Rosengift - Die Arena-Thriller
hier?«
»Mich fertigmachen.« Matilda stöhnte und zog Anna ins Haus. »Komm rein.«
Sie gingen in die Küche, wo Matilda ihre Freundin über die jüngsten Entwicklungen im Fall Patrick aufklärte. Anna lauschte mit offenem Mund. Als Matilda fertig war, schwieg sie eine ganze Weile. Dann atmete sie hörbar aus und sagte: »Zeig mir mal die Geige.«
In Matildas Zimmer waren die Wände schon ein wenig getrocknet, was die Schatten der Blutspuren wieder hervorhob.
»Was ’ne Sauerei«, murmelte Anna.
»Hilfst du mir beim Streichen?«, fragte Matilda, während sie den Geigenkasten unter dem Bett hervorholte.
»Klar.«
»Da, schau selber« Matilda konnte sich nicht überwinden, den Deckel des Geigenkastens zu öffnen. Sie würde es einfach nicht ertragen, jetzt noch einmal das zerstörte Instrument zu sehen. »Ich hole inzwischen mal ein paar alte Zeitungen, zum Abdecken.«
Als sie mit den Zeitungen zurückkam, hatte Anna die Geige aufs Bett gelegt. »Sieht aus, als wäre er draufgestiegen. Oder er hat sie mit Schwung gegen eine Kante geschlagen.«
»Hör auf«, jammerte Matilda.
»Vielleicht kann man sie noch reparieren.«
»Die? Der Boden ist gebrochen und der Hals und die Decke haben einen Riss.«
»Mein Vater kennt jemanden, der so was macht. Den könnten wir doch mal fragen«, meinte Anna. »Und solange können wir zusammen auf meiner Geige üben. Die ist immer noch besser als deine alte Anfängergeige.«
Matilda nickte dankbar. Sie glaubte zwar nicht, dass eine Reparatur möglich war, aber die Anteilnahme ihrer Freundin tröstete sie ein wenig. Sie legten den Fußboden mit Zeitungen aus und begannen, die Wände mit Pinsel und Rolle zu streichen. Aus den Lautsprechern tönte Pink und mit jedem Quadratmeter frischem Gelb an den Wänden schien Matilda sich ein kleines Stückchen ihres normalen Lebens zurückzuerobern. So leicht kriegst du mich nicht klein, Patrick Böhmer! Dennoch machte sie sich Gedanken über die nächsten Tage. Der Besuch von Patricks Mutter hatte ihr klargemacht, dass Patrick zwar vernommen worden war, aber nach wie vor frei herumlief. Andernfalls hätte seine Mutter sich ganz sicher noch weniger unter Kontrolle gehabt. Man hatte ihm also, so wie es aussah, noch nichts nachweisen können.
»Miguel wollte, dass ich zu meiner Oma ziehe. Aber das halte ich nicht aus. Meinst du, ich könnte ein paar Tage bei euch wohnen?«
»Sicher«, antwortete Anna, die gerade mit dem Pinsel an der mit Malerkrepp abgeklebten Fußleiste entlangfuhr. »Aber was ist damit gewonnen?«
Zeit, dachte Matilda. Bis Tante Helen wieder da ist.
»Ich habe eine bessere Idee«, meinte Anna. »Ich komme hierher und wir leihen uns Nicoles Hund aus. Die fliegen übermorgen nach Malle und Harri soll in eine Hundepension. Nicoles Eltern sind sicher froh, wenn wir ihn nehmen. Dadurch sparen sie Geld, dem Hund geht’s hier gut und wir haben einen Wachhund.«
»Toller Wachhund! Harri geht mir gerade bis zum Knie«, gab Matilda zu bedenken. »Und zur Begrüßung schleckt er mich immer ab.«
»Täusch dich nicht. Er hat neulich einen Prospektausträger gestellt. Der Arme hat einen halben Herzinfarkt gekriegt.«
»Was ist Harri überhaupt für eine Rasse?«
»Keine Ahnung. So ein Terrier-irgendwas-Mix. Aber er macht Radau, wenn einer ins Haus eindringt, und das ist doch die Hauptsache. Ich bringe den Baseballschläger meines Vaters mit. Und wenn Patrick noch mal hier auftaucht, dann braten wir ihm ordentlich eins über«, meinte Anna kriegerisch, wobei ihre Augen aufleuchteten.
Die Aussicht, Anna im Haus zu haben, gefiel Matilda im Grunde gut. Aber was, wenn sie sich wieder mit Christopher treffen wollte? Sie konnte doch Anna nicht allein in diesem Geisterhaus lassen. Dann müsste sie Christopher entweder absagen oder sie müsste Anna mitnehmen oder sich hier im Haus von Tante Helen mit ihm treffen. Ein Date zu dritt… keine sonderlich reizvolle Vorstellung! Andererseits – wenn sie zu Großmutter Eleonore ziehen musste, dann konnte sie Verabredungen mit Christopher gleich ganz abhaken. Dort würde sie sicherlich um zehn Uhr zu Hause sein und über jeden ihrer Schritte Rechenschaft ablegen müssen. Nein, nur das nicht!
»Das ist total lieb von dir. Aber ich muss natürlich erst Miguel fragen, ob er damit einverstanden ist«, meinte Matilda zögernd.
»Na klar!« Manchmal war Anna einfach so herrlich unkompliziert!
Nach einem ersten Anstrich machten sie Mittagspause und kochten sich Spaghetti mit Öl und
Weitere Kostenlose Bücher