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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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tapfer. Trotzdem will er, in
     Berufung darauf, daß er Henri Quatres Sohn ist, das Heer der Königin befehligen. Er vergißt, daß Mut und soldatische Fähigkeiten
     nicht erblich sind.«
    »Kurz gesagt, Richelieu meint also, die Kriegspartei renne in ein Desaster.«
    »Ich würde sagen, er wünscht es«, sagte Monsieur du Tremblay, indem er mich lächelnd anblickte, »denn mit diesem Desaster
     verschwänden die Großen aus Angers, und er, der Hölle entronnen, würde seiner Herrin wieder unentbehrlich werden, und sei
     es, um den Frieden auszuhandeln.«
    Hier blitzten die Augen von Monsieur du Tremblay, und ich sagte mir, auch wenn seine Bewunderung für Richelieu nicht kleiner
     war als die des Paters Joseph, war sie doch weit hellsichtiger.
    ***
    |233| Leuchtend steht in meinem Gedächtnis der vierte Juli 1620 vor mir, als ich Ludwig im Kronrat erlebte, wie ich ihn immer wollte:
     Er sprach als König und Herr. Es gab das ewige Hin und Her zwischen Kriegspartei und Verhandlungspartei, so wie es schon unter
     der ganzen Regentschaft und beim ersten Krieg zwischen Mutter und Sohn gewesen war. Die Minister waren einhellig für Verhandlung
     und rieten dem König, in Paris zu bleiben und sich nicht in eine aufrührerische Provinz zu begeben und es mit »einer mächtigen
     und verwegenen Partei« aufzunehmen.
    Diese Argumente, die beim ersten Hinsehen vernünftig erschienen, beruhten auf einer irrigen Analyse der Lage. Die Rebellen
     bildeten eben keine mächtige Partei. Sie waren vielmehr tief gespalten. Und nicht die Provinzen empörten sich gegen die königliche
     Macht, sondern ihre Gouverneure. Diese sah man allerdings selten in ihren Gouvernements, sie kamen nur, um Gelder einzustreichen,
     und lebten die übrige Zeit am Hof in Paris. Folglich hatten die Bürger, die alle zivilen Ämter innehatten oder mit Glück Handel
     und Gewerbe betrieben, und hatte auch das Volk, das in Frieden leben wollte, gar keine Lust, sich aus Liebe zu einem meistens
     abwesenden großen Herrn die Entbehrungen und Nöte eines Krieges gegen den König aufzuhalsen.
    Was die »Verwegenheit« der »mächtigen Partei« anging, so war sie trügerisch und entschwand, sowie das Pulver sprach. Sie existierte
     tatsächlich nur in der ängstlichen Einbildung der alten Minister. Daß Luynes ihrer Meinung war, wunderte mich nicht, er war
     und blieb eine Memme.
    Nachdem alle Ratsmitglieder ihr Wort gesprochen hatten, ließ der König nicht abstimmen: er entschied.
    »Bei so vielen Brandherden, als sich uns bieten«, sprach er, ohne im mindesten zu stottern, »muß man die größten und nächsten
     in Angriff nehmen, das ist die Normandie. Ich werde geradewegs dorthin marschieren und nicht in Paris ohnmächtig warten, daß
     man meine treuen Diener bedrückt. Ich hege große Zuversicht in die Unschuld meiner Waffen. Mein Gewissen wirft mir keinen
     Mangel an Pietät gegen die Königinmutter vor, noch an Gerechtigkeit gegen mein Volk, noch an Wohltaten für die Großen dieses
     Reiches. Auf denn!«
    Mit welcher bebenden Freude fand ich hierin den Soldatenkönig wieder! Sein Vater hatte nicht anders gesprochen, als die |234| niederländischen Spanier ihm durch Überrumpelung Amiens genommen hatten. Binnen eines Wimpernschlags entschloß er sich zum
     Angriff. Nur im Verlaß auf das Gottesurteil unterschied sich Ludwig von ihm. Nicht daß die Anrufung der Gottheit in Henris
     Reden gefehlt hätte, aber bei dem Fuchs von Béarn, wie ihn die Liga nannte, war sie mehr Politik als Frömmigkeit. Bei seinem
     Sohn verhielt es sich genau umgekehrt. An seinem Glauben war nicht zu rütteln.
    Mit wenig Mann, sechstausend oder achttausend, ich weiß es nicht mehr, ging der König in die Normandie. Und er marschierte
     schnell. Am siebenten Juli brach er von Paris auf, am zehnten stand er vor den Mauern von Rouen.
    Der Leser wird sich erinnern, daß der Herzog von Longueville als einziger der Großen nicht an den Hof der Königinmutter nach
     Angers gegangen, sondern in der Normandie geblieben war. Das ließ vermuten, daß er dem Blut die Treue wahrte, das in seinen
     Adern floß, denn es war das Blut des berühmten Helden Dunois, des Bastards von Orléans und tapferen Gefährten der Jeanne d’Arc.
     Aber, nichts da! Blut dauert nicht über Jahrhunderte.
    Am achten Juli kamen die Furiere des Königs nach Rouen, um für den König und seine Truppen Quartier zu machen. Sie wurden
     gut aufgenommen, und als der Herzog von Longueville hörte, daß übermorgen der

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