Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
Vom Netzwerk:
anstatt zur
     Sache zu kommen.
    »Monsieur«, sagte Ludwig endlich, »wollt Ihr mir bitte erklären, um was es geht?«
    Ich weiß nicht, ob Monteleone sich seine Rolle vorher zurechtgelegt hatte, jedenfalls muß ihn diese direkte Frage aus dem
     Konzept gebracht haben.
    »Sire«, platzte er ohne Umschweife heraus, »mein Herr, der König von Spanien, ist in Sorge wegen der Vernachlässigung der
     Königin.«
    »Die Königin, Monsieur«, erwiderte der König trocken, »wird nicht vernachlässigt. Ihr werden alle geziemenden Rücksichten
     und Ehren zuteil. Und ich besuche sie jeden Tag zweimal.«
    Dieser Antwort folgte ein längeres Schweigen, und als der König weiterhin stumm blieb, setzte der Gesandte nach: »Mein Herr,
     Sire, versteht unter Vernachlässigung, daß die Ehe noch immer nicht vollzogen ist.«
    »Sie ist es in der Tat nicht«, sagte Ludwig, ohne daß sich in seinem Gesicht irgend etwas regte.
    »Dennoch, Sire, wäre es gefährlich, so fortzufahren.«
    »Das ist allein meine Sache.«
    »In der Tat, Sire«, sagte Monteleone, indem er sich tief verneigte. »Trotzdem könnte man Mittel finden, um diesem Zustand
     abzuhelfen.«
    »Was für Mittel?«
    »Ihre Majestät die Königin ist erst siebzehn Jahre alt. Sie wurde mit großer Sorgfalt erzogen und in frommer Unwissenheit
     darüber belassen, wie das Leben sich fortsetzt.«
    »Das bezweifle ich nicht«, sagte Ludwig.
    »Aber, gewissermaßen«, sagte der Gesandte, »kann die Unwissenheit einer Jungfrau dem Gemahl auch nachteilig sein, den Gott
     ihr gegeben hat.«
    »Ich verstehe nicht, Monsieur.«
    »Ich will sagen, Sire, eine erfahrene Frau würde die Mittel |125| kennen, durch welche unser Herrgott einer liebenden Gattin erlaubt, das Verlangen ihres Mannes zu entfachen.«
    »Mag sein«, sagte Ludwig steif.
    »Wie die Dinge liegen, Sire, könnte vielleicht eine verwitwete Dame aus dem Gefolge Ihrer Majestät die Königin besagte Mittel
     lehren. Dazu bedürfte es nur Eurer Erlaubnis.«
    »Niemals erlaube ich das!« sagte Ludwig und errötete zugleich vor Zorn und Scham.
    Und sich halb von seinem Stuhl erhebend, lüftete er halb den Hut und sagte mit eisiger Stimme: »Monsieur, unsere Unterhaltung
     ist beendet.«
    Obwohl Ludwig sich über diese Audienz ausschwieg, muß man kein Hellseher sein, um zu mutmaßen, daß er Monteleones Intervention
     unerträglich fand und daß sie seine Liebe zu den Spaniern nicht eben steigerte. Fern, sehr fern lag dem König jedoch der Gedanke,
     daß er einige Wochen später von der gleichen Seite noch viel härter bestürmt werden sollte.
    Der Leser wird sich erinnern, daß der Ehevertrag der Königin ein Gefolge von etwa dreißig Ehrendamen ihres Landes zugesichert
     hatte. Als man Anna jedoch an der Bidassoa empfing, erschrak man: Die spanischen Damen waren über hundert. Aus Furcht, Philipp
     III. zu verärgern, wurden die Überzähligen nicht zurückgeschickt, obwohl sie große Probleme bereiteten, denn all diese unnützen
     Vögel mußten untergebracht und verköstigt werden. Daß sie mehr als unnütz waren, sollte sich bald herausstellen. Jung zumeist
     und der erdrückenden spanischen Hofetikette ledig, fühlten sie sich in Frankreich wie in erobertem Land, ihr heißes Blut trieb
     sie zu liederlichem Betragen, zu schändlichen kleinen Streichen, zu sträflichen sogar. Sie brachen im Louvre in unverschlossene
     Wohnungen ein, zogen Schlüssel aus Truhen und warfen sie in den Burggraben. Auf Schloß Blois stahlen sich einige sogar in
     die Gemächer des Königs, öffneten in seiner Abwesenheit den Käfig eines Hänflings, den er sehr liebte, und stahlen ihn, und
     was sie mit ihm machten, kam nie heraus, er blieb verschwunden.
    Zu allem Übel lachten sie in Gegenwart Seiner Majestät und plapperten in ihrer Sprache endlos hinter den Fächern, die sie
     auch im Winter nicht ablegten, wiegten sich in den Hüften, reckten die Brüste und warfen den königlichen Offizieren (dar unter auch mir) flammende Blicke zu. Ludwig konnte nicht |126| umhin, solche zuchtlosen Manieren zu mißbilligen, und faßte gegen die Spanierinnen eine so tiefe Abneigung, daß es ihm, wenn
     er die Königin besuchte, von Tag zu Tag leidiger wurde, durch dieses Vogelhaus voll schwatzender, diebischer Elstern zu schreiten.
     Eines Tages nun erreichte dies den Gipfel, sie hielten ihn in seinem Gang auf, als er zu ihrer jungen Herrin wollte, umringten,
     belagerten ihn und versetzten ihm weiß ich wie viele Schnabelhiebe, indem sie ihn ungestüm

Weitere Kostenlose Bücher