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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ernst und so wortkarg. Tatsächlich war er seit der
perfezione
seiner Ehe verändert, hatte Schwung, Selbstvertrauen und eine Lebenslust gewonnen, die man bisher nicht an ihm kannte. Auch
     beobachtete ich, daß er viel weniger stotterte.
    Die fröhliche Stimmung des Hofes schlug jählings um, als bekannt wurde, daß die Königinmutter von Blois geflohen war. |189| Die Nachricht wurde um fünf Uhr von einem reitenden Boten überbracht, der mit verhängten Zügeln von Paris nach Saint-Germain
     galoppiert war. Blaugefroren vor Kälte, hatte er so steife Beine, daß er vor dem König kaum das Knie beugen konnte. Weil auch
     seine Stimme gelitten hatte, sprach er viel zu laut für das, was er zu melden hatte, und jeder hörte es. Augenblicks endeten
     Spiel, Tanz und Lachen. Auf Heiterkeit folgten Bestürzung, beklommenes Schweigen, abgewandte Blicke. Und alles drängte sich
     dermaßen, Ludwig um Urlaub zu bitten, daß er durch seinen Zeremonienmeister verkünden ließ, es möge gehen, wer wolle. Binnen
     Minuten entstand auf dem Vorplatz des Schlosses ein heilloses Durcheinander von Pferden, Karossen und Kutschern, die mit den
     Peitschen knallten und fluchten, um sich Bahn durch diesen Wirrwarr zu schaffen. Beim König blieben nur seine beiden Schwestern,
     die Prinzen von Savoyen und die Königin, deren Gesicht vor Kummer und Furcht ganz verzerrt war bei der Vorstellung, daß die
     Königinmutter wieder im Louvre auftauchen und sie bei jeder Gelegenheit demütigen könnte wie zur Zeit ihrer Macht.
    Der kopflose Aufbruch der Höflinge hatte etwas Lächerliches und Erbärmliches. Es war geradezu, als entstiege die alte Riesin
     der Unterwelt, um alles zu verschlingen, und als müsse man sich hinter den Mauern der Kapitale vor ihren Zähnen in Sicherheit
     bringen.
    Nachdem der Hof aufgebrochen war, zog sich der König undurchdringlichen Gesichts zu Monsieur de Luynes zurück, wo er eine
     Stunde blieb und mit seinem Favoriten unter vier Augen sprach. Um sechs Uhr kam er in seine Gemächer, ohne irgend jemandem
     einen Ton zu sagen oder die geringste Erregung zu zeigen. Eine volle Stunde widmete er sich nur seinem Teller, so ausgehungert
     war er von der morgendlichen Jagd. Dann trank er seinen Kräutertee, ging um halb neun Uhr zu Bett und schlief sofort den Schlaf
     des Gerechten. Nach zehn Stunden ohne Unterbrechung erwachte er um sechs Uhr früh. Um halb acht brach er von Saint-Germain
     auf, seine Karosse fuhr im Eiltempo, denn sie erreichte Paris und den Louvre in weniger als zweieinhalb Stunden. Um zehn Uhr
     endlich begab sich Ludwig zum Kronrat, der sich auf seinen Befehl versammelt hatte und ihn im Bücherkabinett erwartete.
    Ich war bei der Debatte zugegen und sah nach zehn Minuten |190| klar, daß die Anwesenden sich in zwei Parteien spalteten: eine war für Verhandlungen, und eine für den Krieg.
    Allerdings waren jene, die verhandeln wollten, nicht alle aus denselben Gründen dafür: Luynes, weil er feige war; Minister
     Sillery und sein Sohn, Monsieur de Puisieux, weil es für sie nichts zu gewinnen gab bei einer kriegerischen Unternehmung;
     der Oberfinanzverwalter Jeannin, weil er alt und gebrechlich war, Abenteuer verabscheute und die Staatskasse schonen wollte;
     die Kardinäle Retz und La Rochefoucauld, weil sie das Ansehen der Königinmutter als spanisch gesinnte und papsttreue Habsburgerin
     retten wollten.
    Die Großen dagegen neigten zum Krieg, weil die Waffen ihr Handwerk waren und weil sie Épernon haßten, diesen Emporkömmling,
     der es bekanntlich durch traurige Mittel bis zur Pairswürde gebracht hatte, und auch, weil sie fürchteten, er werde, wenn
     seine Rebellion Erfolg hätte, sich entschieden über sie erheben.
    Den Hut in der Stirn, die Hände unterm Kinn gefaltet, hörte Ludwig die einen wie die anderen reden, griff lediglich ein, um
     den geordneten Ablauf der Debatten zu sichern und jeden zu Wort kommen zu lassen. Nachdem die Räte sich ausgesprochen hatten,
     rief Ludwig nicht wie sonst zur Abstimmung auf. Mit seiner üblichen Knappheit gab er seinen Beschluß bekannt: Er werde sich
     bewaffnen und dem Herzog von Épernon entgegenziehen. Bis aber sein Heer einsatzfähig sei, werde er mit seiner Mutter verhandeln.
    Kaum war ich in meiner Louvre-Wohnung, um meine Elfuhrmahlzeit einzunehmen, als es an meine Tür klopfte. La Barge öffnete,
     und ich bezeuge hiermit, daß der Abbé Fogacer, den er einließ, meinem Pagen, so schmuck er auch war, nicht einen Blick schenkte.
     Er hatte

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