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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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königlichen Macht.
     Und das ist einer der Gründe, weshalb er Richelieus Dienste lange Zeit ablehnte, obwohl er sein Genie bewunderte. Aber zurück
     zu dieser für den Klerus so schmerzlichen Geldfrage. Der König verlangte ungerührt eine Million.«
    »Eine Million?«
    »Eine Million in Gold, selbstverständlich. Oder, wenn Sie es vorziehen, drei Millionen Livres.«
    »Soviel!«
    »Es war keine Kleinigkeit. Der Klerus brach in Schreckensschreie aus. Man wolle ihn ruinieren! Ihm das Fell über die Ohren
     ziehen! Er barmte, feilschte, nichts half. Der König wich und wankte keinen Deut. Letztendlich gab der Klerus klein bei. Am
     achtzehnten Oktober 1621 brachte der Bischof von Rennes das Gold ins Schloß von Piquecos, das Monsieur de Montpezat gehörte
     und wo der König, in angemessener Entfernung von Montauban, das die königliche Armee belagerte, sein Hauptquartier errichtet
     hatte. Als der Prälat Ludwig mit dem Geld |308| versah, wollte er ihn im Namen des Klerus auch mit Ermahnungen versehen, die sich Ludwig kaltblütig anhörte, ohne ein Wort
     zu erwidern.«
    »Und was kam bei der Belagerung von Montauban heraus?«
    »Madame, um Vergebung. Ich habe vorgegriffen. Soweit sind wir noch gar nicht. Der Feldzug begann mit der Belagerung von Saint-Jean-d’Angély.
     Der Konvent von La Rochelle hatte der Welt auf das unverfrorenste verkündet, die Stadt werde sich dem König verschließen,
     und der Herzog von Rohan schickte seinen jüngeren Bruder, Monsieur de Soubise, die Feste zu verteidigen, während er selbst
     La Rochelle verstärkte. Sie erinnern sich sicher, Madame, daß das Edikt von Nantes den Protestanten eine große Zahl befestigter
     Städte bewilligte. In diesem Städtekranz waren Montpellier, Montauban und La Rochelle die Kleinodien.«
    »Und welches dieser drei Kleinodien war am schwersten zu erobern?«
    »La Rochelle, weil die Engländer diese Stadt aus protestantischen Sympathien vom Meer aus ernähren konnten. Aber das ist noch
     fern, Madame. Im Augenblick belagern wir Saint-Jean-d’Angély. Doch sogar in Saint-Jean-d’Angély versuchte der Engländer sich
     einzumischen.«
    »Auf dem Landweg?«
    »Oh, das ist nicht sein Element! Er schickte eine einzige Person, einen Gesandten, Lord Hayes, der Ludwig empfahl, mit seinen
     protestantischen Untertanen zu verhandeln.«
    »Ich vermute, er wurde übel aufgenommen.«
    »Madame, er wurde sehr höflich aufgenommen: Ludwig trug sich mit dem Plan, seine kleine Schwester Henriette mit dem Prinz
     von Wales zu vermählen. Es wurde langsam Zeit, sie war bereits zwölf Jahre alt. Ludwig versicherte Lord Hayes also, daß er
     seinen protestantischen Untertanen durchaus wohl wolle, sie müßten ihm nur gehorchen. Und nach der Abreise von Lord Hayes
     forderte er Soubise auf, sich zu unterwerfen, andernfalls werde er ihn ›mit zwanzig Kanonen grüßen‹. Hierauf sprach Soubise
     die erstaunlichen Worte: ›Ich bin dem König sehr Untertan und Diener, aber ich kann die Stadt nicht aufgeben, weil sie meiner
     Obhut anvertraut wurde von meinem Bruder, Monsieur de Rohan.‹ Anders gesagt, der Gehorsam gegen seinen älteren Bruder ging
     ihm über den Gehorsam gegen |309| den König! Aber wie seltsam er sich ausdrückte: ›Ich bin dem König sehr Untertan und Diener!‹ Unglaublich, was für ein Kauderwelsch
     dieser Bretone sprach! Im übrigen allerdings fehlte es ihm weder an Tapferkeit noch an Wagemut und Kriegserfahrung, denn er
     hatte in jungen Jahren in den Vereinigten Niederlanden unter Moritz von Nassau gedient.
    Zur Antwort auf solchen Trotz ließ der König alles in Stellung bringen, was er an Artillerie hatte. Aber ein Kampf mit den
     Hugenotten war kein Ulk von Ponts de Cé. Sobald es ums Kämpfen ging, tändelten die Hugenotten nicht, sie verteidigten ihren
     Glauben. Die Belagerung dauerte drei Wochen und kostete viele Leben, doch gegen diesen Bretonen reichten zwanzig Kanonen nicht.
     Es mußten vierzig her. Als Soubise sich ergab, besann er sich plötzlich seiner höflichen Manieren. Wieder ›sehr Untertan‹,
     bat er kniefällig um Vergebung. Der König nahm es ohne jede Huld entgegen, doch er ließ ihn frei und schickte ihn nach La
     Rochelle, damit er dort von seiner Niederlage berichte. Worin er sich täuschte, denn der zähe Bretone dachte nicht an Reue,
     im Gegenteil, und Ludwig bekam es noch hart mit ihm zu tun.«
    »Monsieur, erlauben Sie eine weibliche Frage? Wo ist inzwischen die Königin? Besucht der König sie? Und wenn er

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