu erklären. Also lud ich Fogacer zum Essen
     ein, um von ihm wenigstens zu erfahren, wie er oder, was auf dasselbe herauskam, wie der Nuntius darüber dachte.
    »Herr Graf«, sagte Fogacer, »abgesehen von dem Vergnügen, Euch zu sehen, will ich nicht verhehlen, daß ich Eure Küche ›überaus
     gut‹ finde, wie Ludwig sagt. Dieser Kapaun aus der Bresse schmilzt auf der Zunge, Euer Burgunder ist ohnegleichen, und sogar
     Eurem Brot schmeckt man beim ersten Bissen an, daß es aus Gonesse kommt und, Gott sei Dank, |218| nicht aus Paris. Besser speist man auch beim Nuntius nicht. Aber …«
    Hier blickte Fogacer mich an, indem er seine diabolischen Brauen spitzte, und schwieg.
    »Aber?« nahm ich das Echo auf.
    »Ihr habt mich doch nicht eingeladen, wette ich, nur um meinem Gaumen zu schmeicheln, und wenn Ihr mir erlaubt zu raten, um
     was es Euch geht, würde ich sagen, Euch beschäftigt die Freilassung des Prinzen Condé.«
    »Ihr habt recht, Herr Abbé«, sagte ich. »Ich verstehe sie nicht, sosehr ich mich auch bemühe.«
    »Was ist daran so unlogisch?« sagte er, indem er mit gespielter Unschuld seine nußbraunen Augen auf mich richtete. »Ludwig
     hat nur die Condé angetane Schmach wettgemacht.«
    »Spottet Ihr, Fogacer?« sagte ich. »Wenn Condés Einkerkerung ein Unrecht war, warum hat Ludwig der Gerechte es nicht schon
     vor zwei Jahren gutgemacht, als er die Macht ergriff?«
    »Wie soll ich Euch das beantworten?« sagte Fogacer mit ausweichender Gebärde.
    »Dann will ich es statt Eurer versuchen. Erinnert Ihr Euch, daß Condés Plan sich nicht darauf begrenzte, Concini zu töten,
     sondern daß er die Königinmutter in ein Kloster sperren, den König beiseite drängen und den Thron selbst einnehmen wollte?«
    »Ach, das war doch nur Gerede, folgenloses Gefasel!«
    »Herr Abbé«, sagte ich, »solche Worte im Mund des Ersten Prinzen von Geblüt sind ein Majestätsverbrechen.«
    »Vielleicht«, sagte Fogacer, »dachte der König, nach zwei Jahren Bastille wäre Milde angebracht für ein Komplott, das bei
     bloßen Worten geblieben war.«
    »Ihr erstaunt mich, Abbé«, sagte ich. »Bedenkt, daß Ludwig für Gerechtigkeit ist und nicht für Milde, wie er oft betont. Und
     die Freilassung zu diesem Zeitpunkt ist völlig unpassend: Sie ist ein Affront der Königinmutter zur gleichen Zeit, da man
    

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