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Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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durch Kleinasien angerast kamen.
    Sie kamen aus gutem Grund. In ganz Ionien war der Aufstand gegen ihre Oberhoheit ausgebrochen. Dareios befahl, ein Exempel zu statuieren.
    Es war für ihn ein unerwartet hartes Stück Arbeit, die erste wirklich blutige Arbeit der sonst so tolerant gewordenen Perser. Es dauerte vier lange Jahre, bis die letzte ionische Stadt endgültig unterworfen oder dem Erdboden gleichgemacht war. Auch die zwanzig athenischen Schiffchen, die so sehr die Erbitterung der Perser erregten, konnten daran nichts ändern. Wo waren die anderen Flotten? Ionien war — das ist eigentlich das schlimmste Fazit — vom Mutterland im Stich gelassen worden. Nun war es persisch; seine Blüte über Nacht vernichtet.
    Erst als das alles passiert war, fuhr den Griechen daheim der Schreck in die Glieder. Am Dionysosfest des gleichen Jahres, als drüben die Lichter erloschen, fand in Athen die Uraufführung (eine der frühesten der Geschichte) des brennend aktuellen Schauspiels von Phrynichos statt: »Die Eroberung von Milet«. Der Eindruck war ungeheuer. Das Volk war fast in Panikstimmung. Die Archonten griffen ein und belegten den Dichter mit einer Strafe (das früheste nachweisbare schlechte Gewissen einer Regierung). Jetzt erwachten endlich auch die Spartaner. Sie brauchten keine Propheten zu sein, um zu wissen, daß die Perser nun kommen würden.
    Sie kamen.
    Im Sommer 490 stach die persische Flotille in See. Die Griechen haben später maßlos übertrieben; es sollen 600 Trieren mit 600 000 Kriegern gewesen sein. Das ist totaler Unsinn. Es waren etwa 100 Schiffe mit 20 000 Mann. Das war auch noch erschreckend genug.
    Die Inseln, die die Flotte anlief, unterwarfen sich sofort. Datis, der persische Oberbefehlshaber, war zufrieden; er zeigte sich als feiner Mann, indem er in Delos ostentativ dem Apoll ein feierliches Opfer darbrachte. Das nächste Ziel hieß Eretria auf Euböa. Eretria war seinerzeit schüchtern, aber tapfer Athens Spuren gefolgt und hatte den zwanzig Schiffen für Milet noch fünf eigene nachgeschickt. Hier lag also die Sache für die Perser anders. Eretria fiel, die Stadt wurde dem Erdboden gleichgemacht, die Bewohner nach Persien verschleppt und bei Susa, unter den Augen des Großkönigs, neu angesiedelt.
    Dieser erste Schlag löste alle Alarmglocken aus. Athen rief um Hilfe. Theben lachte Hohn, erinnerte an 519 und empfahl, sich an Platää zu halten. Das kleine treue Platää kam. Auch König Kleomenes von Sparta sagte Hilfe zu. Er kannte ja den Weg nach Athen gut. Aber der Heerbann war in alle Gegenden verstreut und vor der traditionellen Vollmond-Versammlung schwer zu erreichen. Es war ein Wettlauf um Stunden, denn schon traf in Athen die Nachricht ein, daß die Perser von Eretria auf das Festland nach Marathon übergesetzt waren. Eretria — Marathon... wie einstmals Peisistratos! Und tatsächlich war ein Peisistratide drüben beim persischen Heer, Flüchtlinge bestätigten es: der greise Hippias war da! Der Mann auf der griechischen Seite, der Kopf in Athen, war — makabres Spiel des Schicksals — Miltiades, Sohn des zur Zeit von Hippias und Flipparch ermordeten dreifachen Olympiasiegers Kimon, später Erbe eines Peisistratiden-Für-stentums auf dem Chersones, dann Rebell gegen Dareios und Flüchtling vor den Persern. Dieser Miltiades war es, dem sich die Athener inklusive des Archonten Kallimachos in ihrer Not blind anvertrauten.
    Miltiades setzte alles auf eine Karte; er beschloß, die Mauern Athens zu verlassen und den Persern auf offenem Felde entgegenzutreten.
    Miltiades hoffte auf die Spartaner. Als er in der Ebene vor Marathon die Perser sichtete, machte er halt und wartete. Aber die Spartaner kamen nicht. Es vergingen Stunden, es verging die Nacht und der nächste Tag, und es war abzusehen, wann die Perser der Galgenfrist ein Ende bereiten würden.
    Etwa 20 000 persische Bogenschützen, darunter die auf Schiffen herbeigebrachte gefürchtete Reiterei, standen 10 000 griechischen Schwert- und Lanzenträgern, den »Hopliten«, gegenüber.
    Plötzlich griff Datis an.
    Herodot berichtet fasziniert, was in dieser Schreckminute geschah: Miltiades riß die Hopliten, die Masse der Schwerbewaffneten, hoch und ließ sie im Sturmlauf anrennen, um unter der schwarzen Wolke der persischen Pfeile hindurchzukommen.
    Das Zentrum scheiterte sofort an den persischen Reitern, die Flügel jedoch drangen vor, warfen die Perser zurück, schwenkten zur Mitte und nahmen den Kern in die Zange. Datis wehrte

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