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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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anderen Herzögen?«
    »Als die Rebellion losbrach, waren alle des Majestätsverbrechens schuldig und ihrer Gouvernements verlustig erklärt worden.
     Nach der Niederlage von Ponts de Cé, als sie den König um Verzeihung baten, auf einem oder auf beiden Knien, je nachdem, wie
     schuldig sie sich fühlten …«
    »Wer bat auf beiden Knien um Verzeihung?«
    »Épernon. Wahrscheinlich, weil er rückfällig geworden war, er hatte sich ja schon am ersten Krieg zwischen Mutter und Sohn
     beteiligt.«
    »Wie hübsch! Sie haben diesen Kniefall doch nicht etwa erfunden, Monsieur?«
    »Nein, nein. Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie Héroard. Er war dabei. Doch um mit Ihrer Erlaubnis fortzufahren: Nachdem
     die Herzöge ihren Kniefall absolviert hatten, wurden die gegen sie getroffenen Maßnahmen für nichtig erklärt.«
    »Und weiter geschah nichts?«
    »Doch! Der König empfing die reuigen Herzöge: eiskalt.«
    »Wie, keine Festnahmen, keine Prozesse, keine Bastille, keine Enthauptungen?«
    »Schöne Leserin, wo denken Sie hin? Ein Herzog und Pair – zum Tode verurteilt!«
    »Henri Quatre ließ Biron köpfen.«
    »Biron war kein Herzog und Pair aus alter Familie. Außerdem hatte er sich verräterisch mit Spanien verbündet und verfügte
     über große militärische Talente. Er war eine ernstzunehmende Bedrohung für den König und nach seinem Tod für seinen Sohn.
     Trotzdem erregte seine Hinrichtung damals Empörung.«
    |240| »Wenn ich Sie recht verstehe, ist ein Herzog und Pair sozusagen unantastbar.«
    »Sozusagen, ja.«
    »Und wieso?«
    »Im Namen des Blutes, schöne Leserin! Aus Respekt vor dem Blut! Wie wollen Sie den Herzog von Longueville zum Tod verurteilen,
     wenn durch seinen Vorfahren, den Bastard von Orléans, königliches Blut in seinen Adern fließt?«
    »Ist diese Straflosigkeit nicht eine große Gefahr für den Staat?«
    »Eine sehr große! Deshalb war Ludwig ja sein Leben lang damit beschäftigt, die Großen zu ducken.«
    »Ich denke, das war Richelieus Idee?«
    »Richelieu, Madame, hat sie formuliert und unerbittlich durchgesetzt. Aber der König hatte sie vor ihm.«
    »Noch etwas, Monsieur. Warum nennt man die Schlacht von Ponts de Cé einen Ulk?«
    »Aus Spottlust. Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat. Aber natürlich war sie kein Ulk für diejenigen, die dabei ins
     Gras bissen: Vierhundert Soldaten auf Seiten der Königin und fünfzig Edelleute. Die Ärmsten sind für nichts und wieder nichts
     gestorben.«
    »Und die Königin?«
    »Die Königinmutter erklärte
urbi et orbi
, sie werde niemals mehr französischen Fürsten vertrauen und, geben Sie gut acht, schöne Leserin, sie wolle nicht mehr getrennt
     werden vom König ihrem Sohn.«
    »Rührende Worte, wenn man weiß, was man weiß.«
    »Sie lachen, schöne Leserin. Wie finden Sie aber erst, was Richelieu gesagt hat: ›Das Unglück ihrer Waffen freut die Königin
.
‹ Wie Sie bemerken werden, ist dies ein Alexandriner. Hätte er es nicht verdient, in einer Tragödie zu stehen, wenn die Vorstellung
     nicht so komisch wäre?«
    »Kommt die Königinmutter nun zurück nach Paris?«
    »Ja, sicher. In ihre früheren Gemächer im Parterre des Louvre.«
    »War es nicht Ihr Herr Vater, der sagte, Ludwig wolle sie lieber bei sich in der Kutsche haben, damit sie draußen nicht die
     Räuber auf ihn hetze?«
    »Richtig, das war mein Vater.«
    |241| »Aber ich glaube, Monsieur, auch in der Kutsche kann eine Dame dieses Kalibers allerhand Unheil anrichten.«
    »Das steht zu befürchten, leider!«
    »Eine letzte Frage, Monsieur. Heiraten Sie denn nun?«
    »Diese Frage konnte wirklich nur von einer Frau kommen.«
    »Ist das ein Grund, sie nicht zu beantworten?«
    »Ist es nicht merkwürdig, Madame, daß Frauen sofort die Ohren spitzen, sobald von Heiraten die Rede ist, obwohl sie so wenig
     Grund haben, mit ihrem Ehestand zufrieden zu sein? Die meisten beklagen doch die Gefahren der Niederkünfte, den Verlust ihrer
     Schönheit, die Last mit den Kindern, die Tyrannei des Gatten oder seine Gleichgültigkeit.«
    »Sicher. Aber Sie haben immer noch nicht geantwortet.«
    »Liebe Güte, Madame, wie Sie mich bedrängen! Ich habe meine Louison.«
    »Eine Soubrette!«
    »Eine Soubrette, die so viele Vorzüge hat, wie ich sie bei einer Standesperson kaum so leicht finden werde.«
    »Sie erzählen gar nichts mehr von Orbieu?«
    »Wie sollte ich, wenn ich den König auf seinen Feldzügen gegen die Großen begleite? Trotzdem bin ich über alles, was in Orbieu
    

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