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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Gardeleutnant, der sich im Dienst des Königs geopfert hat, hat ein Recht auf seine Dankbarkeit.
     Und diese in dem Brief versprochene Belohnung berechtigt den Sohn des Verstorbenen, sie von dem regierenden König einzufordern.«
    »Da ich die Bescheidenheit von Monsieur de Saint-Clair kenne, bezweifle ich, daß er das tun wird.«
    »Es ist auch nicht an ihm, diese Forderung einzureichen. Auch nicht an mir«, setzte Monsieur de Peyrolles nach einer Pause
     hinzu, »sondern an jemandem, der bei Seiner Majestät jederzeit Zutritt hat und großen Kredit besitzt.«
    »Ich kann mir vorstellen, Monsieur, wen Ihr dabei im Auge habt«, sagte ich lächelnd. »Ich werde darüber nachdenken. Meint
     Ihr, daß diese Person um beide Belohnungen einkommen sollte, um den Baronstitel und die Gratifikation zum Kauf einer Hauptmannsstelle?«
    »Ich an Eurer Statt, Herr Graf, würde beide verlangen«, sagte Monsieur de Peyrolles ohne jedes Zögern. »Henris Brief sagt:
     ›wovon du dir eine Hauptmannsstelle kaufen kannst‹. Damit wird die Höhe der bewilligten Gratifikation benannt, ohne daß der
     Leutnant die Stelle wirklich kaufen mußte. Wenn der arme Saint-Clair von seiner Verwundung genesen wäre, hätte er wahrscheinlich
     dem Waffenhandwerk Valet gesagt und sich von dem Geld des Königs lieber ein Stück Land gekauft. Aber hier ist es an mir, Herr
     Graf, Euch um Aufklärung zu bitten. Was kostet eine Hauptmannsstelle? Ich habe keine Vorstellung.«
    »Nun, Monsieur, soviel ich weiß, hat kürzlich der Marquis de Brézé, Richelieus Schwager, dem Marquis de Thémines die Gardehauptmannschaft
     bei der Königinmutter für achtzigtausend Livres abgekauft. 1 Aber eine Gardehauptmannstelle beim König ist meines Erachtens um ein Drittel teurer, also hundertzwanzigtausend Livres. Das hieße, unser Saint-Clair würde nicht
     nur Baron werden, sondern obendrein reich.«
    Hierauf schwieg Monsieur de Peyrolles ein Weilchen, dann sagte er nüchtern: »Ich bin nicht der Mensch, der den Gütern |263| dieser Welt übermäßig viel Wert beimißt, aber«, fuhr er mit einer Stimme fort, die einige Bewegung verriet, »es würde mich
     doch sehr glücklich machen, wenn meine Enkelkinder Söhne und Töchter eines Barons wären. Mir wäre es eine große Genugtuung
     und für sie ein unendlicher Vorteil, in einem so hohen Rang geboren zu werden.«
    »Monsieur«, sagte ich, »dann hätten Eure Enkelkinder ihren Aufstieg Euren Talenten und Eurer lebenslangen Arbeit zu verdanken.
     Darf ich etwas hinzufügen? Wenn Monsieur de Saint-Clair diese Summe von hundertzwanzigtausend Livres erhalten würde, solltet
     Ihr die Mitgift Eurer Tochter dann nicht auf den gleichen Betrag erhöhen?«
    »Herr Graf«, sagte Monsieur de Peyrolles mit belustigtem Lächeln, »erlaubt mir, Euch zu sagen, daß ihr mich in Verwunderung
     setzt! Ein so großer Herr Ihr auch seid, könnt Ihr doch Latein, und wenn es ums Geld geht, schachert Ihr wie ein Bürger.«
    Ich lachte frei heraus über diese kleine Schrauberei, die der gute Mann mir so rundheraus servierte und die halb Bosheit war
     und halb Kompliment.
    »Das kommt, weil mein Blut nicht ganz blau ist«, sagte ich lachend. »Es führt immer noch einen kleinen Strom bürgerlichen
     Blutes mit, das ich vom Großvater meines Vaters geerbt habe. 1 Und ich hoffe es zu bewahren und lebendig an meine Kinder weiterzugeben, denn ihm verdanke ich einige Vorzüge, darunter die von Euch anerkannten.«
    Dieses kleine Zugeständnis, so scherzhaft es war, brachte Monsieur de Peyrolles und mich einander näher als alle Komplimente
     der Welt. Und als ich sah, wie sich zwischen uns jene Distanz verringerte, die für gewöhnlich die beiden Adelsformen trennt,
     beschloß ich, mich ihm noch mehr zu öffnen.
    »Monsieur«, sagte ich, »Ihr dürft überzeugt sein, daß ich gleich bei meiner Rückkehr an den Hof keine Mühe bei Seiner Majestät
     sparen werde, damit das dem Vater gegebene Versprechen zu Gunsten des Sohnes erfüllt wird. Ich hege für Monsieur de Saint-Clair,
     den ich seit drei Jahren auf meinem Gut am Werk sehe, eine außerordentliche Wertschätzung, und nichts wäre mir lieber, als
     wenn er sich hier niederließe und eine Frau |264| aus einer so ehrenwerten Familie heiratete wie der Euren, Monsieur. Wenn diese Verbindung zustande kommt, gedenke ich Monsieur
     de Saint-Clair die Nutznießung des ehemals von Rapinaud bewohnten Anwesens zu überlassen, damit Eure Tochter sich als alleinige
     Herrin im Haus fühlen kann für

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