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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Lara
Handwerkers Swatch in die Hand und hielt sie ins Licht. »Brauchen Sie zufällig eine
neue Armbanduhr?«
     
     
    44
     
    Zwei Hände packten Feli Bohnstett
und zerrten sie aus dem Wagen. Um sie herum herrschte stockfinstere Nacht. Ein Mann
hielt sie mit Armen wie Schraubzwingen. Ein anderer verschwand in den Schatten.
    »Halt bloß die
Klappe, Alte«, raunte der Mann, der sie hielt.
    Feli hätte, selbst
wenn sie die nötige Bewegungsfreiheit besessen hätte, nicht mal mit den Zehen gewackelt.
Sie war völlig benommen, ihr Kreislauf machte Sperenzchen. Grauweiße Pünktchen wirbelten
vor ihren Augen. Wahrscheinlich würde sie in der nächsten Minute umkippen, und dann
war sowieso alles egal. Zu schade, dass sie es nicht geschafft hatte, Frieden mit
ihrer Tochter zu schließen. Aber das würde sie in 100 Jahren nicht bewerkstelligen,
dazu war die Geschichte zu kompliziert, zu verwickelt. Felis Knie begannen zu zittern.
    »Halt ruhig!«,
knurrte ihr Bewacher.
    »Mir ist schlecht«,
gab Feli zurück. Im Angesicht des Todes brauchte man sich keine Gedanken über Höflichkeit
zu machen.
    Er ließ sie los,
und sie sackte auf den Boden, wo sie sich übergab. Der Typ fluchte. Aus den Augenwinkeln
sah Feli, wie massig er war. Ein wahrer Fleischklops. Sie würgte.
    Der andere Mann
kam zurück. Er war um einiges dünner als der, der Feli festgehalten hatte, und außerdem
jünger. Seine Stimme klang ausgelaugt. Die beiden flüsterten miteinander. Feli drehte
sich auf den Rücken, um ihr eigenes Erbrochenes nicht riechen zu müssen. Sie sah
die Umrisse eines stockfinsteren Hauses. Rechts und links türmte sich Schrott auf.
Ausgeschlachtete Autos, sogar ein LKW, Rohre, Bleche, eigenartige Formen, die sich
gegen die Dunkelheit lehnten.
    »Ich habe seine
Knarre«, hörte Feli den Bulligeren der beiden sagen. Sie sah, dass seine Hände in
feinen Handschuhen steckten. Er steckte sich eine Zigarette an. Der Lichtschein
des Feuerzeugs beleuchtete kurz sein Gesicht. Eine Visage wie aus einem Gangsterfilm.
Feli Bohnstett, die sich zeitlebens gegen Klischees aufgelehnt hatte, geriet ins
Grübeln.
    Die Zigarette glühte
auf.
    »Also, wie machen
wir’s?«, fragte der andere. Ein Hänfling, fand Feli. Verdammt, was war ihr schlecht.
     
     
    45
     
    Mut hatte Dante, das musste Katinka
anerkennen. Er war bei Hayat reingeschneit, verkabelt, und gab nun eine krause Geschichte
zum Besten, die Katinka die Haare zu Berge stehen ließ.
    Sie hatte sich
nicht getäuscht. Mutter Canavar war bei Hayat untergekrochen. Özlem auch. Nur Markus
fehlte.
    Ungläubig lauschte
sie Dantes Geplapper. Er schriebe eine Story über gelungene Integration. Er brauchte
eine Familie türkischer Abstammung, in der Töchter lebten. Integrierte Töchter,
Bildungsinländerinnen. Berufstätige Frauen, die sich nichts bieten ließen, weder
von deutschen noch von türkischen Männern. Hayat wäre da eine ganz große Nummer.
    Katinka grinste.
Während sie den Antworten der Canavars lauschte, die sich hörbar geschmeichelt und
verunsichert zugleich fühlten, tippte sie auf Dantes iPad herum. Er war noch in
Facebook eingeloggt. Markus Tremels Profil enthielt eine Menge Postings über Autos.
Er stand offenbar auf Porschemotoren, hatte eine Menge tiefschürfender technischer
Informationen an seine Pinnwand geschrieben und Links angegeben. Katinka checkte
seine Interessen durch. Ein paar Heavy Metal Bands waren da verzeichnet, die er
mochte. Bücher über Technik. Sie klickte auf ›Freunde‹. Unter ›Verwandte‹ war eine
Cousine namens Regine Meyer angegeben. Sie lebte in Rostock. Facebook bot ungefragt
ein paar Links an. ›Wenn du Markus Tremel kennst, kennst du vermutlich auch Max
Walters.‹
    »Was?«, rief Katinka
laut. Sie beugte sich tiefer über das iPad. Schnell hatte sie heraus, dass Markus
Tremel und Max Walters gemeinsam die Schulbank am Bamberger Dien-tzenhofer-Gymnasium
gedrückt hatten. Katinka klickte auf Max Walters’ Profil. Geschützt. Man musste
eine Freundschaftsanfrage versenden, was nunmehr sinnlos war.
    Vielleicht Facebook-Mobbing,
überlegte Katinka, als Mordmotiv käme das nicht zum ersten Mal vor. Sie rief Hardo
an, während Dante mit den drei Frauen über kulturelle Verschiedenheiten diskutierte.
Irgendwie hatte er sich verrannt.
    »Was ist?«, raunzte
Hardo.
    »Ich störe, aber
ich …«
    »Kann man sagen,
ja.«
    »… habe eine wichtige
Information. Zwei Fälle wachsen zusammen, Hardo: Max Walters ist ein Schulkamerad
von Markus Tremel. Dem

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