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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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verhängten Zügeln zu der Schanze, wo der entseelte
     Herzog lag. Am neunzehnten ritt er wieder hin, als er hörte, man lasse vor Ville-Nouvelle und Villebourbon die Mienen springen.
     Am vierundzwanzigsten September kam das Hauptstück. Um seinen Soldaten Mut zu machen, inspizierte er sämtliche Gräben des
     Lagers. Sie haben es gehört, schöne Leserin, sämtliche. Von zwei Uhr nachmittags bis acht Uhr abends.«
    »Sechs Stunden Inspektion der Verschanzungen? Warum hat er den Konnetabel nicht aufgefordert, ihn zu begleiten?«
    »Ludwig hütete sich. Er machte sich über seinen Favoriten keine Illusionen mehr. Je länger die Belagerung sich hinzog, desto
     mehr sank der Konnetabel in der Achtung des Königs, wenn Seine Majestät dies auch noch verbarg. Und der Tiefpunkt dieses Gefühls
     war gewiß erreicht, als er erfuhr, daß Luynes ohne sein Wissen versuchte, mit den Rebellen zu verhandeln. Ein Beweis, daß
     der arme Luynes ein ebenso mäßiger Diplomat wie kläglicher General war, denn er verhandelte aus |314| der Position der Schwäche, weil die Belagerung sich zum Vorteil der Belagerten gewandelt hatte, und letztendlich blieben sie
     für seine Angebote taub.
    Ende September wich die Hitze, und schwerer Regen setzte ein. Die Seuche verschlimmerte sich, es gab immer mehr Desertionen.
     Fing man die Deserteure, wurden sie der strengen Disziplin gemäß gehängt, was mir das Herz zerriß, denn die armen Leute hatten
     sich bis dahin tapfer geschlagen und waren mehr vor der Krankheit geflohen, die ihre Reihen lichtete, als vor Kartaunen- und
     Arkebusenfeuern.
    In dieser trüben Lage erfuhr der König, daß Montbrun, ein aufrührerischer Hugenotte, in der Dauphiné komplottierte, um Grenoble
     in seine Hand zu bringen. Den Tod im Herzen, mußte er den Gouverneur dieser Provinz, Lesdiguières, dorthin schicken. Und der
     ging ohne großes Bedauern, denn unter dem lächerlichen Stab des Konnetabels geschah vor Montauban ohnehin nichts Entscheidendes.
     Lesdiguières blieb es nicht verborgen, daß Ludwig nur aus dem einzigen Grund noch an Luynes festhielt, daß er nicht vor aller
     Augen mitten im Lauf das Pferd wechseln konnte. Lesdiguières’Aufbruch entmutigte das Lager. In unserer kleinen Armee sank
     zu diesem Zeitpunkt nicht nur die Zahl der Soldaten stetig, sondern auch die Hoffnung auf den Sieg.
    Berittene Boten brachten dem König aus Paris neue Sorgen. Schöne Leserin, bestimmt haben Sie die berüchtigte Serviette nicht
     vergessen, die der Graf von Soissons auf Drängen seiner Mutter eines Tages Condé, dem Ersten Prinzen von Geblüt, streitig
     machte?«
    »Ich weiß, Monsieur, eine ebenso komische wie bestürzende Geschichte. Sich um eine Serviette zu streiten! Oder um eine zusätzliche
     Reihe Lilien! Wieviel Haß um so alberner Motive willen! Erzählten Sie nicht auch, daß der Graf, weil er in dem Serviettenstreit
     unterlag, sich wütend in sein Schloß zurückzog und schmollte?«
    »Leider schmollte er nicht mehr! Er tat Schlimmeres, und ebendas war die neueste Nachricht aus Paris. Die Königinmutter war
     von Angers in die Hauptstadt zurückgekehrt, da kam auch der Graf von Soissons. Tagtäglich leckte er der Königin die Hände,
     suchte sich bei ihr lieb Kind zu machen und stellte sich mit ihr auf öffentlichen Bekundungen der Devotion zur |315| Schau. Diese aber nahmen eine Farbe an, die bei den Parisern die Leidenschaften gegen die Hugenotten neu entfachten. Kurz,
     man versuchte die Heilige Liga wiederzubeleben, und während Ludwig XIII. einfach die Heimkehr der ungehorsamen Schafe in den
     königlichen Pferch verfolgte, sann jene dritte Partei darauf, sie zu erwürgen.
    Zum Glück standen diesen Intrigen im Augenblick nicht die entsprechenden Mittel zur Verfügung, sie wurden auch von Richelieu
     in keiner Weise ermutigt. Aber sie beunruhigten Ludwig so sehr, daß er heftig bedauerte, die Königinmutter nicht in seiner
     Kutsche zu haben. Außerdem breitete nun der Winter seinen Mantel aus Regen, Frost und Schnee über alles, verschlammte das
     Erdreich und machte den Krieg ziemlich unmöglich. Der König ließ nur so viele Kräfte vor Montauban, daß sie die Versorgung
     der Stadt behinderten, und zog sich nach Norden zurück.«
    »Monsieur, versprachen Sie mir nicht ein Wort über die Königin und den König? Wie kamen sie zusammen, wenn er auf Schloß Piquecos
     war und sie, vor dem Zugriff des Krieges geschützt, in Moissac? Wie weit lagen Piquecos und Moissac voneinander überhaupt
    

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