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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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heiß wurde. In dem Öl briet sie Zwiebel
und Tomate mit einer Prise Paprika kurz an. Dann gab sie Wasser dazu, Lauch-
und Lorbeerblätter, gehackte Petersilie sowie die Haut des Seeteufels.
    »Dauert halbe Stunde, dann fertig. Gemusen dazu und Ciabatta. Nehmen
Sie Platz.« Roberta quetschte sich zwischen mich und die Kochplatte.
    Ich kehrte zu meinem Hund zurück ins Restaurant. Er schlang mit
einem einzigen Würgen den Fischkopf hinunter.
    Wenig später genoss ich den Seeteufel. Er war vorzüglich. Ich nahm
noch den obligatorischen Espresso. Dann verabschiedete ich mich eilig von
Roberta.
    Am Haus war alles ruhig.
    Drinnen drückte ich die Abhörtaste des Anrufbeantworters.
    »Hallo, Joe, Chili hier. Gut, dass du nach dem Essen keine Zeit mehr
hattest. Oder? Sonst … na ja, du weißt schon. Ist sicher besser so. Also
tschüss, bis bald …«
    Ja, liebste Chili. Du bist klasse darin, Erwartungen zu wecken, die
gar nicht geschlafen haben.
    »… ach, noch was. Ich hab lang mit Vater telefoniert, ich soll
dich herzlich grüßen. Ich mach mir allerdings Sorgen. Ihm geht’s schlechter.«
    Ich hörte ein schmatzendes Geräusch. Ein Kuss? Ihre Schote?
    Der zweite Anrufer war Pauli. »Es gibt Neuigkeiten, Bruder. Ruf mich
zurück.«
    Knapp wie immer.
    Den nächsten Anruf hörte ich viermal hintereinander ab. Mein Herz
klopfte bis zum Hals.
    »Hallo, ich bin’s, Donnerstag um neun Uhr abends. Ich werd kurz zu
Dreharbeiten nach Sardinien fliegen. Du kannst deine Versuche, mich im Hotel
anzurufen, also einstellen. Ciao, Joe, mach’s gut.«
    Lange hatten Lola und ich uns nicht mehr angerufen. Was hatte es zu
bedeuten, dass sie sich jetzt bei mir abmeldete?
    Mit Pauli verabredete ich mich am nächsten Tag in München.
Diesmal trafen wir uns in Schwabing, im »Trzebinsky«. Das »Trzebinsky« ist ein
typisches Schwabinger Bistro mit hohen Fenstern, viel Holz, ocker gelackten
Wänden, Spiegeln, knackigen Bedienungen mit weißer Schürze. Wir nahmen einen
Stehtisch.
    »Von welchen Neuigkeiten sprichst du?«, fragte ich Pauli.
    »Ich hab zwei von den Girls interviewt. Einzeln.« Er grinste und sah
mich erwartungsvoll an.
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich kapierte.
    »Wie alt?«, fragte ich.
    »Fünfzehn die eine, ein Jahr jünger die andere. Behaupten sie. Ich
hab mir keinen Ausweis zeigen lassen.«
    »Und?«
    »Na ja, ich hab sie nach Bellini gefragt. Aber welche Beurteilung
willst du von so halbreifen Mädchen schon erwarten. Für die war der Mann ja
uralt. ›Aber witzig‹, hat die eine gesagt, ›Cool‹, die andere. Die zwei haben
übrigens nichts mit ihm gehabt, sagen sie. Er wollte sie nur in Unterwäsche
sehen. Bei ein, zwei anderen Mädels könnten sie sich vorstellen, dass da was
gelaufen ist.« Er löffelte sein Eis weiter.
    Ich wartete.
    »Dass der sich umgebracht haben soll, können sie sich nicht
vorstellen. Und dass er die Frau umbringt, schon gleich nicht. Die Esterding
sei übrigens zweimal aufgetaucht in der Wohnung im Arabellapark. Einmal soll’s
einen heftigen Streit zwischen den beiden gegeben haben. Aber die Frau fanden sie
nett. Geil. Echte Barbie. Oder obercool. Eben so was. Fast geflennt haben sie,
als sie von ihr gesprochen haben.«
    »Und beim zweiten Mal?«
    Pauli trommelte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte und
richtete seinen Blick zur Decke.
    »Beim zweiten Mal war sie nicht allein. Da war ein Mann bei ihr.« Er
verstummte.
    »Beschreibung?«
    »Groß, hager, etwa so alt wie die Esterding. Er hatte Jeans an.
Jeans und ein dunkles T-Shirt. An mehr konnten sie sich nicht erinnern.«
    Ein Allerweltskerl also. Trotzdem – war das die Beschreibung
von Helens Freund? Wenn ja, mussten Bellini und er sich gekannt haben.
    Im Auto rief ich Chili an. »Hallo, Chili, pass auf. Das,
was ich dir sage, ist ziemlich gesichert. Der Bellini hatte eine Wohnung in der
Nähe vom Arabellapark. Dorthin soll er sich Mädchen kommen lassen haben. Sehr
junge Mädchen, verstehst du?«
    Ich hatte am Straßenrand angehalten, wie es sich gehört. So konnte
ich hören, wie Chili leise gluckste.
    »Was lachst du?«, fragte ich. »Was denkst du?«
    »Ach, du glaubst wohl, wir hier in der Provinz pennen nur. Das mit
der Wohnung wissen wir natürlich. Aber das mit den Mädchen ist mir neu. Danke,
Joe.«
    »Bitte«, sagte ich. »Helen Esterding muss von diesen Geschichten
erfahren und dann ihrerseits mit Männern rumgemacht haben, heißt es. Und da ist
noch was, Chili. Halt jetzt die Luft an.«
    Weiter kam ich

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