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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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gewährte.
    »Und zweifellos sind diese Fortschritte Eurer Exzellenz zu danken«, sagte ich.
    »Wenigstens habe ich dazu beigetragen«, sagte er im Ton der Bescheidenheit. »Mir dünkte nämlich, was Ludwig von der Königin
     abschreckt, sei nicht sosehr die Frau, sondern ihre spanische Umgebung. So fand ich denn, wenn man diese Umgebung verjagte,
     müßten die Dinge einfacher werden.«
    »Aber, Monseigneur«, fragte ich mit gespielter Naivität, »wird es denn so leicht sein, diese zu verjagen? Zuerst einmal müßte
     der König dazu entschlossen sein.«
    »Jetzt ist er es.«
    Das war mir neu, und ich brauchte mich nicht zu zwingen, meiner Freude Ausdruck zu geben.
    »Bravo! Bravissimo, Exzellenz! Aber wird Monteleone sich herbeilassen, dieses Verlangen nach Madrid zu melden?«
    »Oh, nein! Monteleone wird mit Hörnern und Klauen dagegen anrennen. Also werden wir Madrid bitten, seinen Stier zurückzurufen.«
    Dies sagte Luynes mit seinem provenzalischen Akzent, der jedem seiner Worte Farbe, Saft und Fülle gab.
    »Und ich wette«, sagte ich mit einverständigem Lächeln, »der König wird dem Nachfolger Monteleones, sobald er in Paris eintrifft,
     den freien Zutritt bei der Königin verbieten.«
    »Ganz unbedingt«, sagte er, doch so schnell und so erfreut, daß ich vermuten durfte, er habe an diese Möglichkeit nicht gedacht,
     bis ich sie ihm einflüsterte.
    »Kurzum, Exzellenz«, sagte ich, »Ihr werdet die Gemächer der Königin entspanisieren, dann ist der Weg für Ludwig frei. Aber,
     Exzellenz, wird er ihn auch gehen?«
    Dieser Vorbehalt, nachdem ich ihn so sehr gelobt hatte, |135| pickte ihn ein wenig, er vergaß seinen Katarrh und richtete sich von seinem Lager auf.
    »Ich bin der einzige«, sagte er in selbstsicherem Ton, »der dem König so nahesteht, daß er ihn dazu bewegen kann, und, glaubt
     mir, ich werde keine Mühe scheuen.«

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    |136| SECHSTES KAPITEL
    Ende Oktober kehrten wir von Lesigny-en-Brie zurück, und als weder im November noch im Dezember irgend etwas geschah, das
     dem Reich Hoffnung auf einen Dauphin gab, begann ich zu fürchten, daß Luynes seine Mühen vergeudete. Während aber die Ungewißheit
     weiter auf uns lastete, tröstete ich mich mit dem Gedanken, daß Ludwig gerade erst siebzehn war und daß auch sein Vater erst
     spät angefangen hatte.
    Allerdings hat unser Henri dann tüchtig aufgeholt, er war wahrlich keiner, den die fleischliche Sünde schreckte, wie er es
     bewies, als er Paris belagerte und die Langwierigkeit der Sache bannte, indem er sich mit zwei Nonnen verlustierte, einer
     in Longchamp, der anderen in Montmartre. Und da gab es keine Frage von Gewalt, nur glühendstes Einvernehmen, denn die armen
     Mädchen saßen nicht freiwillig im Kloster, sondern nach dem Willen ihrer Eltern.
    Henri nahm Paris, und als König von Frankreich nun vergaß er dennoch seine Klosterfrauen nicht. Er machte sie beide zu Äbtissinnen,
     was mehr seine persönliche Dankbarkeit als irgendeine Sorge um Erbauung bezeugt. Aber wie fern lag jenem Jahrhundertende noch
     die erhabene Strenge von Port-Royal!
    Gleich nach der Rückkehr von Lesigny-en-Brie erhielt ich vom König die Erlaubnis, nach meinem Gut Orbieu zu gehen, um für
     meine Dörfler die Weinlese zu eröffnen. Zwei Tage vor meiner Abreise nun erfuhr mein Vater, daß ein Gerichtsrat vom Pariser
     Parlament, der einen Besitz in der Nähe von Montfort l’Amaury hatte, auf dem Weg von Paris nach Montfort erbarmungslos ausgeraubt
     und erschlagen worden war von einer Räuberbande, die sich in dieser Gegend angeblich nicht zum erstenmal hervorgetan hatte.
     Also mietete ich mir auf väterliches Anraten ein halbes Dutzend Schweizer, Arkebusiere allesamt, die mit Pissebœuf, Poussevent,
     La Barge, Robin und unserem hühnenhaften Kutscher Lachaise, den mein Vater mir |137| ebenfalls auslieh, eine hinreichende berittene und gewaffnete Eskorte bildeten, um jeglichen Überfall zu entmutigen. Ich machte
     die Reise in meiner Kutsche mit vier Pistolen und mit Louison, der ich beibrachte, wie man die Waffen lud, und die es, lebhaft
     und aufgeweckt, wie sie war, im Handumdrehen lernte. So gedachte ich im Fall eines Angriffs, wenn ich schoß und sie lud, ein
     ununterbrochenes Musketenfeuer auf die Angreifer loszulassen.
    Meine Soubrette, schon höchst vergnügt, daß Frau von Lichtenberg fort war, wußte sich vor Freude nicht zu lassen, als sie
     hörte, daß sie allein mit mir in meiner wappengezierten Karosse reisen sollte, »ganz

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