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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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sagte er einmal, es sei das Unglück eines Königs, allzu umsorgt zu sein. Gewiß liebte Héroard ihn,
     aber es war eine blinde Liebe, er gab ihm viel zu viele Drogen, Klistiere und Abführmittel. Und Ludwig, der absolute Herrscher
     über ganz Frankreich, gehorchte treulich seinem Arzt.
    Ein guter Soldat geht nie ohne Zwieback ins Feld: Ludwig und Luynes hatten achtgehabt, ihren Beichtiger, Pater Arnoux, nicht
     im Louvre zurückzulassen. Aber seltsam, so fromm Ludwig auch war, fügte er sich viel folgsamer seinem Leibarzt als dem Mann,
     der seine Seele hütete. Dem Pater, der ihn fast täglich ermahnte, »endlich seinen Ehepflichten zu genügen«, hielt er Ausreden
     entgegen, die der Jesuit jedem anderen als kindisch verwiesen hätte: Die Sache könne warten, erklärte er. Das Haus brenne
     ja nicht. Er sei noch so jung. Die Königin auch. Sicher liebe er sie, aber man dürfe nichts übereilen, damit die Gefühle keinen
     Schaden nähmen. Kurz, jener erste Trunk hatte ihm einen zu bitteren Geschmack hinterlassen, als daß er ihn noch einmal an
     die Lippen setzen wollte.
    ***
    Immerhin hatte ich gegen Ende unseres Aufenthalts im Schloß Lesigny-en-Brie ein Gespräch mit Luynes, das mir wieder einige
     Hoffnung gab. Luynes mochte mich aus verschiedenen Gründen: er mußte in mir keinen Rivalen in der Gunst des Königs sehen.
     Außerdem war ich mit meinem Orbieu zufrieden und machte ihm nichts streitig, was er begehrte, und er begehrte viel. Dazu bezeigte
     ich ihm keinerlei Geringschätzung und empfand sie auch nicht.
    |133| Oh, er war sehr verpönt und wurde nicht nur von den Großen durch den Schmutz gezogen, sondern auch von einer ganzen Anzahl
     von Hofleuten, und das aus guten wie aus schlechten Gründen. Man warf ihm seinen niederen Adel vor, für den er ja wahrlich
     nichts konnte, aber auch seinen Kleinmut, um nicht zu sagen, seine Feigheit, vor allem jedoch diese fessellose Habgier, in
     der er Concini nicht nachstand und, wie gesagt, alles an sich raffte, Stellen, Titel, Schlösser, hohe Geldsummen, aber nicht
     nur für sich, sondern ebenso für seine unzählige Verwandtschaft. Und Luynes litt darunter, soviel Haß auf sich zu ziehen,
     denn er war empfindsamen und sanftmütigen Wesens und wollte gern jedermanns Freund sein.
    Hier möchte ich noch ein Wort zu seiner Person sagen, die überaus gepflegt und sehr einnehmend war, obwohl er für einen Mann
     eher hübsch war als schön. Auch fehlte es ihm nicht an Tugenden, denn er war kein Frömmler, wie man es später in diesem Jahrhundert
     wurde, sondern aufrichtig fromm. Außerdem hing er sehr an seinen Brüdern und seiner Familie, liebte den König innig und war
     seiner Gemahlin treu, die es ihm nicht war. Äußerst gewandt, drückte er sich gut und wortreich aus, im singenden Tonfall der
     Provence, und obwohl er verschwiegen war, legte er in seine Worte und Komplimente eine überquellende Wärme, die den Umgang
     mit ihm angenehm machte.
    Zu besagtem Gespräch nun kam es, weil ich, einen Bericht vorschützend, den ich über Ludwigs Herrschaft seit dem Staatsstreich
     vom vierundzwanzigsten April verfaßte, von Seiner Majestät die Erlaubnis erhalten hatte, nicht an allen Jagden teilnehmen
     zu müssen. So war ich an jenem Tag denn im Hause und heilfroh, es zu sein, denn es regnete wie aus allen Himmelsschleusen.
     Da hörte ich von La Barge, daß auch Monsieur de Luynes das Zimmer hütete, weil er unpäßlich war, aber nicht schlimm, wie La
     Barge lächelnd hinzusetzte, jeder am Hof wisse doch, daß der Favorit eine Weichlichkeit pflege, die ihn wegen jedes Schnupfens
     niederstrecke.
    Ich ließ also durch La Barge anfragen, ob ich ihn besuchen dürfe, worauf er erwiderte, »nichts auf der Welt könnte ihm größeres
     Vergnügen bereiten«. Dies nur, Leser, um Ihnen einen Eindruck der Redeweise zu geben, in der Luynes sich auszeichnete und
     vermöge derer unsere Unterhaltung mit viel |134| Weihrauch von beiden Seiten begann, denn auch ich mußte ja in dieser Münze zahlen, sonst hätte er mir mißtraut. Danach erkundigte
     ich mich so diskret ich konnte, ob Frankreich irgendeine Hoffnung habe, endlich einen Dauphin zu bekommen.
    »Obwohl die Dinge scheinbar«, sagte Luynes, »am gleichen Punkte sind wie zuvor, haben sie bei diesem Aufenthalt in meinem
     Hause doch große Fortschritte gemacht.«
    Er hielt inne und blickte mich schweigend an, als erwarte er, bevor er fortführe, einen kleinen Schwall Weihrauch, den ich
     ihm auch gehorsamst

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