Rosengift - Die Arena-Thriller
dagegen, der ja angeblich keine Hunde mochte, war innerhalb weniger Minuten der beste Freund von Harri und nannte ihn einen »coolen Köter«. Er war außerdem der Einzige, auf den Harri hörte. Der Hund himmelte Miguel regelrecht an. Allen anderen Bewohnern tanzte er schon nach wenigen Stunden mehr oder weniger auf der Nase herum. Angelas Abneigung gegenüber Harri schien, wie es aussah, auf Gegenseitigkeit zu beruhen.
Am Abend rief Helen an und fragte, was es mit dem Hund auf sich habe. Offenbar hatte sich Angela bei ihr beklagt. Miguel war am Apparat. Abgelenkt von Anna und Harri hatte Matilda völlig vergessen, dass sie heute eigentlich ihrer Tante die ganze Geschichte hatte erzählen wollen. Mit bangem Herzen stand sie im Türrahmen und hörte, was Miguel seiner Mutter berichtete.
»Harri gehört einer Freundin von Matilda. Der arme Hund hätte sonst für zwei Wochen ins Tierheim gemusst und da haben wir uns eben erbarmt…« – »Wie kommst du darauf, dass ich keine Hunde mag? Ich mag nur keine großen Hunde. Und Harri ist eher klein.« – »Ach, die übertreibt nur, weil sie Angst vor Hunden hat.« – »Quatsch, der scharrt mal ein bisschen im Beet rum, was soll’s? – »Sonst? Sonst ist alles okay. Und bei dir?« – »Ja, ich grüße sie. Tschüss, Mum.«
Matilda hatte das Gespräch mit wachsendem Staunen verfolgt. Offenbar hatte die Kommissarin ihre Ankündigung, Helen über den Einbruch aufzuklären, noch nicht wahr gemacht.
»Schöne Grüße von Mum«, sagte Miguel zu Matilda, nachdem er aufgelegt hatte.
»Danke, dass du ihr nichts gesagt hast.«
»Wieso ich? Das ist dein Problem.«
Matilda nickte. Mit dieser Einstellung ihres Cousins konnte sie leben. Und zum Glück schien sich auch das Thema Eleonoreendgültig erledigt zu haben. Es war ja auch nicht mehr nötig: Schließlich waren nun Anna und Harri da, und seit die Polizei mit Patrick gesprochen hatte, war auch nichts mehr geschehen: kein Anruf, keine Mail, keine SMS. Matilda traute dem Frieden nicht wirklich, aber sie wollte einfach zu gerne glauben, dass der Albtraum nun vorbei war. Wenn die kaputte Geige nicht wäre, dachte sie, wäre es gar nicht notwendig, dass Helen überhaupt von der Sache erfährt. Vielleicht könnte ich Professor Stirner bitten, mir eine ähnliche Geige zu besorgen. Aber wovon sollte Matilda die bezahlen? Um an ihr Erbe zu kommen, brauchte sie Helens Unterschrift, außerdem war das Geld fest angelegt, für ihr Studium. Nein, sie würde Helen irgendwann beichten müssen, was passiert war. Aber möglichst erst dann, wenn ihre Tante wieder zu Hause war.
41
Anna schlief auf einem aufblasbaren Gästebett in Matildas Zimmer. Zwischen ihnen stand Harris Korb. Der blieb jedoch leer, denn Harri bevorzugte das Fußende von Matildas Bett als Schlafplatz.
»Stand auf dem Zettel, dass der Hund im Bett schläft?«, fragte Matilda, als die drei gegen Mitternacht schlafen gingen.
»Bei Nicole liegt er auch immer im Bett«, wusste Anna.
»Das sind ja Zustände!«
»Harri, husch, ins Körbchen!«, befahl Anna, was der Hund jedoch dickfellig ignorierte.
»Lass ihn«, meinte Matilda. Sie löschte das Licht. »Vielleicht hört er da oben besser.«
»Hab keine Angst«, versuchte Anna, ihre Freundin zu beruhigen. »Patrick wäre ja blöd, wenn er noch einmal hier auftauchen würde. Jetzt, wo ihm die Polizei auf den Fersen ist.«
»Das Schlimme ist – selbst wenn sie es ihm beweisen können, werden sie ihn deswegen wohl nicht einsperren«, sagte Matilda bedrückt. Das zuversichtliche Gefühl, das sie noch vor wenigen Stunden gehabt hatte, war mit Einbruch der Dunkelheit mehr und mehr verschwunden und hatte einem Mix aus Beklemmung und ungewisser Furcht Platz gemacht.
»Wer sagt das?«
»Miguel. Und die Kommissarin hat es mehr oder weniger auch durchblicken lassen. Seine Eltern werden den Schaden ersetzen und das war’s dann. Aber wer garantiert mir, dass er danach nicht wieder anfängt, mich anzurufen und zu belästigen?«
»Vielleicht kriegt er ’ne Therapie oder so was«, überlegte Anna. »Irgendwie ist das doch krank, was er da macht, oder?«
»Ja, das ist es. Das macht es ja so unberechenbar. Ich hab im Internet was über Stalking gelesen.« Matilda rollte sich auf die Seite und stützte den Kopf in eine Hand.
»Und was stand da?«, wollte Anna wissen.
»Dass man dabei immer zuerst an Prominente denkt, die von irren Fans verfolgt werden, aber das sind die allerwenigsten Fälle. Das sind nur die, die Schlagzeilen
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