Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
Bauch. »Was kommt als nächstes? Essen?«
»Ich bin Belleren.« Wieder erhob sich einer aus der Reihe der Zwerge am Tisch. »Ich ringe.« Schon hatte er Lederhemd und Stiefel ausgezogen und stand nur mehr mit Schurz und Beinlingen bekleidet vor seinem Platz.
»Du gehörst mir«, verkündete Tennetty und griff nach den Schnüren an ihrem Hemd.
»Wir kämpfen nicht mit Frauen«, wurde sie von Kennen belehrt. »Es ist für Belleren peinlich genug, überhaupt gegen einen Menschen antreten zu müssen.«
Durine hatte sich noch nicht wieder hingesetzt. »Dann kämpfe ich«, meinte er.
Jason legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wirst du nicht«, sagte ich. »Ich übernehme das.« Noch war Durine nicht betrunken, doch es konnte nicht mehr lange dauern. Diese Menge Bier auf nüchternen Magen mußte ihm sofort zu Kopf steigen.
Auch Jason legte sein Hemd ab und reichte Durine seinen Waffengurt. »Welche Regeln?«
»Zwei von drei möglichen Punkten durch Niederwerfen. Für mich gilt: nur die erlaubten Griffe, für dich gilt: keine Waffen. Du kannst mich schlagen, mir die Finger in die Augen stoßen, mich umwerfen, was du willst. Wenn ich es nicht verhindern kann, habe ich es verdient.«
Auf grasigem Boden hätte Jason die Stiefel anbehalten, doch auf Stein war die Rutschgefahr zu groß, also setzte er sich hin, um sie auszuziehen.
»Laß mich das machen.« Tennetty kauerte sich grinsend vor ihm auf den Boden und knotete die Riemen auf. »Ich glaube, da hast du es mit einem ordentlichen Brocken zu tun«, flüsterte sie dabei. »Wieviel wettest du, daß der nächste Zwerg aufsteht und sagt: ›Ich bumse‹?« Sie kicherte.
Jason schüttelte den Kopf. Tennettys komisches Talent war ihm bisher entgangen.
»Paß auf deinen Hintern auf«, sagte sie, als er an ihr vorbeiging.
Er hatte recht gehabt, die Stiefel auszuziehen: unter seinen nackten Füßen fühlte der Boden sich kalt und eisig an.
Er spürte den metallischen Geschmack der Furcht in seinem Mund, als sie auf dem freien Platz vor dem Tisch Aufstellung nahmen. Jason wußte, daß ein normaler Sterblicher keine Chance hatte, einen Zwerg zu besiegen. Doch das war nicht die eigentliche Prüfung. Oder wenn sie es war, hatte er sie von Anfang an nicht bestanden. Er hatte schon öfter Prüfungen nicht bestanden; man starb nicht daran. Jason rollte die Schultern, um die Muskeln zu lockern.
Auch diesmal würde ein Versagen ihn nicht umbringen, außer der Zwerg legte es darauf an. Sobald diese Hände Jason zu packen kriegten, war sein Schicksal besiegelt - so oder so. Der Zwerg konnte Jason mit einem Schulterwurf außer Gefecht setzen - oder ihm den Kopf abreißen.
Einer der Zwerge stieß ein verächtliches Lachen aus.
Belleren rückte näher und griff nach Jasons Arm.
Der Sohn des großen Cullinane erinnerte sich an Valerans Lektion über den Kampf ohne Waffen. Du bist niemals unbewaffnet, hatte der alte Kämpe gesagt. Du hast Füße und Hände und Ellenbogen und einen Kopf - benutze sie.
Er versuchte einen raschen Tritt in den Unterleib des Zwergs, doch eine der haarigen Pranken seines Gegners schloß sich um seinen Fußknöchel, zog ihn hoch und brachte Jason aus dem Gleichgewicht.
Das Grinsen des Zwergs enthüllte mehrere Lücken in den gelben Zähnen. »Nicht gut genug.«
Er sprang auf Jason zu, doch der wich zur Seite aus und diesmal gelang es ihm, Bellerens Knie mit dem Fuß zu treffen. Der Zwerg taumelte und wandte Jason den Rücken zu; Jason ergriff die einmalige Gelegenheit und sprang seinen Gegner an.
Der Zwerg stank nach dem alten Schweiß, der als glitschige Schicht seinen Rücken und den bulligen Nacken bedeckte. Wenn es Jason gelang, Belleren einen Arm um den Hals zu legen und sich mit den Beinen und der freien Hand an ihm festzuklammern, konnte er dem Zwerg die Luft abschnüren. Zwerge hatten stärkere Muskeln als Menschen, aber deshalb waren ihre Arterien keineswegs widerstandsfähiger. Er brauchte nur die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn zu unterbinden und ...
... er wurde gepackt, emporgehoben und auf den felsigen Boden geschmettert, mit solcher Wucht, daß ihm der Aufprall den Atem aus der Lunge rammte.
Sein Sturz hinterließ einen dunklen Fleck am Boden, wo er sich Haut und Blut vom Rücken geschmirgelt hatte. Er biß die Zähne zusammen und verwandelte den Schrei, der in seiner Kehle aufstieg, in ein pfeifendes Stöhnen, während er sich auf die Knie stemmte und mit aller Gewalt zu verhindern suchte, daß er sich auf den kalten Stein
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