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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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im Stillen hinzu. Ein Handy reicht eben nicht als Ansprechpartner.
    »Ich melde mich
bei Gelegenheit, Frau Roose.« Sie verabschiedete sich. Als sie das Handy wegsteckte,
schien die Stille der leeren Wohnung um sie herum leise zu summen.
    Warum war Özlems
Mutter zu ihrer anderen Tochter gegangen? Aus Angst? Oder machte sie einfach einen
Besuch, der mit Özlems Problemen nichts zu tun hatte?
    Katinka besah sich
die Küche. Es gab reichlich Konserven und andere haltbare Lebensmittel, zwei Riesensäcke
Reis, Tee, Zucker, Mehl, das Übliche. Im Kühlschrank zwei Becher Ayran, kurz vor
dem Ablaufen.
    Hatte Özlem ihre
Mutter weggeschickt, weil sie in Schwierigkeiten war und die Mutter nicht hineinziehen
wollte?
    Das Telefon klingelte.
Katinka schrak zusammen. Der Apparat stand auf einem mikroskopisch kleinen Beistelltischchen
im Wohnzimmer. Nach dem dritten Läuten sprang der Anrufbeantworter an. Özlems Stimme.
»Dies ist die Nummer der Canavars. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.« Dann
ein Satz auf Türkisch.
    »Hier ist Markus.
Frau Canavar, sind Sie zu Hause?« Ein paar Sekunden hörte Katinka den hektischen
Atem des Mannes. »Nein? Gut. Ich probiere es bei Hayat.«
    Katinka wartete,
bis er aufgelegt hatte. Hayat, die Schwester! Möglicherweise war Özlem bei ihr untergekrochen,
ohne noch einmal diese Wohnung zu betreten. »Sonderbar, sie trägt seit Dienstag
die gleichen Klamotten, kommt nicht mal her, um sich was anderes zu holen. Bittet
niemanden, an ihrer Stelle zu gehen. Hat Schulden, kann also nichts kaufen. Oder
hat sie Geld? Von dem keiner was ahnt?« Der Klang ihrer eigenen Stimme in der leeren
Wohnung gruselte sie. Sie drückte auf die Menütaste des Telefons, notierte die Nummer
des letzten Anrufers. Markus. Özlems Freund. Sie war ellenlang. Hatte Özlem doch
nicht gelogen? Gab es vielleicht Halbgeschwister, Cousins, die Özlem als Brüder
bezeichnete? Aber dann hätte sie sich verteidigen müssen, als ich sie darauf ansprach,
dachte Katinka.
    Sie ging zurück
in Özlems Zimmer und schaltete den Computer ein. Wie befürchtet hatte Özlem ein
Passwort vorgeschaltet. Katinka gab auf. Sie checkte die Schubladen auf USB-Sticks
oder andere Speichermedien. Nichts. Stattdessen DVDs, viele Sammlereditionen. Bestimmt
nicht billig.
    Sie wählte Markus’
Nummer. Hielt bei der letzten Ziffer inne. Steckte ihr Handy ein.
    Sie brauchte einen
Zusammenhang. Einen gut durchstrukturierten Plot. Für solche Anforderungen hatte
sie einen Experten in petto.
    Dante ging sofort
an sein Handy: »Sorry, ich kann im Moment nicht sprechen. Verhandlung mit einer
mir vorgesetzten Führungspersönlichkeit.«
    »Rufen Sie mich
zurück.«
    »Klar. Halten Sie
durch!«
     
     
    34
     
    Es war kein Geheimnis, dass Sabine
Kerschensteiner in der Soko ›Rose‹ einen schweren Stand hatte. Sie war nüchtern
genug, ihre unguten Gefühle durch rationale Gedanken in Schach zu halten. Oberflächlich
erschien sie sachlich und kompetent. Innerlich kochte sie manchmal. Denn dass die
Kollegen, die jeden Morgen zum Meeting um den von Kaffee und Schokolade klebrigen
Konferenztisch saßen, sie nicht ernst nahmen, stand auf sämtlichen Stirnen. Die
Kollegen Bley und Allenstein, die vor dem Mord an Walters mit den Verstümmelungen
zu tun gehabt hatten, zeigten der blonden Kollegin die kalte Schulter. Allein die
Tatsache, dass der Ermittlungsleiter sie in der Runde haben wollte und in jeder
Sitzung signalisierte, dass Polizeiobermeisterin Kerschensteiner eine unverzichtbare
Mitarbeiterin war, hielt die versammelte Mannschaft davon ab, sie zu mobben. Sie
war die einzige Frau und die Einzige, die nicht aus dem gehobenen Dienst kam. Sie
war ein Outlaw. Eine Position, die nur vom Praktikanten unterboten wurde. Diese
Konstellation führte dazu, dass Sabine Kerschen-steiner sich unausgesprochen mit
dem zweiten Geächteten in der Runde solidarisierte. In der Kantine etwa, wo sie
sich gerade ein Schälchen Joghurt und einen Apfel nahm. Außerdem war Sabine die
Einzige aus dem Team, die sich an den Namen des Praktikanten erinnerte. Er hieß
Lukas. Lukas Baumeyer.
    »Bley hat endlich
die Ergebnisse der daktyloskopischen Analyse bekommen«, erzählte Lukas wie nebenbei.
Er probierte gern klassisches Polizeivokabular aus. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten,
der Seitenscheitel saß tief. Irgendwie schien er den Frisurenstil der Nachkriegszeit
zu imitieren. Um seinen Hals baumelte ein Lederband mit einem verschnörkelten, grünen
Stein. »Es ging um die

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