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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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Schutzschild schon funktionierte oder ob ein strategisch gut plaziertes Knie oder ein Ellbogen ihm weh tun könnten.
    »Denk nicht mal dran«, sagte er, und ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Offenbar war ich ziemlich leicht zu durchschauen gewesen.
    »Woran denken?«, fragte ich, aber er sah mich nur von oben herab an. »Du weißt, dass ich nicht in der Armee bin und dass du nicht mein befehlshabender Offizier bist, oder? Ich muss nicht trainieren, wenn ich nicht will.«
    Er legte den Kopf schräg. In seinem Gesicht stand übertriebene Neugierde, als er sich übers Kinn strich. Ich bemerkte, dass er sich die Fingernägel heute schwarz lackiert hatte – vermutlich für den Fall, dass ich nicht kapiert hatte, dass er der böse Feen-Gothic-Typ war. »Kommt das, weil du glaubst, dass du schon alles gelernt hast, was du wissen musst, oder weil du denkst, dass du heute nicht in Gefahr bist?«
    »Ich verstehe, warum du das Ritter-Training nicht angefangen hast«, erwiderte ich. »Früher oder später hätten sie dich wahrscheinlich ›versehentlich‹ umgebracht.« Ich sah ihn an. »Wohl eher früher.«
    Seine Miene und seine Körpersprache änderten sich zwar nicht viel, doch ich erkannte, dass ich einen Treffer gelandet hatte. Sein Blick wurde hart, und ein Muskel in seiner Wange zuckte. Ich hätte mich über meinen Sieg freuen sollen, aber ich bin nun mal nicht besonders gehässig.
    »Tut mir leid«, murmelte ich. »Dass du ein Arschloch bist, bedeutet ja nicht, dass ich eine Zicke sein muss.« Das war zwar keine hundert Prozent aufrichtige Entschuldigung, doch seine Miene wirkte gleich etwas weicher.
    »Ich erwarte von dir, dass du dich mit jeder verfügbaren Waffe wehrst«, sagte er, und ich erkannte etwas in seinen Augen, das seltsamerweise wie Anerkennung aussah. »Wenn ich dich mit Worten angreife, ist es nur fair, dass du mit Worten zurückschlägst.«
    Er lächelte schief, und in mir breitete sich ein warmes Gefühl aus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich rot wurde, als ich mich von ihm abwandte und den Kessel auf den Herd stellte.
    Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass es keine gute Idee war, ihm den Rücken zuzudrehen. Als ich den Arm ausstreckte, um den Herd anzuschalten – mir war egal, was er gesagt hatte: es würde mich
nicht
davon abhalten, mir eine Tasse Kaffee zu machen –, packte er mich plötzlich von hinten. Ich versuchte, mich mit den Ellbogen dagegen zu wehren, wie er es mir beigebracht hatte, aber er hatte mich überrumpelt, und ich war zu langsam.
    Keane wirbelte mich herum, bückte sich, fasste mich an den Schenkeln und warf mich mühelos über seine Schulter. Er schlang einen Arm um meine Unterschenkel und hielt meine Beine an seinen Körper gepresst, so dass ich nicht zutreten konnte. In dieser Position konnte ich nicht viele Stellen an seinem Körper erreichen, die besonders verwundbar waren – jedenfalls nicht ohne ein Hilfsmittel. Wenn ich mich sehr gestreckt hätte, dann hätte ich ihm vielleicht in den Schritt greifen können. Doch auf keinen Fall hatte ich vor, ihn dort anzupacken, und wenn es noch so wirkungsvoll gewesen wäre.
    Ich griff nach oben, um meine Finger in seinen Hals zu bohren, aber meine Position war zu ungünstig. Blitzschnell schnappte er sich mit seiner freien Hand meine, so dass er mich noch sicherer im Griff hatte, als er mich nun aus der Küche schleppte. Ich hob meinen Kopf und warf Finn einen flehenden Blick zu, als wir an ihm vorbeikamen.
    »Bitte, ruf deinen Hund zurück«, sagte ich, doch Finn hob nur hilflos die Hände.
    »Ich musste zustimmen, mich nicht einzumischen, denn sonst wäre er nicht gekommen.«
    »Und das wäre so schlimm gewesen?«, erwiderte ich, aber wir hatten die Wendeltreppe bereits erreicht, und ich war mir nicht sicher, ob Finn mich überhaupt noch hören konnte.
    Keane trug mich in den Pferdestall, dessen Boden mit Übungsmatten ausgelegt war. Dann schleuderte er mich von seiner Schulter.
    Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass er mich
absetzen
und nicht
abwerfen
würde. Trotz der Matten als Unterlage blieb mir beim Aufprall die Luft weg. Einen Moment lang lag ich benommen am Boden, während Keane über mir stand.
    »Beim nächsten Mal solltest du die Arme so halten.« Er zeigte es mir und streckte seine Arme zur Seite, wobei die Handflächen nach hinten zeigten. »Dann schlag mit den Händen nach unten, wenn du aufkommst, um etwas von der Kraft des Stoßes abzufangen. Wenn ich ein böser Junge wäre,

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