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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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dass er tatsächlich rasch Hilfe benötigte, sonst würde er verbluten.
    »Ich hol meinen Vater«, sagte sie eifrig. Sie schloss ihre Finger fest um den Denar und rannte los. Nach einer Weile blieb sie stehen. Der Wald kam ihr plötzlich fremd vor. Hatte sie den falschen Weg genommen? Wo war sie? Auch die tote Schlange lag nicht mehr auf dem Weg. Sie musste sich verlaufen haben.
    Ich kenne keine Angst!
    Jutta machte kehrt, suchte den rechten Weg. Doch der Wald blieb ihr fremd. Die Luft war inzwischen sehr schwül geworden. Im Dickicht knackte es, ein Eichelhäher schlug Alarm. Ihr wurde mulmig zumute. Das Knacken aus dem Dickicht kam näher, wurde bedrohlich.
    Ich hab die böse Schlange getötet!
    Trotzdem, ihre Angst ließ sich nicht länger leugnen. Eine Gestalt schälte sich vor ihr aus dem Gestrüpp.
    »Was machst du denn hier, du kleine Kröte?«
    Brun! Jutta atmete im Stillen auf. »Und du?«, fragte sie den Jungen.
    »Geht dich nichts an.«
    »Und dich geht’s auch nichts an.«
    »Hast dich wohl verlaufen, was?«
    »Unsinn.«
    Der Junge, er war etwa drei Jahre älter als Jutta, blinzelte sie zweifelnd an. »Ich glaub dir nicht. Du hast dich verlaufen.«
    »Glaub, was du willst.«
    »Dann sag mir doch: in welche Richtung geht’s denn nach Hause, hä?«
    »Da lang!«
    »Hab’s doch gewusst: Du hast keinen blassen Schimmer, wo du bist, kleine Kröte.«
    Sie konnte Brun nicht ausstehen, aber womöglich war er ihre einzige Chance, die Nacht nicht mutterseelenallein in diesem Wald verbringen zu müssen.
    »Kannst mich ja nach Hause bringen, wenn du willst«, sagte sie leichthin.
    Er tippte sich an die Stirn. »Wie käme ich denn dazu?«
    Sie zuckte mit den Schultern und schob sich an ihm vorbei.
    »Das ist aber die falsche Richtung!«, frohlockte er.
    »Na und?«
    »Was gibst du mir, wenn ich dir den richtigen Weg zeige?«
    »Nichts.«
    »Na schön, dann mach’s mal gut.«
    Er schickte sich an, wieder im Dickicht zu verschwinden.
    »Warte!«, rief Jutta, was sie viel Überwindung kostete. »Ich geb dir das hier!« Sie öffnete die Faust, und auf ihrer Handfläche erschien der Silberdenar. Brun kam näher, sein Mund stand vor lauter Staunen offen wie ein Scheunentor.
    »Zeig mal her!«
    Sie gewährte ihm einen längeren Blick auf die Münze, doch als er danach greifen wollte, schloss sie hastig die Finger da­rum.
    »Gib her!« Brun packte ihre Hand, hielt aber überrascht inne, als ihre Äuglein wütende Blitze auf ihn abschossen.
    »Wenn du die Münze mit Gewalt nimmst, bringt sie dir Unglück«, zischte sie. »Ich geb sie dir, wenn du mich führst.«
    Brun hob grinsend die Schultern. »Wie du willst.«
    Er ging zügig voran. Jutta hatte Mühe, mit dem Älteren Schritt zu halten, aber sie protestierte nicht. Brun sollte nicht noch einmal über sie triumphieren. Sie dachte an den Verwundeten, der auf Hilfe wartete.
    Nach einer Weile hörte man, wie jemand Juttas Namen rief. Vater! Er suchte nach ihr!
    »Papa! Ich bin hier!«
    Kurz darauf liefen sie ihm in die Arme. Wiljo begleitete ihn. Der Bauer war sehr aufgebracht. »Wo treibst du dich bloß rum, verdammt?« Er packte seine Tochter am Ohr, was recht schmerzhaft war.
    »Au! Ich …«
    »Sie hatte sich verirrt!«, verkündete Brun schadenfroh. Am liebsten hätte Jutta ihn vors Schienbein getreten.
    »Deine Mutter stirbt fast vor Sorge!« Helmprecht hielt sie immer noch am Ohr gepackt.
    »Ich hab sie hergebracht«, erklärte Brun.
    »Das hast du gut gemacht, Junge.«
    »Ich …«, setzte Jutta abermals an, aber Vaters Backpfeife brachte sie zum Schweigen. Den Gefallen, nun loszuheulen, tat sie Brun nicht.
    »Ab, nach Hause mit dir!« Helmprecht schubste sie voran.
    Brun streckte eine Hand aus. »He! Ich krieg noch …«
    »Nochmals danke, Junge. Bist ein Prachtkerl«, lobte ihn Helmprecht.
    »Papa, da hinten im Wald liegt ein …«
    »Still!« Diesmal schlug er sie auf den Hinterkopf. Seine Wut schien grenzenlos. Wiljo bellte.
    Noch einmal startete Jutta einen Versuch, den Vater auf den Verletzten hinzuweisen, doch er wollte ihr einfach nicht zuhören. Brun aber hatte ihre Worte durchaus zur Kenntnis genommen. Jutta merkte, wie er hellhörig die Ohren spitzte. So ging er dann auch in den Wald zurück, während Jutta von ihrem Vater heimwärts getrieben wurde.
    Abends legte er sie schließlich übers Knie und versohlte ihr den Hintern. Tapfer ertrug Jutta die Abreibung. Mutter stand daneben und schwankte hinsichtlich der Bestrafung zwischen Zustimmung, Mitleid

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