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Rosengift - Die Arena-Thriller

Rosengift - Die Arena-Thriller

Titel: Rosengift - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Kleid. Die Cola war inzwischen lauwarm, aber sie hatte Durst und leerte die Flasche in wenigen Zügen. Dann legte sie sich auf den Rücken und beobachtete die kleinen, fedrigen Wolken über ihr. Ein leichter Wind trieb sie voran, es sah aus, als wollte der Himmel davoneilen. Matilda genoss es, wie die Sonne ihre durchgekühlte Haut wieder erwärmte. Der altmodische Begriff »ein Sonnenbad nehmen« kam ihr in den Sinn.
    Ein Schatten huschte vorbei, jemand setzte sich neben sie. »Entschuldige, wenn ich eben zu frech war«, sagte Christopher.
    »Schon gut«, murmelte Matilda, ohne den Blick vom Himmel zu wenden. Sie blinzelte in die Sonne, dann schloss sie die Augen. Bunte, um sich selbst kreisende Muster tanzten hinter ihren Lidern. Sie hörte die Stimmen der anderen und atmete die Gerüche des Sommers ein: frisch gemähtes Gras, Sonnencreme, Grillwürstchen, ab und zu der schwache Rauch einer Zigarette. Wie einfach das Leben sein konnte, in solchen Momenten. Da war eine Hand, die ihr Haar berührte, Finger, die es sachte durchkämmten, Strähnen zwirbelten und wieder glätteten. Es fühlte sich angenehm an, sehr sogar. Sie lächelte, die Augen noch immer geschlossen. Seine Fingerkuppen zeichneten nun die Konturen ihres Gesichts nach, Stirn, Augenbrauen, Nase, Mund, Kinn, als wäre er blind und müsste sich auf diese Weise ein Bild von ihr machen. Jetzt nahm er ihre rechte Hand und schien jeden Finger einzeln zu prüfen, zuerst mit den Fingerspitzen, dann mit seinen Lippen. Er zupfte mit seinen Zähnen ganz, ganz sachte an der Haut über ihren Fingerknöcheln. Matilda bekam eine Gänsehaut, sie hoffte, dass er es nicht bemerken würde. Aber eigentlich war ihr auch das egal. Seine Hand fuhr über ihren Handrücken und die Handfläche, dann die Arme hinauf bis zu ihrem Schlüsselbein. Er lag nun dicht neben ihr, auf der Seite, eine Hand auf ihrem Bauch, und es kam ihr vor, als würden von dieser bewegungslos daliegenden Hand warme Wellen durch ihren Körper geschickt.
    »Würstchen sind fertig«, rief eine Mädchenstimme. »Wer will ein Würstchen?«
    Matilda bewegte sich nicht und wagte kaum zu atmen. Hoffentlich stand er jetzt nicht auf! Er blieb. Nach einer Ewigkeit drehte sie ganz langsam den Kopf in seine Richtung und öffnete die Augen. Sie sah sein schmales Gesicht dicht vor sich. Seine Augen waren geschlossen. Was für lange Wimpern er hatte. Sie hob die Hand, ließ sein kräftiges braunes Haar durch ihre Finger gleiten, wie er es vorhin bei ihr gemacht hatte, und berührte den zarten Haarflaum zwischen seinen Augenbrauen. Er gab ein wohliges Seufzen von sich. Dann hauchte er einen sanften, kaum spürbaren Kuss auf die Stelle unterhalb ihres Ohres, eine Berührung, so zart und flüchtig wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
    Matilda konnte sich nicht erinnern, sich jemals so leicht, fast schwerelos, gefühlt zu haben. Sie genoss es, so neben ihm zu liegen, halb wach, halb dösend. Es wäre ihr peinlich gewesen, wenn er sie hier, vor der ganzen Clique, und vor allem vor Miguel, geküsst hätte. Diese stumme, intensive Nähe jedoch, diese zärtliche Vertrautheit, das war viel, viel besser als jede Knutscherei. Julianes düstere Warnung, die ihr bis vor wenigen Minuten noch wie Mehltau auf der Seele gelegen hatte, war plötzlich bedeutungslos geworden. Was wusste die schon? Vorsichtig, als wollte sie sich vergewissern, dass sie das alles nicht nur träumte, drückte Matilda Christophers Hand, die immer noch warm auf ihrem Bauch lag. Nein, kein Traum! Er erwiderte den Druck und sein Daumen kitzelte ihre Handfläche. Dann lagen sie wieder still und regungslos nebeneinander und Matilda spürte seinen heißen Atem an ihrer Halsbeuge, genau dort, wo sie sonst ihre Geige anlegte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Matilda hatte plötzlich nur noch einen Wunsch: dass die Zeit stehen bleiben würde. Wenigstens für ein paar Stunden.
    Die anderen schienen sie nicht zu beachten oder waren mit sich selbst beschäftigt. Weder Matilda noch der Junge an ihrer Seite ahnten, dass ein Augenpaar ununterbrochen auf sie gerichtet war.

16
    Die Sonne schien durch die staubige Scheibe der Terrassentür. Vorhin, als sie in die Küche gekommen war, hatte Matilda als Erstes einen Blick nach draußen geworfen. Aber es lag keine Brötchentüte vor der Tür. Nun saß sie am Frühstückstisch, vor sich eine Packung Cornflakes und eine Tüte H-Milch, und hielt ihr Handy in der Hand. Sie scheute sich davor, es einzuschalten. Aber es

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