Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
Vom Netzwerk:
Aber
sonst ganz liebenswürdig.«
    »War er Stammkunde?«
    »Nein, sie hat ihn zum ersten Mal gesehen.«
    »Wann?«
    »Wusste sie nicht mehr so genau. ›Fiere darieber nicht Buch.‹
Weniger als eine Woche her, meint sie.«
    »Einen Namen hat er demnach nicht genannt?«
    »Hab ich sie auch gefragt. Nein. Aber sie ist sich absolut sicher, dass
es der aus der Zeitung war.«
    Kosmos musste sexbesessen gewesen sein. Nur half das im Nachhinein
eher wenig. Sie mussten prüfen, mit wem er zu tun gehabt hatte. Wer die
Hintermänner waren.
    »Herr Ottakring?«
    Wie ein kleines Mädchen machte Eva M. eine Schnute und spielte
zwischen Schnute und Nase mit der Spitze ihres Zopfs.
    »Morgen hat meine Mutter Todestag. Ich will ihr Grab besuchen. Kann
ich da einen Tag freihaben? Oder einen halben?«
    »Wo liegt die Mutter denn?«
    »Auf der Fraueninsel.«
    »Na, da brauchen Sie ja schon einen halben Tag für die Reise. Geht
klar.«
    Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Wie wäre es, Eva M.
mitzunehmen, wenn er Gubkin besuchte? Im selben Augenblick verwarf er die Idee
wieder. Den ersten Besuch wollte er ihm allein abstatten.

FÜNF
    Felix Gubkin hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt,
als er Montag früh durch sein geliebtes Rosenfeld schritt. Im Südosten grüßte
die Kampenwand herüber. Zweimal hatte er sie schon begangen. Die Sonne stand
schräg, und die Bäume rings um die Rosen warfen dunkle, kühle Schatten. Die
Vögel schwiegen, auch im Schlösschen war es still. Nur das Summen zufriedener
Bienen war zu hören. An einigen Sträuchern ließen die Blüten schon die Köpfe
hängen, bald müsste er sie schneiden lassen.
    Doch Felix Iljitsch Gubkin stand der Sinn nicht nach Rosen. Er warf
sein Haar zurück. Eine kilometerlange Straße sah er im Geist vor sich, eine
Straße, die an den Bäumen entlang Richtung Süden führt, ehe sie auf eine
Lichtung trifft, so groß, dass man ein Oktoberfest darauf ausrichten könnte.
Zwischen mehrstöckigen Bürohäusern und Industriehallen durchziehen silbergraue
Rohrleitungen das Gelände. Biochemiker forschen an Antikörpern, und er, Felix
Gubkin, produziert die Grundstoffe für Medikamente, die Millionen Menschen helfen
sollen. Und ihm weitere Geldsummen einbringen, wie es ihm schon sein russisches
Werk einbrachte. Sein Nonnenwald sollte eines der größten Biotech-Zentren
Europas werden. Nicht nur modern, elegant und erfolgreich. Auch sicher. Keine
Erdbeben, kein Hochwasser. Krisensicher. Die Pharmabranche unterlag nicht den
Konjunkturschwankungen wie andere Wirtschaftszweige. Und – er hätte Platz.
Platz für Expansionen für weitere Jahrzehnte.
    »Challo, Andi!« Gubkin rief, so laut er konnte, und
wedelte mit beiden Armen durch die Luft.
    Im kleinen Stadtpark von Aschbach drunten im Tal stand Andi
Wildschitz im Korb der Drehleiter seiner Feuerwehr und sägte in der Krone eines
uralten Ahorns herum. Vorschriftsmäßig im Waldarbeiteranzug mit
Gitternetzvisier, Gehörschutz und Lederstiefeln. Erst nach einer ganzen Weile
bemerkte er Gubkin weit unter ihm. Er musste ihn erkennen. Felix Gubkin war
unverwechselbar mit seinen weichen Zügen und dem langen, welligen Haar.
Außerdem trug er teure, helle Salzburgmode, die sonst keiner anhatte.
    »Ja!«, rief er herunter. »Was ist, Herr Gubkin?«
    Gubkin gab ihm ein Zeichen.
    »Okay«, kam es von oben. »Ich komme.«
    Die Männer am Boden schauten verwundert. Ihr Hauptmann, der auf
Pfiff reagierte? Der Bürgermeister, der kam, wenn er gerufen wurde? Amüsiert
beobachtete Gubkin ihre Reaktion.
    Wildschitz stellte den Motor der Säge ab und hängte sie sich über
die Schulter. Er kletterte die Leiter herunter, drückte einem der Männer das
Gerät in die Hand und gab ihm kurze Anweisungen. Dann stellte er sich abwartend
vor Gubkin hin.
    Gubkin legte ihm freundschaftlich – die anderen sollten es
ruhig sehen – den Arm um die Schulter und zog ihn weg zu einer Parkbank am
See.
    »Andi«, sagte er. »Ich habe große Pläne mit Ihnen. Sie werden reich
werden. Ihr Bürgermeistergehalt werden Sie auf dem Konto haben, aber Sie werden
darüber müde lächeln. Ihre beiden Buben werden es später einmal gut haben. Sie
sind Mitglied in der Unteroffizierkameradschaft der Pranburger Pioniere. Denen
werd ich auch etwas spenden.«
    Die Überraschung, die er aus dem Gesicht seines Gegenübers lesen
konnte, erheiterte ihn.
    »Ja, ich hab mich informiert. Ich kenne nicht nur Ihre Gegenwart.
Ich weiß auch um Ihre Vergangenheit.«
    »Und?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher