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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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der vom Nuntius, vom spanischen König
     und von der Gesellschaft Jesu leidenschaftlich gewünscht wird, auch von allen guten Untertanen des Königs.«
    »Ja, und?«
    »Was heißt ›ja, und‹, mein junger Freund?« sagte Fogacer leise lächelnd.
    »Hat Pater Arnoux Aussichten, sein Ziel zu erreichen?«
    »Er trifft auf Schwierigkeiten.«
    »Die aus unüberwindlichen Abneigungen des Königs infolge seiner gescheiterten Hochzeitsnacht herrühren?«
    »Unüberwindliche Abneigungen?« sagte Fogacer mit einem Blitzen in seinen nußbraunen Augen. »Wie interessant! Woher habt Ihr
     den Ausdruck, mein Freund?«
    »Nun«, sagte ich, auch auf meiner Hut, »so würde ich an Stelle des Königs empfinden.«
    »Soso! Aber Ihr könnt Euch gar nicht an seine Stelle versetzen, junger Heißsporn Siorac!« sagte Fogacer. »Euch betört doch
     jeder Reifrock. Und sogar auf zehn Klafter Abstand seid Ihr vom Anblick eines Busens berauscht. Doch wie dem auch sei, Ludwig
     hegt andere Abneigungen als die von Euch gemeinten.«
    »Welche?«
    »Ihr kennt sie wie ich.«
    »Nun sagt doch.«
    »Bei diesem Gesandten, der täglich zu jeder Stunde freien Zutritt zu seiner Gemahlin hat, und bei diesen hundert iberischen
     Damen, die ihn offen verachten, wen nimmt es da wunder, daß der König die Gemächer der Königin als ein Klein-Spanien ansieht
     und wenig Lust hat, sich dort hineinzubegeben.«
    »Aber«, sagte ich nach einer Weile, »ließe sich nicht ein kleiner Handel schließen?«
    |129| »Ein Handel?« fragte Fogacer und wölbte die diabolischen Brauen. »Zwischen wem?«
    »Zwischen dem König und Pater Arnoux.«
    »Der König ist der König, kein Händler.«
    »Dann zwischen Luynes und Pater Arnoux.«
    »Siorac, Ihr seid ein Fuchs. Und welcher wäre nach Eurer Ansicht der Gegenstand dieses kleinen Handels?«
    »Nehmen wir an, Luynes sagt zu Pater Arnoux: ›Setzt Ihr durch die Vermittlung des Nuntius durch, daß Madrid seinen flegelhaften
     Gesandten abberuft und daß auch die anstößigen Damen zurückgeholt werden in ihr heißes Land, denn sobald Ludwig in diesen
     beiden Punkten zufriedengestellt ist, habe ich es leichter, ihn zum Vollzug seiner Ehe zu bewegen.‹«
    »Siorac«, sagte Fogacer laut lachend, »das Hübsche an Euch ist, daß Ihr nicht nur schlaue Fragen stellt, sondern sie auch
     gleich beantwortet.«
    »Ist die Antwort auch so schlau?«
    »Das wird die Zukunft lehren«, sagte Fogacer und verschloß sich wie eine Auster.
    Aber die Zukunft ließ sich Zeit mit ihrer Lehre, denn Ludwig war gegen Monteleone und die spanischen Damen so erzürnt, daß
     Luynes bei ihm nicht mehr erreichen konnte, als daß er die arme junge Königin wenigstens wieder fünf Minuten am Tag besuchte.
     Trotzdem trug die gute Arbeit des Paters Arnoux bereits Früchte. Der Günstling war für eine Annäherung des königlichen Paares
     mittlerweile ganz gewonnen, zumal da Madame de Luynes die engste Freundin Annas von Österreich geworden war und eine intimere
     Verbindung der Gatten die Gunst des Günstlings nur begünstigen konnte.
    Luynes also bemühte sich aufs neue, und das machte er so: Ludwig hatte ihm soeben das Schloß Lesigny-en-Brie geschenkt, nun
     eilte er dorthin und schilderte nach seiner Rückkehr den königlichen Augen dieses wildreiche Land voller Sümpfe, Flüsse und
     Wälder samt lieblicher Ausblicke und Ortschaften ringsum in den verführerischsten Farben. Das hieß Ludwig doppelt versuchen.
     Nicht nur war er vernarrt in die Jagd, er liebte es auch, und mehr als alle Könige vor ihm, seine Provinzen zu bereisen. Und
     weil es ihm wenig verschlug, den Louvre und Klein-Spanien hinter sich zu lassen, nahm er die Einladung freudig an, einige
     Tage im Schloß seines Favoriten |130| zu verbringen. Tatsächlich blieb er über einen Monat, vom elften September bis zum sechsundzwanzigsten Oktober, und feierte
     dort seinen siebzehnten Geburtstag.
    Mit von der Partie, begann ich mich schon zu fragen, was der König eigentlich hier wollte (und wir ebenso), als zu meiner
     großen Freude und Überraschung am fünfzehnten September die kleine Königin eintraf, mit Gott sei Dank sehr begrenztem Gefolge.
     Und weil es mir undenkbar erschien, daß Luynes sie ohne Zustimmung des Königs eingeladen hatte (wie hätte Ludwig diese Bitte
     auch ablehnen sollen, wenn die Gattin des Favoriten der Königin überall folgte?), begriff ich, daß Luynes dieses Beisammensein
     des Königspaares regelrecht organisiert hatte wie bereits 1616 zu Amboise, in

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