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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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wie heiß er auch war.
    Allerdings hatte er gerade nicht arrogant und widerwärtig gewirkt. »Kann ich dich mal was fragen?«, sagte ich und starrte an die Decke, damit ich mich nicht davon ablenken ließ, wie cool er war.
    »Klar«, antwortete er und klang zum ersten Mal, seit wir uns begegnet waren, wirklich freundlich.
    »Gehört dieses ganze Verhalten mir gegenüber zum Training, oder hast du echt was gegen mich?«
    Eine ganze Weile sagte er nichts. Ohne mich anzusehen, setzte er sich auf und schlang die Arme um die Knie. Seine Miene war nachdenklich. Ich rührte mich nicht, denn irgendwie fürchtete ich, dass jede Bewegung von mir, jede Störung aus ihm wieder sein altes Selbst machen würde.
    »Es geht eigentlich nicht um dich«, sagte er schließlich. »Ich habe es nur nicht gern, wenn man mir sagt, was ich tun soll.« Er lächelte bitter. »Einer der Gründe, warum die Ausbildung zum Ritter doch nichts für mich war.«
    Stirnrunzelnd sah ich ihn an. »Ich dachte, du hättest dich entschieden, gar nicht erst an dem Training teilzunehmen.«
    »Nein, ich habe mich entschieden, nicht beim Training zu
bleiben.
« Er lächelte schief. »Die Entscheidung fiel sozusagen in beiderseitigem Einvernehmen. Ich wollte nicht blind irgendwelche Befehle befolgen müssen, und sie wollten sich nicht mit einem Störenfried herumärgern.«
    »Und was hat das alles mit mir zu tun?«
    Er atmete aus. »Eigentlich nichts.« Er wandte sich mir zu und verschränkte die Beine.
    Ich hatte es satt, zu ihm hochblicken zu müssen, also setzte ich mich auf. »Ich verstehe das nicht.«
    Ruhig sah er mich an. »Warum, meinst du, haben sie einen achtzehnjährigen Abbrecher der Ritterausbildung ausgewählt, um dich zu unterrichten?«, fragte er.
    »Hä?«, erwiderte ich intelligenterweise.
    »Es gibt Feen, die jahrhundertelange Erfahrung im Kämpfen und im Unterrichten haben. Ich bin zwar gut, aber nicht
so
gut. Also warum hat dein Vater, der es sich hätte leisten können, jeden anderen zu verpflichten, gerade mich ausgewählt?«
    »Weil du Finns Sohn bist?«, schlug ich vor.
    »Das war eine willkommene Ausrede. Ich wette, mein Vater war sogar derjenige, der es vorgeschlagen hat. Aber da steckt noch mehr dahinter.«
    »Sprich weiter. Erkläre es mir.« In meinem Magen hatte sich ein Knoten gebildet, und ich biss die Zähne aufeinander.
    Er wandte den Blick ab. »Dein Vater hat mit mir ein Gespräch unter vier Augen geführt, ehe er gestern zur Arbeit gegangen ist. Er hat es zwar nicht so direkt ausgesprochen – dazu ist er viel zu subtil –, doch er hat vorgeschlagen, dass ich mich mit dir ›anfreunden‹ könnte.« Er machte Anführungszeichen in die Luft, als er das Wort aussprach. »Er meinte, du hättest ein paar Dunkelfeen kennengelernt, und er wollte dir eine Lichtfee als Alternative anbieten.«
    Ich stützte den Kopf in die Hände und kämpfte den Drang nieder, meinem Vater auf der Stelle gegenüberzutreten und ihm persönlich all die tollen Tricks zu zeigen, die Keane mir beigebracht hatte.
    »Mir hat der Vorschlag nicht so gut gefallen«, fuhr Keane fort – was für eine gewaltige Untertreibung. Er seufzte. »Aber es war nicht fair von mir, meine schlechte Laune an dir auszulassen. Tut mir leid.« Er brachte wieder ein Lächeln zustande. »Versteh mich nicht falsch – meine Unterrichtsmethoden sind
nie
warmherzig und nett, und wenn du nicht das Gefühl hast, mir die Fresse polieren zu wollen, wenn wir im Training gegeneinander kämpfen, dann habe ich irgendetwas falsch gemacht.«
    Ich lachte auf. »Danke, dass du mir das alles gesagt hast. Und es tut mir leid, dass mein Dad …«
    »Du musst dich nicht für deinen Vater entschuldigen.« Er stand auf und verschwand wieder hinter der Drillsergeant-Maske. »Genug ausgeruht. Zurück an die Arbeit.«
    Mir tat alles weh, ich war müde, und ich war sauer auf meinen Dad, weil er mich hinter meinem Rücken hatte verkuppeln wollen – oder was auch immer er sich dabei gedacht hatte. Doch trotz allem konnte ich nicht behaupten, total unglücklich darüber zu sein, noch mehr Zeit in Keanes Armen zu verbringen. Auch wenn es nur zum Kämpfen war.
     
    Einen Großteil des Nachmittags verbrachte ich damit, darüber nachzugrübeln, ob ich meinen Vater darauf ansprechen sollte, dass er Keane auf mich angesetzt hatte. Angesichts der brutalen Ehrlichkeit, die er mir gegenüber schon bewiesen hatte, wusste ich, dass er mir die Wahrheit über sein Handeln erklären würde. Und möglicherweise

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