Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken
ihr nicht. Sie hört auf zu fragen. Wir bereiten die Picknicktische für die Bastelstunde vor und bald ist der Rest der Gruppe bei uns. Casey schneidet aus der Plastikfolie groÃe Schmetterlingsflügel und lässt die Kinder mit Farbe Muster darauf malen. Während die Farbe trocknet, gehen wir lange Stöcke suchen. Zwei Stöcke pro Schmetterling. Die Kinder rennen über die Wiese und schlagen mit den bunt bemalten Flügeln. Sie flattern in der Luft, und ich muss zugeben, dass sie ziemlich gut aussehen.
Casey und ich sitzen auf einem der Tische, schrauben Farbflaschen zu und schauen zu, wie die Kinder hin und her rennen.
»Was ich vorhin gesagt hab«, setze ich an, »dass du nach dem Camp keine Lust mehr hast. Ich weià schon, dass das nicht stimmt. Es ist nur so, dass der Sommer so schnell vorbeigegangen ist. Bald wird alles ganz anders sein. Alles war so schnell vorbei â¦Â«
»Wie viele Kinder sind dort?«, unterbricht Casey mich. »Eins, zwei, drei, vier â können die nicht mal stillstehen? Ich sehe nur sieben Schmetterlinge.«
Sie steht auf und setzt die Trillerpfeife an die Lippen, um die Gruppe zusammenzutrommeln.
»Lass doch«, sage ich. »Wie oft sollen wir denn noch nach ihr suchen. Die Kiddies amüsieren sich. Lass sie einfach.«
»Wir sollten lieber nach ihr sehen«, beharrt Casey. »Wer weiÃ, was sie gerade wieder in den Sumpf schmeiÃt.«
»Vielleicht wird sie ja von einer Schnappschildkröte gefressen«, witzele ich.
»Oder von einer Gottesanbeterin«, ergänzt Casey.
Wir machen beide unser geheimes Zeichen und müssen lachen. Casey ist wieder hier bei mir. Ich freue mich so, dass ich vorschlage, mit den Kindern herumzurennen, und wir stürmen auf die Wiese.
»Wir sind hungrige Stare«, ruft Casey, »und wir haben groÃen Appetit auf Schmetterlinge.«
Wir spielen unser neu erfundenes Fangspiel, bis die Glocke läutet â das Signal für alle, sich fürs Abendessen fertig zu machen. Im Gänsemarsch gehen wir zurück zur Hütte, verschwitzt und glücklich. Dort müssen wir feststellen, dass Stephanie eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat. Alle Bastelarbeiten der Kinder â ihre Spinnennetze aus Stöcken und Wollfäden, das Libellen-Mobile, das von der Decke hing, die Collagen aus unterwegs gesammelten Naturmaterialen â, alles liegt zerrissen und kaputt auf dem Boden.
Und das Mikroskop fehlt.
»Warum guckt ihr mich so an?«, fragt Stephanie von ihrem Bett aus, wo sie gerade in ein Mädchenbuch vertieft ist und von einem ins Camp geschmuggelten Schokoriegel abbeiÃt. »Ich war das nicht.«
Ich lasse Casey bei den Kindern und gehe Mrs Keefer suchen.
»Stephanie kann nicht bei uns bleiben«, erkläre ich. »Sie macht alle fertig. Und sie hat Caseys Mikroskop geklaut! Casey hat sechs Monate lang als Babysitterin gejobbt, damit sie sich das kaufen konnte.«
Und was, wenn es in Australien schwierige Leute gibt?, wird Casey mich fragen. Wie werde ich ohne dich klarkommen? Du solltest lieber mitkommen.
Mrs Keefer seufzt und schüttelt resigniert den Kopf. Sie nimmt mich mit in ihr winziges Büro, sucht Stephanies Anmeldebogen raus und wählt die Telefonnummer ihrer Tante. Sie hinterlässt eine vorsichtige Nachricht, in der sie Stephanies Tante um einen Rückruf bittet, um ein paar Fragen hinsichtlich Stephanies Verhalten zu besprechen.
»Besonders dringend klang das ja nicht gerade.«
»Stephanie ist acht Jahre alt«, sagt Mrs Keefer. »Ich weià â sie hat es faustdick hinter den Ohren, aber schlieÃlich ist sie ja keine Axtmörderin.«
»Noch nicht«, murmele ich.
»Aber wenn ihr beide wirklich nicht mit ihr klarkommt, kann ich Bones fragen, ob sie Stephanie in der Krankenstation behalten kann, bis die Tante sie abholen kommt. Ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht, als ich euch beiden eine Gruppe anvertraut habe. Geht es Casey denn genauso wie dir?«
Ich habe sie nicht gefragt. Ich habe ihr nicht mal gesagt, wohin ich gehe, als ich sie allein gelassen habe mit der Aufgabe, das Chaos aufzuräumen und die heulenden, wütenden Kinder zu beruhigen.
»Casey und ich sind uns völlig einig«, sage ich.
Mrs Keefer sieht nicht so aus, als würde sie mir glauben, aber das ist mir egal. Es ist mir auch egal, ob sie mich für eine schlechte Betreuerin hält. Ich bin nächsten Sommer
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