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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ist
     er vielleicht sehr erleichtert, Euch zur Seite zu haben, zumal die Audienz wegen des anstehenden Themas ziemlich dornig zu
     werden droht.«
    Wie ich schon erklärte, war Monsieur de Bonneuil im Räderwerk der Außenpolitik des Louvre ein sehr gewichtiges Rad. An ihn
     wandten sich die ausländischen Gesandten um eine Audienz, er trug ihr Ersuchen dem König vor, und wenn der König dem nicht
     stattgeben wollte oder konnte, nahm Monsieur de Bonneuil die Mitteilungen der Diplomaten selbst entgegen oder übermittelte
     ihnen die von Ludwig oder von Monsieur de Puisieux getroffenen Entscheidungen. Eine heikle Aufgabe, die Urteilsfähigkeit,
     Freundlichkeit, Klugheit, Geduld und Takt erforderte, Tugenden, an denen es Monsieur de Bonneuil nicht mangelte. Alles an
     ihm war rund, Gesicht, Stimme, Gestik, Bauch, ein Kiesel, den das Hofleben so glatt geschliffen hatte, daß seine Oberfläche
     auch nicht die kleinste Rauhheit aufwies.
    Kaum erblickte mich Monsieur de Bonneuil, fiel er mir auch fast um den Hals.
    »Ach, Graf«, sagte er, »Euch schickt mir der Himmel! Ihr müßt mir helfen. Mein Spanisch ist löcherig wie ein Sieb, und wenn
     Don Fernando de Girón ebenso schlecht Französisch spricht wie ich seine Sprache, laufen wir bei der schwierigen Affäre auf
     Grund.«
    |158| »Entschuldigt«, sagte ich stirnrunzelnd, »aber wer ist dieser Edelmann?«
    »Wie?« entgegnete Monsieur de Bonneuil mit höflichem Erstaunen, »das wißt Ihr nicht?«
    »Ich bin erst gestern von meinem Gut Orbieu heimgekehrt.«
    »Es ist der neue Gesandte des allerchristlichsten Königs.«
    »Ach so?« sagte ich. »Ist der Herzog von Monteleone denn ausgeschieden?«
    »Nicht freiwillig. Ludwig«, fuhr Monsieur de Bonneuil mit feinem Lächeln fort, »hat ihm nicht verziehen, daß er ihm dauernd
     mit der ›Vernachlässigung‹ der Königin in den Ohren lag. Er hat Madrid ersucht, ihn abzuberufen. Und das um so entschiedener,
     als Monteleone tausend Einwände gegen die Rückführung der spanischen Damen erhob. Aber das Problem ist, dem Himmel sei Dank,
     nun gelöst.«
    »Wirklich? Sind sie fort?«
    »Noch nicht, aber sie reisen morgen.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß sie untröstlich sind.«
    »Keineswegs. Sie sind überglücklich, in ihr heißes Land zurückzukehren. Zumal sie auf Ludwigs Anordnung mit Abschiedsgeschenken
     bedacht, ja geradezu überhäuft wurden. Doch um wieder auf Don Fernando de Girón zu kommen: Er hat seine Briefe bereits Seiner
     Majestät überreicht, aber ich habe ihm hier und heute eine Entscheidung des Königs mitzuteilen, die ihm gar nicht gefallen
     wird. Mein Freund, flehen wir zum Himmel, daß Don Fernando nicht so starrsinnig sein möge wie Monteleone! Denn sollte er ebenso
     widerspenstig sein, gibt es einen Eklat.«
    Monsieur de Bonneuil schürzte seine vollen Purpurlippen, als er das Wort ›Eklat‹ aussprach, und der Leser mag sich denken,
     daß ein ›Eklat‹ für einen Diplomaten das Schlimmste war, was dem König von Frankreich gegenüber dem Gesandten eines mächtigen
     Königreiches passieren konnte.
    Begleitet von einem reizenden kleinen Pagen, der ihm nicht von der Seite wich, empfing Monsieur de Bonneuil Don Fernando im
     Büchersaal, ein Ort, den ich gut kannte, denn, wie der Leser sicher noch weiß, versteckte ich dort zur Zeit der Regentschaft
     im dreizehnten Kapitel der
Essais
von Montaigne Geheimnoten, die für Ludwig bestimmt waren. Nach vielen stummen Verneigungen und gleichzeitigem Hüteschwenken, |159| was an ein wohlgeordnetes Ballett gemahnte, nahmen die beiden Protagonisten in den sich gegenüberstehenden Armstühlen Platz,
     die man wohlweislich in gleicher Höhe und Zier gewählt hatte, um den Empfindlichkeiten beider Länder Rechnung zu tragen. Ich
     saß auf einem Schemel zur Rechten des französischen Diplomaten, denn stand mein Adelsrang auch über dem von Monsieur de Bonneuil,
     so rangierte er in diesem Augenblick durch seine Funktion über mir.
    Sitzend nun, ließ jeder der beiden Diplomaten seiner Zunge freien Lauf, es wurden eine Reihe Höflichkeiten gewechselt, endlos,
     wie mir schien, doch wäre es sicher höchst unziemlich gewesen, sie abzukürzen. Dann stellte Monsieur de Bonneuil mich vor
     als der »Herr Graf von Orbieu, Mitglied des Kronrats, der so freundlich ist, mir bei diesem Gespräch als Dolmetsch zu dienen.«
    Der Titel, den er mir da gab, war pure Höflichkeit. Zum Kronrat gehörte ich als Untergebener von Monsieur de Puisieux, ich
     war kein

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