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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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Prophezeiung des Majolus hinterließ Spuren in ihrem Gemüt, auch wenn sie sich immer wieder zur Vernunft rief. Erneut durchlebte sie die Geburt ihrer Zwillinge in jenem abgelegenen Jagdhaus. Diesmal überlebte auch das Mädchen. Es war ein Traum, der ständig wiederkehrte, aber jedes Mal nahm er ein anderes Ende.
    Theophanu war außer sich vor Glück. Irene – ihr Tod war bloß ein Irrtum gewesen. Selig ließ sie sich die beiden Säug­linge von den Ammen in die Arme legen. Doch urplötzlich wuchs ein schwarzer Dämon aus dem Erdboden und entriss ihr das Mädchen unter grausamem Hohngelächter.
    »Gib sie mir zurück!«, schrie Theophanu mit dem Zorn der Verzweiflung.
    Der Schwarze aber löste sich mit dem Kind in Luft auf.
    »Irene!« Theophanu wollte sich ungestüm erheben, aber eine vertraute Hand hielt sie mit sanfter Gewalt zurück.
    Sie schlug die Augen auf. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie es hören konnte. Um sie herum war es dunkel. Nur die schemenhafte Gestalt ihres Gemahls erkannte sie, hörte seine besänftigende Stimme. Sie habe nur einen schlechten Traum gehabt, beschied er ihr und küsste ihre schweißnasse Stirn.
    12
    O
    tto war frohen Mutes und voller Tatendrang. Rasch verflog sein Missmut gegen die Mutter. Er weilte im Land seiner Träume, im Zentrum eines Imperiums, das er erst noch festigen musste. Ein Reich des Friedens schwebte ihm vor, in dem jeder in Glück und Zufriedenheit lebte, ein himmlisches Jerusalem auf Erden, von Gott mit Wohlgefallen betrachtet. Als neuer Cäsar würde Otto seine Untertanen in eine neue Zeit führen, die sein Vater und sein Großvater bereits eingeläutet hatten.
    Möglich, dass weitere Kriege geführt werden mussten, bevor das Heil über die Menschen kommen konnte. Dann aber war zumindest ein Stück des Paradieses, das Adam und Eva einst verwirkt hatten, wiederhergestellt. Doch anders als die unwissenden ersten Menschen, würden die Menschen in Ottos Reich wissend sein, erschien es dem Kaiser doch unverzeihlich, wenn jemand nicht nach Bücherwissen strebte. Seinem Sohn wollte er ein Reich hinterlassen, in dem jeder, der es wünschte, ein Weiser sein konnte.
    Manchmal, wenn er Theophanu mit leuchtenden Augen von seiner Vision erzählte, erschrak sie im Stillen über seinen heiligen Eifer. Zugleich bewunderte sie aber auch sein Bestreben, eine bessere Welt zu schaffen. Das Land im Süden schien ihn zu berauschen. Vergessen waren mit einem Mal die Händel mit den deutschen Fürsten und die erlittenen Demütigungen, die ihm immer wieder vor Augen geführt hatten, wie hilflos selbst ein Kaiser sein konnte.
    Italien gab Otto Kraft, als sei er dafür geboren worden, das Land zum Mittelpunkt eines neuen Reiches zu machen. Unerheblich war es dabei zunächst, ob der welsche Adel, all die streitenden Parteien und Sippen dies von ihm verlangten, denn mitunter musste die Menschheit zu ihrem Glück genötigt werden. Oft sprach Otto von der Berufung, die er verspürte. So wie auch sein Vater einst berufen gewesen sei, die heidnischen Magyaren für immer zu vertreiben.
    Von Pavia aus zogen die Italienfahrer, begleitet von Adelheid, weiter nach Ravenna, wo man die Weihnachtstage verbrachte. Trotz der ungeklärten Papstfrage in Rom legte der Kaiser keine Eile an den Tag. Grund hierfür war die Anwesenheit zweier Philosophen: Sein sächsischer Landsmann und Hofkapellan Ohtrich und der Aquitaner Gerbert von Aurillac verbrachten den Winter in Ravenna. Otto, nun wieder ganz homo literatus , lud die berühmten Gelehrten zu sich ein, lauschte fasziniert deren Wortgefechten. Stundenlang konnten die beiden Männer über die Einteilung der Wissenschaften streiten, und Otto fand Vergnügen daran, den Vorsitz über die Disputationen zu führen. Anders als andere Anwesende – der Bischof Dietrich von Metz gähnte mehrmals herzhaft, als Ohtrich seine Sicht der Dinge vortrug –, verlor Otto nie das Interesse an der Argumentation der hochgebildeten Lehrer.
    Theophanu tat ihm den Gefallen, den Zusammenkünften im kaiserlichen Palast beizuwohnen, auch wenn die Debatten sich zunehmend in nicht enden wollende Erörterungen über den Grund der Philosophie verloren. Im Lauf der Jahre aber hatte Theophanu gelernt, sich Gleichgültigkeit niemals anmerken zu lassen. Hierin unterschied sie sich deutlich von ihrer Schwiegermutter Adelheid, die keinen Hehl aus ihrer Meinung machte, Beten sei für den Menschen wichtiger als langes Debattieren. Den Streitgesprächen blieb sie deshalb fern, obgleich sie

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