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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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sagte sie. »Er hatte offenbar sein Spray nicht
zur Hand. Er ist nachts im Bett erstickt.«
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte ich.
    »Ein Ticket hab ich bestellt«, sagte sie. »Ein Ticket nach Hamburg.
One way. Und dann mit dem Zug weiter nach Flensburg. Morgen früh.«
    Herbert Priegel war klug. Er hatte die Zusammenhänge vom
Tod von Chilis Vater sofort verstanden. Ich merkte, dass er auch die
Veränderung spürte, die in mir vorging. Ich konnte mich nicht gegen die Trauer
wehren, die ich empfand. Doch ich wollte sein Geständnis. Nach der
Unterbrechung hatte es allerdings keinen Zweck, sofort wieder mit der Tür ins
Haus zu fallen.
    Der uniformierte Schreiber saß uns gegenüber in dem schmalen Raum.
    »Was machen Sie als Erstes, wenn Sie wieder frei und draußen sind?«,
fragte ich Priegel.
    Er strich mit Daumen und Zeigefinger die tiefen Falten nach, die von
seinem Mund aus nach unten verliefen.
    »Ich besorg mir ein Gewehr, geh in eine Tiefgarage und schieß auf
Menschen«, sagte er.
    Automatisch verfolgten mich die inneren Bilder von dem qualvollen
Erstickungstod meines Freundes Torsten. Mit der Rechten holte ich aus, stoppte
den Schlag jedoch knapp vor seinem Ziel. Ich wollte keinen Mord an einem Mörder
begehen, sondern ich wollte, dass Priegel den Mord gestand. Er durfte nicht
wieder raus.
    Vor meinem Schwinger hatte er sich nicht einmal geduckt. Er wirkte
wie abwesend und sah durch mich hindurch. »Bettina«, sagte er plötzlich. »Was
ist jetzt mit ihr? Wann krieg ich sie zu sehen? Das letzte Mal hab ich sie
gesehen, als sie ein kleines Kind war.«
    Da schau her. Er warf mir den Ball zu.
    »Bettina gegen Ihr Geständnis, Priegel.« Ich kniff die Augen
zusammen. »Einen Moment«, sagte ich.
    Ich kramte in meiner Tasche und fand den gelben Haftzettel, auf den
ich die Telefonnummer seiner Tochter notiert hatte. Ich wählte ihren Anschluss
in Holland, hörte das Freizeichen. Bettina war nicht zu Hause.
    »Belegt«, log ich. »Klar werden Sie Bettina sehen.« Ich griff in
meine Brusttasche. »Hier, schauen Sie. So sieht sie heute aus.«
    Priegel hatte das Foto der schwarzhaarigen Frau bereits bei seiner
ersten Vernehmung gesehen. Trotzdem griff er danach. Ich überließ es ihm. Seine
Züge wurden weich.
    »Herr Priegel«, sagte ich eindringlich, »Sie haben doch keine
Chance. Wir haben die Waffe und wir wissen, dass Sie Christnacht getötet haben.
Wir haben Augenzeugen und genügend weitere Beweise. Diesmal werden Sie für
immer in den Bau gehen. Ihre Tochter werden Sie nie mehr wiedersehen. Es sei
denn … Aber ich wiederhole mich.«
    Unablässig hatte Priegel mit düsterer Miene auf das Foto gestarrt.
    »Nein«, sagte Priegel und griff sich ans Hirn. »Stimmt das mit dem
Pfarrer in Hamburg? Zwei Schwule haben geheiratet? So weit sind wir schon?«
    »Absolut«, sagte ich. »Die Welt hat sich gewaltig verändert, seit
Sie hier drin sind. Und in diese heruntergekommene Gesellschaft wollen Sie
hinaus? Übermorgen müssen Sie gehen, wenn Sie heute nicht gestehen.«
    Da stand er vor mir, lang, hager und rasiert. »Schrecklich«, sagte
er. »Schrecklich, diese Welt da draußen. In den paar Tagen, die ich draußen
war, hab ich’s ja erlebt. Ich hab fast Angst gekriegt vor lauter Lärm, Gedränge
und Gehetze. Nein, nein, das schreckt ab. Dagegen ist’s hier drinnen gemütlich.
Ich krieg mein Essen, hab Gesellschaft, und ich fühl mich behütet. Hier bin ich
wer. Da draußen hab ich das alles nicht.« Mit gesenktem Kopf gab er dem
Schreiber einen Wink. Dann atmete er tief durch und sagte mit dumpfer Stimme:
    »Ich, Herbert Priegel, gestehe, dass ich am Herbstfest in Rosenheim
auf einen Mann, der mich verfolgt hat, geschossen habe. Bisher hab ich gesagt,
dass ich in München im Englischen Garten war. Aber das stimmt nicht, ich war in
Rosenheim. Ich sage das, weil ich lieber im Gefängnis sitzen will als in diese
kaputte Welt hinaus.«
    Er unterbrach kurz, sah zu mir auf und schüttelte den Kopf. Es
schien, als ob er unendlich traurig war. Dann sprach er weiter: »Ich hab den
Mann nicht vorsätzlich erschossen, ich hab mich bedroht gefühlt, deswegen hab
ich geschossen. Ich war einfach verschreckt von der lauten Umgebung. Von dem
Getobe.« Er überlegte kurz, seine Augen flogen für einen Moment über mein
Gesicht. »So, jetzt haben Sie Ihr Geständnis.«
    Der Schreiber nickte und gab ihm einen Kugelschreiber. »Nur
unterschreiben müssen Sie noch.«
    »Versprochen, das Treffen mit Bettina?«, fragte Priegel und

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