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Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Titel: Rosendorfer muss dran glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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Leben zu retten, dann hat sich das alles schon gelohnt. Und das tut es. Ich weiß, dass es sich lohnt.«
    »So stark sind die Geschichten nicht, das können Sie mir nicht weismachen.« Moritz macht einen Schritt zurück. Weiter kann er nicht, hinter ihm ist die Wand.
    Aber Hobbe folgt ihm gar nicht mehr. Er steht eine Armlänge von Moritz entfernt und schaut ihn an. Es dauert zwei, drei, vier, fünf Sekunden, bevor Hobbe antwortet, und als er es endlich tut, klingt Enttäuschung in seiner Stimme mit.
    »Man kann die Macht von Geschichten überhaupt nicht überschätzen, das müsstest du doch wissen, Moritz. Du am allerbesten!«
    »Sie verarschen mich.« Moritz schiebt sich in winzigen Schritten an der Wand entlang Richtung Tür.
    »Ich habe einen Sohn verloren, weil er zu wenig Angst und zu wenig Respekt vor dem Leben hatte. Das will ich anderen Vätern ersparen …«
    »Und das ganze Geld? Wo kommt denn dann das Geld her, wenn die Bücher nichts einbringen?« Einen Meter hat er schon, aber es fehlen noch mindestens zwei, ehe er den Ausgang erreicht hat.
    »Andere Leute verspielen ihr Vermögen im Kasino, ich investiere meines in dieses Werk. Sag mir, wo ist es besser angelegt?« Hobbe lässt Moritz nicht aus den Augen, und natürlich hat er dessen Manöver längst durchschaut.
    »Und die beiden Typen, die hinter mir her sind? Gehören die auch zu Ihnen?« Jetzt sind es nur noch ein Meter fünfzig.
    »Nur zu deiner eigenen Sicherheit. Die passen auf dich auf, damit dir nichts passiert. Ich habe bereits einen Sohn verloren, ich will das nicht noch mal erleben.«
    »Was soll mir denn passieren?« Noch ein Meter.
    »Kennst du deine eigenen Geschichten nicht?« Hobbe lehnt sich an die Wand und versperrt Moritz so den Weg. Jetzt sind sie sich wieder ganz nah, zumindest räumlich. »Da draußen kann alles Mögliche passieren. Du bist zu wertvoll für mein Werk. Ich kann doch weiter mir dir rechnen? Wir sind schließlich ein Team, du und ich.« Hobbe streckt die Hand aus und legt sie auf Moritz’ Arm. »Sind wir doch, oder?«
    Moritz schweigt, weil er nicht weiß, wie er reagieren soll. Er ist von den Neuigkeiten völlig überfordert, und ich an seiner Stelle wäre das auch.
    »Du brauchst dich nicht sofort zu entscheiden.« Hobbe zieht die Hand wieder zurück und sieht auf seine Uhr. »Ich muss dringend noch mal los. In zwei Stunden bin ich wieder da, dann reden wir weiter.«
    Hobbe geht, doch an der Tür kehrt er noch einmal um und greift sich die Kamera, die auf dem Tisch liegt.
    »Ich lass das überprüfen. Wenn da wirklich was dran ist, werde ich das stoppen. Das verspreche ich dir!«
    Sagt es, und weg ist er. Kurz darauf fällt die Glastür ins Schloss, und Moritz ist wieder allein im Verlag. Seine Unterlippe blutet leicht, das sehe ich, als er ein Taschentuch herausholt, um sie abzuwischen. Wahrscheinlich hat er wieder auf seiner Unterlippe rumgekaut.
    Mit dieser Wendung hat selbst er, der große Geschichtenerzähler, nicht gerechnet. Hobbe als Missionar, der die Menschheit mit seinen Geschichten vor Dummheiten schützen will. Ich nehme ihm den Menschenfreund nicht ab, und Moritz anscheinend auch nicht. Er geht ans Fenster und beobachtet, wie Hobbe in seinem Wagen davonfährt, dann läuft er schnell über den Flur in Hobbes Büro und versucht, den Schrank dort zu öffnen. Aber der Schrank ist abgeschlossen. Natürlich ist er das.
    Moritz sieht sich um. Er sucht nach einer Art Werkzeug. Sein Blick bleibt an dem Samuraischwert hängen, das hinter Hobbes Schreibtisch an der Wand hängt. Moritz steigt auf den Schreibtischstuhl und zieht das Schwert aus seiner Scheide. Dann setzt er die Klinge an der Schranktür an. Aber als er zu hebeln beginnt, bricht die Spitze ab.
    Moritz sucht weiter und entscheidet sich für die massive Bronzeskulptur, die auf Hobbes Schreibtisch steht und vorn spitz zuläuft. Er stellt sich ziemlich ungeschickt an. Sei es, weil er so aufgeregt ist oder weil er in praktischen Dingen einfach keine Erfahrung hat. Es dauert jedenfalls ewig, bis es ihm endlich gelingt, mit dem Bronzeteil das Schloss zu knacken.
    Im Schrank stapeln sich Ordner, deren Rücken mit Namen beschriftet sind. Sie sind alle alphabetisch geordnet, und im mittleren Regalboden, genau beim Buchstaben P, liegt eine Pistole zwischen den Akten. Soweit ich das beurteilen kann, sieht sie gut gepflegt und einsatzbereit aus. Es ist eine P 7 von Heckler & Koch, genau so ein Modell, wie es auch die Polizei verwendet. Ich kann zwar nicht

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