Rosengift - Die Arena-Thriller
erschreckte, war zum einen, dass sie sich, was den späteren gestrigen Abend betraf, wirklich an nichts mehr erinnern konnte, und zum anderen die Erkenntnis, dass sie unter Einfluss von zu viel Alkohol offenbar Dinge tat, die sie sonst nicht tun würde. Wie peinlich das war, sich von anderen Leuten davon erzählen lassen zu müssen. Wobei die sicherlich alle miteinander fürchterlich übertrieben!
Nicole nahm einen großen Schluck Kaffee und sagte, wobei sie schon wieder grinste: »Tja, eigentlich wollten wir dich fragen, ob du mit uns heute Abend zu einer Flashmob-Party kommst, im Maschpark hinter dem neuen Rathaus. Aber ich schätze, du willst bestimmt lieber mit deinem Liebsten ins Kino gehen.«
»Was läuft denn? Vielleicht eine romantische Komödie?«, säuselte Anna.
»Das ist nicht mein Liebster!« Matilda war aufgesprungen und blitzte ihre Freundinnen herausfordernd an. »Und ich will auch nicht mit ihm ins Kino! Ich komm mit euch.«
»Hast du ihm schon geantwortet?«, fragte Anna.
»Nein, noch nicht.«
»Dann tu das mal schleunigst, sonst steht er in Kürze hier auf der Matte.«
»Und knutscht dich von oben bis unten ab.« Nicole kicherte.
»Reißt dir vor unseren Augen die Kleider vom Leib«, ergänzte Anna.
»Ihr seid so was von doof! Das finde ich überhaupt nicht lustig!« Aber je mehr Matilda sich aufregte, desto amüsierter waren die beiden, und schließlich musste auch Matilda lachen. Im Beisein ihrer Freundinnen tippte sie eine freundlich distanzierte SMS an Patrick in ihr Handy. Tut mir leid, hab heute leider schon andere Pläne.
»Andere Pläne klingt gut«, meinte Nicole. »Das klingt nach anderem Kerl . Das kapiert er dann hoffentlich.«
»Ich weiß gar nicht, was du gegen ihn hast, er ist doch ganz niedlich.« Anna zupfte an einer Haarsträhne herum.
»Dann nimm du ihn doch«, schlug Matilda vor.
»Nee. So war das auch wieder nicht gemeint. Mir ist er zu jung, ich steh mehr auf ältere Typen.«
Nicole nickte. »Jungs, die so alt sind wie wir, sind noch so kindisch, findet ihr nicht? Wie die Zwölfjährigen.«
»Genau. Ich hab ja auch nichts gegen Patrick«, erklärte Matilda. »Ich finde ihn nett – als Kumpel. Aber ich möchte nicht… ich finde ihn halt…«
»Du findest ihn langweilig, angepasst und sexuell nicht attraktiv«, half Nicole ihr weiter. »Das kann man verstehen, mein Typ ist der auch nicht, obwohl er gut aussieht. Er ist mir zu brav. Sein Vater ist so ein reicher Finanzhai, aber wohl ziemlich streng, und die Mutter ist ziemlich abgefahren, so eine Öko-Tusse, die sich an ’nen Castor kettet und so Sachen macht.«
»Für seine Eltern kann er ja nichts«, stellte Matilda fest. Dann fing sie erneut an zu jammern: »Aber verdammt, wie konnte ich nur…«
»Hey, jetzt komm mal wieder runter, Matilda!«, unterbrach Nicole sie energisch. »Eine Freundin meiner Schwester war nach einer Abiparty schwanger und wusste nicht, von wem. Darüber kann man sich aufregen, nicht über eine kleine Knutscherei. Sag ihm einfach, du warst betrunken, es stecken keine großen Gefühle dahinter, und damit basta.« Damit war das Thema für Nicole erledigt. Auch Anna hatte das Interesse an Patrick verloren. Sie war schon einen Schritt weiter: »Dieser andere Typ da, der war ja richtig schnuckelig«, erinnerte sie sich. »Chris. Leider hat er mich gar nicht beachtet, nur Matilda.«
»Quatsch«, murmelte Matilda.
»Meint ihr den mit dem sexy Arsch?«, fragte Nicole.
»Genau den.« Anna nickte.
Matilda verspürte wenig Lust, an die Begegnung mit Christopher zurückzudenken, deshalb platzte sie heraus: »He, Anna, ich habe zum Geburtstag eine neue Geige bekommen, ein Wahnsinnsteil!«
»Echt? Lass sehen!«
»Oh nein«, stöhnte Nicole und stand auf. »Dann geh ich lieber nach Hause, wenn ihr jetzt mit eurer Fiedelei anfangt.«
»Nein, du musst nicht gehen! Wir können die Geige auch ein andermal ausprobieren«, protestierte Matilda sofort. Manchmal befürchtete sie, Nicole könnte eifersüchtig auf sie werden. Ehe Matilda an der Schule aufgetaucht war, waren Anna und Nicole unzertrennliche Freundinnen gewesen, die alles zusammen gemacht hatten. Inzwischen unternahmen Anna und Matilda ab und zu auch etwas ohne Nicole. Es geschah ganz automatisch: Ihr Hobby verband die beiden miteinander und grenzte Nicole ein Stück weit aus. Matilda hatte deswegen immer mal wieder ein schlechtes Gewissen. Sie war froh, so schnell zwei neue Freundinnen gefunden zu haben, aber sie wollte sich nicht als
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