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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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einem Stuhl und schlief wie ein Kind. Ludwig gab ihm einen leichten Klaps
     auf die Wange, um ihn zu wecken. Entschuldigungen stotternd, fuhr das Bürschchen in die Höhe, und wer weiß woher erschien
     auch Soupite mit strubbeligem Haar und halboffenem Wams. Zu zweit begannen sie Ludwig zu entkleiden, weil sie aber noch halb
     schliefen, stellten sie sich so ungeschickt an, daß sie nie fertiggeworden wären, hätte der König ihnen nicht geholfen. Dann
     streifte er eigenhändig sein Nachthemd über, legte sich zu Bett und faltete die Hände zum Gebet.
    Mit gesenktem Kopf stand ich abseits und wartete, bis er sich bekreuzigte, dann sagte ich: »Sire, ich wünsche Euch eine gute
     Nacht.«
    Hierauf antwortete Ludwig in dem gleichmütigsten Ton und ohne daß in seinem Gesicht der kleinste Muskel zuckte: »Gute Nacht,
     Graf von Orbieu.«
    Ich traute meinen Ohren nicht.
    »Sire!« war alles, was ich hervorbrachte.
    »Sucht Tronçon auf«, sagte Ludwig. »Er wird Euch meine weiteren Intentionen mitteilen.«
    Und zu guter Letzt reichte er mir die Hand. Ich küßte sie, aber ohne das Knie zu beugen, derart von Sinnen war ich. Es blieb
     mir nur mehr übrig, rückwärts zur Tür zu gehen, sosehr mir die Beine auch zitterten und obwohl ich kaum mehr wußte, wo oder
     wer ich war.

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    |30| ZWEITES KAPITEL
    Drei Tage suchte ich in der ganzen Stadt nach Tronçon und schrie seinen Namen in alle Winde. Der König war nach Saint-Germain
     gegangen, wo er Hof hielt, ich aber war extra, um den verflixten Sekretär zu finden, in Paris geblieben, doch seltsamerweise
     konnte ich ihn nirgends finden, wo er für gewöhnlich anzutreffen war.
    Am dritten Tag immerhin – die Drei ist bekanntlich eine Glückszahl – begegnete ich auf der großen Treppe Monsieur de Bassompierre,
     der mich mit Umarmungen fast erdrückte und mit Glückwünschen überschüttete, und beides so ernsthaft, wie es am Hof nicht die
     Regel war, denn trotz seiner Vorliebe für Scherz und Schrauberei hatte er mich sehr gern, weil er mich von Kind auf kannte.
     Und ich liebte ihn wieder, voll großer Bewunderung für all seine hohen Gaben, die er hinter dem Pfauentum des Höflings und
     Schürzenjägers verbarg.
    »Ah, Chevalier!« rief er aus, womit er unsere entzückenden Herrchen imitierte, mit denen man ihn aber beileibe nicht in einen
     Topf werfen sollte, »wie elegant Ihr auf einmal seid! Und wie Euch dieser große venezianische Spitzenkragen gut steht! Endlich
     werft Ihr Eure hugenottische Familienstrenge ab und kleidet Euch, wie es Eurem Rang geziemt – Eurem gegenwärtigen und vor
     allem Eurem zukünftigen! Alle Wetter, wie habt Ihr Euch verschönt, ganz nach der neuesten Mode! Gar nicht zu reden von dieser
     selbstbewußten, triumphierenden Miene, die neuerdings aus Eurem Antlitz strahlt und dem Neid verkündet, daß Eure Schöne Euch
     verwöhnt und der König Euch liebt! Aber da fällt mir ein: Ich hörte – weil ich ja nicht das Glück hatte, zur Hochzeit von
     Monsieur de Luynes geladen zu sein –, Ihr hättet während der Zeremonie die Braut mit den Augen verschlungen? Pfui, das Weib
     Eures Nächsten! Was wird Euer Beichtvater dazu sagen? Und was hätte Frau von Lichtenberg gedacht, wenn sie das mit angesehen
     hätte? Aber |31| Ihr seid so ungeduldig, wo wollt Ihr so eilig hin? Es kommt mir vor, als gucktet Ihr Euch nach jemandem die Augen aus. Hat
     dieser Jemand einen Namen?«
    »Tronçon«, sagte ich, obwohl mir klar war, daß er Bescheid wußte.
    »Nanu?« sagte er und hob die Brauen, »Tronçon? Der berüchtigte Tronçon? Mein Freund, Ihr erwartet doch keine Tronçonnade?«
    »Ich weiß nicht. Ludwig hat gesagt, ich soll ihn aufsuchen, also suche ich ihn.«
    »Aber, Ihr wißt doch, Chevalier, Tronçonnaden können Glück wie Unglück bringen. Was davon erwartet Euch?«
    »Ich kann’s nicht sagen.«
    »Im Gegenteil, Ihr wißt es sehr gut. Schade, ich wollte Euch gerade verraten, wo Tronçon ist, aber wenn Ihr mit Eurem Geheimnis
     dermaßen zugeknöpft seid und einem alten Freund so wenig traut, denke ich nicht daran, Euch die Information zu schenken. Aber,
     gut, ich verkaufe sie Euch.«
    »Verkaufen! Graf, habt Ihr Appetit auf mein Taschengeld?«
    »I bewahre! Ich bin reicher als Ihr. Nein, mir genügt ein Kuß Eurer Schönen.«
    »Graf, die Küsse meiner Schönen sind nicht zu verkaufen.«
    »Also, Zug um Zug. Erst Euer Geheimnis!«
    »Wer weiß, ob es noch meins ist? Ich war sozusagen allein mit dem König, als er mir

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