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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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mochte, weil sie uns am Sonntag
     immer diese endlosen gesungenen Messen bescherte), »der Brand in Eurem Wald Cornebouc war kein Zufall, sondern Bosheit. Dafür
     habe ich unwiderlegliche Beweise.«
    Das Wort »unwiderleglich« schien ihm zu gefallen, denn er wiederholte: »Unwiderlegliche Beweise, sage ich.«
    »Also kennt Ihr den Schuldigen, Monsieur Séraphin?«
    »Ich kenne
die
Schuldigen«, sagte Séraphin mit bedeutungsschwerer Miene. »Ich weiß, wer das Verbrechen angestiftet hat und weiß, wer es ausgeführt
     hat.«
    »Und wer hat es angestiftet?«
    »Der Verwalter Rapinaud.«
    »Rapinaud?«
    »Cui prodest scelus, is fecit«,
sagte Séraphin ernst.
    Ich übersetzte für Saint-Clair: »Wem das Verbrechen nützt, der hat es begangen.«
    Hier wechselten Pfarrer Séraphin und ich als Lateiner einen einverständigen Blick, der wenigstens ebensoviel wie meine Karosse
     dazu beitrug, mich in seiner Wertschätzung zu erhöhen.
    |148| »Ich höre, Herr Pfarrer Séraphin«, sagte ich und hob die Brauen.
    »Vorgestern, Herr Graf, kam Yvon …«
    »Wer ist Yvon?«
    »Yvon Janin, der Schankwirt«, sagte Saint-Clair.
    »Yvon also kam zu mir ins Pfarrhaus und fragte, ob er mir beichten könne. ›Wieso, Yvon?‹ sag ich, ›du hast doch gestern erst
     gebeichtet. In was für eine schwere Sünde hast du Unglücklicher dich seit gestern verstrickt, daß ich dich heut schon wieder
     hören soll?‹ – ›Nicht ich‹, sagt Yvon, ›hab die schwere Sünde begangen. Es war wer anders.‹ – ›Und wer, glaubst du, bist du,
     Yvon, daß du die Sünden anderer beichten willst?‹ – ›Weil‹, sagt er, ›der andere wird sie nie beichten.‹ – ›Soso‹, sag ich,
     ›schlimm für ihn! Der wird am Spieß schmoren in Ewigkeit. Und nackicht zu seiner größten Schande!‹ – ›Mich grätzt das nicht‹,
     sagt Yvon. ›Soll er schmoren, solang er will, das ist seine Sache, aber solang er lebt, kann er seine schwere Sünde noch mal
     machen, und das ist nicht gut für Orbieu.‹«
    »Nicht gut für Orbieu?« warf ich ein. »Da hätte ich allerdings die Ohren gespitzt.«
    »Und wie ich die Ohren gespitzt hab, Herr Graf«, sagte Séraphin. »›Yvon‹, sag ich, ›redselig bist du nicht. Jetzt scheue dich
     nicht und sag mir, was du von dem anderen und seiner schweren Sünde weißt, wenn du nicht in den Kesseln der siebenzig Höllenteufel
     schmoren willst!‹ – ›Ich will schon, Herr Pfarrer‹, sagt Yvon, ›aber bloß in der Beichte.‹ – ›Warum in der Beichte?‹ frag
     ich. – ›Weil Ihr es wegen dem Beichtgeheimnis nicht weitersagen könnt‹, sagt Yvon. – ›Ach‹, sag ich stirnrunzelnd, ›du willst
     den anderen schützen, damit er wieder Böses tut?‹ – ›Ehrlich, Herr Pfarrer, schützen will ich den nicht! Aber Angst hab ich.
     Das ist ein Lumpenhund.‹ – ›Dann ist es Mougeot!‹ sag ich. – ›Ich hab nichts gesagt! Ich hab nichts gesagt!‹ schreit Yvon.
     – ›Könnte es sein‹, sag ich, ›daß der Mougeot gezündelt hat, wo er nicht sollte? Und daß daraus groß Leid und Schaden erwachsen
     wär, hätte der Herrgott es nicht aus allen Himmeln schütten lassen?‹ – ›Ich hab nichts gesagt! Ich hab nichts gesagt!‹ schreit
     Yvon. – ›So, und jetzt sagst du, Schafskopf, mir alles, wie und was. Sonst kommst du mir nicht mehr zur Beichte oder zur Kommunion.
     Und, was schlimmer ist, wenn du stirbst, laß ich dich nicht in christlicher Erde begraben. Und am Tag des Jüngsten |149| Gerichts finden die Engel dich dann nicht, wo du sein solltest, und vergessen dich in deinem Winkel, und du kannst nicht auferstehen.‹
     – ›Ach, nein, bloß nicht, Herr Pfarrer, ich werd Euch alles sagen.‹ – ›Ich höre.‹ – ›Also, Herr Pfarrer, in meiner Schenke
     sind welche, die trinken zuviel. Und wenn sie zuviel getrunken haben, dann reden sie zuviel. Und es gibt welche, und es werden
     wohl dieselben sein, die zwölf Monate im Jahr keinen blanken Heller haben, und auf einmal haben sie den Hosensack voll, daß
     es bloß so klingelt.‹ – ›Und alle die sind einer, nämlich Mougeot, stimmt es?‹ – ›Den Namen habt Ihr genannt, Herr Pfarrer,
     nicht ich.‹ – ›Und der ihm das Geld gegeben hat für die Zündelei im Wald Cornebouc, das ist Rapinaud, stimmt’s?‹ – ›Ich hab
     nichts gesagt! Ich hab nichts gesagt!‹ schreit Yvon.«
    »Herr Pfarrer«, sagte ich, nachdem ich den Bericht offenen Ohres vernommen hatte, »diese Aussage klagt Mougeot an, aber was
     beweist,

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