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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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streckte
mir die Hand hin.
    Ich schlug ein. »Versprochen«, sagte ich.
    Wie im Triumph setzte Priegel seinen Namen unter das Papier.
    Ich holte so heftig Luft, dass der Wärter zu mir herschaute.
    Priegel fixierte einen Punkt auf der leeren Wand. Dreißig Sekunden
verstrichen. Vielleicht war es auch eine Minute. Ich hatte den Eindruck, als
überlege er, ob er alles richtig gemacht hatte. Zurück konnte er nun nicht
mehr. Es war leichter gegangen, als ich gedacht hatte. Ich hatte zwar noch kein
wirkliches Motiv, das ich ihm abnahm. Aber Priegel hatte gestanden.
    Da machte er noch einmal den Mund auf. »Ich wollt ja eh nur raus, um
die Sache mit Christnacht zu erledigen«, sagte er.

SECHZEHN
    Herrlich war dieses gleichmäßige Tuckern der Harley unter
mir. Die Sonne schimmerte durch eine dünne Wolkendecke, als wir am nächsten
Morgen auf Nebenstraßen zum Simssee fuhren. Zwei, drei Minuten bevor er mit dem
Motorrad vor der Tür stand, hatte Pauli mich verständigt.
    »Komm, schwing dich hintendrauf«, sagte er. »Wir besuchen Ava
Sorolla.« Er hatte die seitlich geflochtene Lederhose und eine dunkelblaue
Wetterjacke an, die bis über die Hüften reichte. Hinter dem Rücksitz war wieder
der zweite Helm befestigt.
    Es knallte wie bei einer Explosion, als Pauli die schwere Maschine
anließ. Sie hustete und rauchte, bevor der Motor endlich den harleymäßigen Ton
gefunden hatte. Einmal auf der Straße, murmelte er in brummigem Bariton etwas
von Abenteuer vor sich hin. In einer guten halben Stunde waren wir da. Ich
hatte nur kurz an Chili in Flensburg denken müssen und an Herrn Huber, der
wieder allein zu Hause bleiben musste.
    Von einer Anhöhe blickten wir hinab auf den See. Ein feiner
Dunstschleier lag über der Oberfläche. Nicht der schwere Dunst, der sich
anfühlt wie schwebende Staubteilchen, sondern dieser frische, reine Dunst, den
es nur an schönen Tagen gibt.
    Wir holperten über einen Feldweg, nicht gerade die ideale Unterlage
für einen Chopper. Pauli zeigte auf ein Haus etwa hundertfünfzig Meter unter
uns.
    »Dort drüben, das weiße Haus, diese Villa, das ist’s. Da müssen wir
hin«, sagte er.
    Von Weitem sah es aus wie ein Spielzeughaus.
    Es war müßig, den Herrn vor mir auf dem Sitz zu fragen, über welche
Informationen er verfügte. Ebenso wenig würde er mir im Detail verraten, was er
überhaupt beabsichtigte. Doch stets konnte ich mir sicher sein, dass Pauli mich
mit einem Ergebnis überraschte.
    Das Haus hatte zwei Stockwerke, weiße Schindeln und dunkelgrüne
Fensterläden, dunkel, fast schwarz. Das Dach machte einen flachen Schwung, als
hätte jemand mit der Handkante eine Delle hineingewalzt, wie in einen Teig. Es
sah aus wie ein altes Strandhotel in Belgien oder Südengland.
    Mein Fahrer ließ die Harley fast lautlos den Hügel hinabrollen und
parkte direkt am Zaun.
    Pauli zeigte auf die Person, die auf der Terrasse saß.
    »Das ist sie. Ava Sorolla.«
    Die Frau hatte es sich in einem Schaukelstuhl aus braunem Rattan
bequem gemacht und blickte nach Westen hinaus auf den Simssee. Sie trug Jeans,
ein gelbes Trägertop mit einer gefransten Lederjacke darüber und hellbraune
Stiefeletten. Ihr Haar hing lose und feucht über die Schultern. Sie sah schick
und seriös aus.
    »Ich hab Mühe gehabt, herauszufinden, wo sie sich aufhält«,
flüsterte Pauli mir zu. »Ihre Münchener Wohnung war leer. Gestern erst hab ich
erfahren, dass die Dame hier sein soll.« Er zog Handschuhe und Nierenwärmer aus
und ließ die Jacke über die Schultern gleiten. »Glück gehabt, dass sie da ist«,
fügte er hinzu. »Das hier ist übrigens das Haus ihres Onkels.« Er rollte mit
den Augen. »Es heißt, er habe was mit ihr.«
    Er kniete sich hin, um einen Stiefel zuzubinden. »Pass auf«, sagte
er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Du vertreibst dir hier ein
bisschen die Zeit. Ich will dem Mädel nur eine einzige Frage stellen. Dann bin
ich wieder hier, okay?«
    Aus der Motorradtasche holte er ein Fernglas und hielt es mir wortlos
hin. Dann setzte er mit einer eleganten Flanke über den Bretterzaun. »Einen
kleinen Schreck könnt ich ihr schon verpassen«, meinte er, bevor er auf
Zehenspitzen durchs welkende Gras stieg. »Des hammer glei.«
    Vor der Veranda, auf der Ava saß, wuchs ein verwilderter
Blumengarten, im Bogen angelegt. Eine Bank aus weiß lackiertem Holz stand in
dem Bogen. Um sie musste Pauli herum, um an die Frau heranzukommen.
    Ava war augenscheinlich so vertieft in ihre Gedanken oder in

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