Rosengift - Die Arena-Thriller
blieb ihr ja nichts anderes übrig, schließlich konnte es ja sein, dass Christopher sie heute erreichen wollte oder eine ihrer Freundinnen. Bei dem Gedanken an Chris musste sie lächeln. Sie gab sich einen Ruck und tippte entschlossen die PIN ein. Fast rechnete sie damit, dass der Apparat sofort irgendein Signal von sich geben würde, aber außer dem Begrüßungston tat sich nichts.
Christopher hatte sie gestern nach ihrer Handynummer gefragt. Als er sie in sein Handy hatte einspeichern wollen, hatte er festgestellt, dass sich dieses nicht mehr in seiner Tasche befand.
»Komisch. Ich meine, ich hätte es da reingeworfen«, hatte er vor sich hin gemurmelt.
»Geklaut?«, hatte Matilda entsetzt gefragt.
»Oder ich hab es verloren.«
Hatte sich jemand an ihren Sachen zu schaffen gemacht, vielleicht, als sie in der Dämmerung um das Lagerfeuer herumgesessen hatten? Die Taschen und Rucksäcke hatten alle auf einem Haufen im Schatten eines Busches gelegen. Aber sonst hatte nichts gefehlt, weder Handys noch Portemonnaies, die einige Leichtsinnige aus der Gruppe sogar in den Taschen gelassen hatten.
»Ist wahrscheinlich irgendwo rausgefallen«, hatte Christopher vermutet und rund um den Busch noch einmal nach dem Apparat gesucht. Vergeblich. »Oder ich hab’s zu Hause vergessen, kann auch sein.«
»Und jetzt?«
»Jetzt schreibe ich deine Nummer auf einen Zettel.«
»Ich meine, das Handy…«
»Ist nicht so schlimm, war nur ein olles Ding mit einer aufladbaren Karte drin.«
Kurz vor Mitternacht hatte er Miguel und Matilda vor Helens Haus abgesetzt. Miguels Angebot, noch mal mit reinzukommen, hatte er abgelehnt mit dem Hinweis, er müsse noch was erledigen. Ehe er losfuhr, hatte er Matilda auf die Wange geküsst und sie hatte sich kurz gefragt, was man um diese Uhrzeit noch »zu erledigen« haben konnte.
Vor der Küchentür waren Schritte zu hören. Kurz darauf kam Miguel herein, ließ sich auf den Stuhl neben Matilda fallen und gähnte herzhaft.
Matilda blickte von ihrem Handy auf und lächelte ihn kurz an. »Was weißt du denn so über Christopher?«, fragte sie dann so beiläufig wie möglich, während sie eine SMS an Anna tippte.
»Wieso?« Miguel verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste.
»Nur so.«
»Der gefällt dir wohl, was?«
Matilda schnaubte ungeduldig. »Jetzt sag schon!«
»Nicht so viel. Er ist schon in der Elften bei seiner Mutter ausgezogen und wohnt in einer WG in der Nordstadt. Er macht alle möglichen Jobs und tönt immer rum, dass er nach dem Zivildienst Medizin studieren möchte. Aber ich glaube, so gut war sein Abi gar nicht. Auf jeden Fall ist er ’ne gute Adresse, wenn du Gras kaufen möchtest.«
»Er dealt?«, fragte Matilda schockiert.
Miguel stand auf, nahm einen Becher aus dem Schrank und drückte auf den Kaffeeautomaten. Über den Lärm hinweg, den das Mahlwerk verursachte, rief er: »Irgendwer muss das Zeug ja schließlich ranschaffen, oder?«
Matilda schwieg. Gestern, am Lagerfeuer, hatten sie einen Joint kreisen lassen. Ihr war aufgefallen, dass Christopher nur einmal daran gezogen hatte, ebenso wie Matilda selbst. Genau genommen hatte sie nur so getan als ob und den Rauch gleich wieder ausgeatmet, denn sie wollte erstens keinen Hustenanfall riskieren und zweitens nicht dasitzen und grundlos in sich hineinkichern, so wie einige aus der Runde es bereits nach kurzer Zeit getan hatten. Sie fand Bekiffte ziemlich albern. Nicht so eklig wie Betrunkene, aber doch irgendwie lächerlich. Außerdem hatte sie sich auch ohne Droge schon wie berauscht gefühlt.
»Dealt er auch mit anderen Sachen?«, fragte sie jetzt.
»Kann sein, weiß ich nicht.«
Und wenn es so wäre? Würde er mir dann nicht mehr gefallen?
Als hätte Miguel ihre Gedanken gelesen, stellte er ihr genau diese Frage.
»Na ja…« Matilda hob die Schultern. »Es ist schon ein Unterschied, ob einer im Freundeskreis ein bisschen Gras vertickt oder Heroin an Jugendliche verkauft.« Letzteres traute sie Christopher nun wirklich nicht zu.
»Ja, klar. Aber es gibt immer eine Grauzone«, meinte Miguel nüchtern. Während Matilda über seine Worte nachdachte, klingelte ihr Handy.
Sie zuckte zusammen. Patrick? Christopher? Das Display zeigte jedoch Anna an. Erleichtert nahm sie den Anruf entgegen.
»Wo warst du denn gestern, wir haben den ganzen Abend versucht, dich zu erreichen!«
»Ich war mit Miguels Freunden unterwegs und hatte das Handy aus.«
»Hast du heute schon mal bei Facebook
Weitere Kostenlose Bücher