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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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den Fall, daß ich mich verheirate.«
    Wie erwartet, war Monsieur de Peyrolles äußerst erfreut über dieses Angebot, obwohl er es sich nicht zu sehr anmerken ließ.
     Jenes Anwesen lag nämlich nur eine Viertelstunde zu Fuß von seinem Landsitz entfernt.
    Als redegewandtem Mann gelang es Monsieur de Peyrolles, in seine Dankesworte zugleich Wärme und eine gewisse Zurückhaltung
     zu legen. Schließlich sollte ich ja nicht glauben, daß unsere Einigung nun von selbst laufe, während sie nur erst eine Möglichkeit
     war. Wir kamen überein, Monsieur de Saint-Clair über meine Demarche beim König zu unterrichten, weil es dazu seines Einverständnisses
     bedurfte, doch ohne ihm zuviel Hoffnung zu machen, damit er nicht zu grausam enttäuscht würde, falls mein Ersuchen scheiterte.
    Als Monsieur de Saint-Clair uns aus meinem Kabinett treten sah, konnte er sich nicht enthalten, mir einen fragenden Blick
     zuzuwerfen, auf den ich jedoch nicht antwortete. Laurena de Peyrolles bewies mehr Seelenstärke. Bei unserem Eintritt hielt
     sie die Lider brav auf ihren Reifrock gesenkt. Natürlich wußte sie, daß sie mit ihren blauen Augen, ihrem hübschen Gesicht
     und ihrem unnachahmlichen Charme ihrem Vater bald alles entlocken konnte, was sie wissen wollte.

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    |265| ELFTES KAPITEL
    Die Sache erledigte sich schneller, als ich zu hoffen wagte, Saint-Clair hatte riesiges Glück. Zwei Wochen später hätte ich
     den König nicht mehr darauf ansprechen können, denn die deutschen Angelegenheiten gewannen am Hof und im Kronrat den absoluten
     Vorrang und bereiteten ihm schwere Sorgen.
    Gleich am Tag nach meiner Rückkehr, im Anschluß an eine Sitzung des Kronrats, trug ich dem König Saint-Clairs Anliegen vor
     und zeigte ihm den Brief, den unser Henri an den Leutnant Saint-Clair geschrieben hatte. Ludwigs Lider flackerten, während
     er ihn las, anders war ihm die Bewegung, die das Schreiben seines Vaters in ihm auslöste, nicht anzumerken. Aber er wies Präsident
     Jeannin, der auf Grund seiner Gebrechlichkeit als letzter den Büchersaal verließ, sofort an, Saint-Clairs Anspruch mit hunderttausend
     Livres zu begleichen. Binnen acht Tagen hatte Saint-Clair sein Geld, einen Monat darauf wurde er Baron des Esparres. Der Besitz
     gleichen Namens, den er erworben hatte, grenzte zwar nicht an Orbieu, lag meinem Gut aber nahe genug, daß er beide führen
     konnte. Monsieur de Peyrolles, dem ich sofort schrieb, sandte mir eine zeremoniöse und mit lateinischen Zitaten gespickte
     Antwort, in der er mitteilte, daß er die Mitgift seiner Tochter endgültig auf hundertfünfundzwanzigtausend Livres erhöhe.
     Der gute Mann ging also noch über den Betrag hinaus, den ich ihm vorgeschlagen hatte, und diese Freigebigkeit eines Mannes,
     der durchaus zu rechnen verstand, gefiel mir. Trotzdem konnte die Hochzeit nicht so schnell stattfinden, wie es das junge
     Paar wünschte, weil der Dienst bei Seiner Majestät mich noch einen Monat festhielt.
    Wirklich, mir blieb kaum die Zeit, mich über den glücklichen Ausgang dieser Affäre zu freuen. Den Hof erreichte die Nachricht,
     daß am achten November 1621 die katholische Liga das Heer der böhmischen Lutheraner am Weißen Berg vernichtend geschlagen
     hatte. Und das war ein folgenschweres Ereignis, |266| jedoch nicht nur für Böhmen und den pfälzischen Kurfürsten Friedrich, den es sich zum König gewählt hatte, sondern ebenso
     für die protestantischen deutschen Fürsten, für Dänemark, England, die Republik der Vereinigten Niederlande, die Schweiz,
     Savoyen, die Republik Venedig, Frankreich und all jene, die den habsburgischen Eroberungsgelüsten in Europa erlegen waren
     oder voll Furcht entgegensahen.
    Der Leser wird sich in Erinnerung rufen, was ich im fünften Kapitel dieses Bandes über den Prager Fenstersturz am dreiundzwanzigsten
     Mai 1618 erzählt habe. Dieser Aufstand hatte sich nicht nur gegen Kaiser Matthias gerichtet, weil er den Majestätsbrief Kaiser
     Rudolfs, der den böhmischen Ständen Religionsfreiheit zugesichert hatte, zurücknahm, sondern auch gegen den König, den er
     über Ungarn und Böhmen gesetzt hatte, nämlich seinen Neffen, Erzherzog Ferdinand, Statthalter der Steiermark.
    Ferdinand, ein Zögling der Jesuiten von Ingolstadt und fanatischer Anhänger der katholischen Liga, hatte den Protestantismus
     in der Steiermark ausgerottet, wenigstens im Dritten Stand, denn noch getraute er sich nicht gegen den Adel der reformierten
     Religion einzuschreiten.

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