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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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über die
Kunstszene weiß, dann der. Den wollt ich interviewen.«
    »Zack wer?«, fragte ich.
    »Zack Borsody. Es war gar nicht so einfach gewesen, den zu finden.«
    Die übliche Floskel. So etwas wie ein Spesenverstärker.
    »Als wenn er mich erwartet hätte. Im dritten Stock ist er in
Strümpfen unter der Tür gestanden und hat einen olivgrünen Ledermantel
angehabt. Beethovenmusik im Hintergrund. ›Vierte?‹, hab ich geraten. ›Blödsinn.
Siebte‹, hat er gesagt. ›Dich hab ich ja länger nicht gesehen als den Papst.
Komm rein, Bruder.‹«
    »Erzähl mir mehr über diesen Zack«, sagte ich.
    Er sah mich an wie ein Lehrer seinen verblödeten Schüler.
    »Mann, Bruder«, sagte er. »Gleiche Spielregeln wie früher.
Betriebsgeheimnis.« Er fuhr sich mit beiden Händen über den Schädel und fuhr fort.
    »Das Wohnzimmer von dem Borsody war einfach eingerichtet, nur an der
Wand sind Bilder mit abstrakten Motiven gehangen, aufgereiht wie zum Verkauf.
Von Deckenstrahlern beleuchtet, die Rollläden waren heruntergelassen. Ich hab
gleich gerochen, dass Zack getrunken hatte. Auf dem Couchtisch war eine
geöffnete Flasche französischer Kognak herumgestanden. Kein Glas.«
    Er griff in seine Lederjacke und schob mir fünf Bilder über den
Tisch, eines nach dem anderen.
    »Da, schau, ich hab ein paar Fotos von seinen Gemälden gemacht.«
    Fotos von Spachtelarbeiten. Zerfranste Linien, aneinandergereihte
Felder, gelb, grün, rot, türkis. Abscheulich grinsende Masken. Lupenreiner
Humorismus, nicht mein Geschmack, doch ich konnte die Spur förmlich riechen,
die Pauli da anscheinend aufgenommen hatte.
    »Kopien?«, fragte ich ihn.
    »Ach was. Alles echt«, sagte Pauli und ließ den Arm schweifen, als
spräche er von seinen eigenen Bildern und als hingen sie an der Wirtshauswand.
    »Mein Besuch war für ihn natürlich unerwartet.« Er wühlte mit der
Gabel im Wurstsalat.
    »Wie sieht er eigentlich aus, dein Zack?«, fragte ich.
    Er zupfte an seinem Ärmel herum. »Der ist bestimmt ein paar Jahre
älter als ich, genau weiß ich das nicht, aber so Ende vierzig vielleicht.
Hängebacken, Hängehals, schwere Gastritisfalten, die wenigen Haare schwarz
gefärbt. Gestern war er ganz grau im Gesicht gewesen, unrasiert, und er ist ein
bisschen gebückt dagestanden. Das Leben scheint es nicht besonders gut mit ihm
gemeint zu haben. Seine Augen haben einen ganz eigentümlichen Glanz gehabt, vom
Kognak, schätze ich. Aber sonst war er ganz klar, der Mann.«
    Pauli schob einen Stapel Hochglanzmagazine auf der polierten
Holzbank zur Seite und rutschte hin und her. »Ich hab ihn nach Giorgio Bellini
und Helen Esterding gefragt und ob ihm das was sagt. Weißt du, was er als
Erstes getan hat?«
    Ich hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Er hat sich die Flasche gegriffen und einen heftigen Schluck
genommen. Dann hat er diese Geste gemacht …«, Pauli rieb Daumen und
Zeigefinger aneinander, »… und die Augenbrauen hochgezogen. Knete wollte
er haben, der Bruder. Gleich wollt er sie haben. ›Nix‹, hab ich gesagt, ›das
hat Zeit. Erst die Ware.‹«
    »Und?«, fragte ich. »Hat er die beiden gekannt?«
    Pauli sah mich voller Mitleid an. Er zog eine zerknautschte Virginia
aus der Ärmeltasche seiner Jacke, ein Heftchen Streichhölzer aus der
Seitentasche und zündete den Zigarillo an. »Wie gesagt: Wenn du in München mit
Kunst zu tun hast, kommst du an Bellini nicht vorbei.«
    Er blies den Rauch in Kringeln zur Decke und sah ihnen nach.
    »Der Zack wusste sogar, wie alt die zwei waren. ›Dreiundsechzig‹,
sagte er, ›der Bellini. Dreißig Jahre die Esterding. Am 7. Juli verstorben.‹ – ›Dein
Gedächtnis funktioniert also noch‹, hab ich ihm gesagt. ›Das werden wir auch
noch brauchen.‹«
    Pauli musste lachen. Er verschluckte den Rauch dabei und hustete
jämmerlich. Postwendend erfuhr ich den Grund für seine Heiterkeit.
    »›Ich hab’s mir noch nicht kaputt gesoffen, mein Gedächtnis‹, hat
der Zack gesagt, da war er ganz ehrlich. ›Das heb ich mir zum Schluss auf. So
lange muss es durchhalten. Danach können auch meine Erinnerungen zu Staub
zerfallen.‹«
    »Brav!«, sagte ich und schnalzte mit der Zunge.
    »Ich hab ihn gefragt, ob er weiß, warum die zwei, also der Bellini
und die Esterding, ausgerechnet am Chiemsee waren. Ob sie miteinander
verbandelt waren. Ob sie Streit gehabt haben. Ob es Skandale gegeben hat.«
Pauli lehnte sich zurück und breitete die Arme aus. »Und dann hat der Typ
wieder so

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