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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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um die Stirn geschlungen. »Der Wind is umgschlagn, gell? Jetzt
hammer wieder Ostsüdost.«
    »Scheiß aufs Wetter. Der Wimmerl hat a Leich gfundn. A Schwester.«
    »A Leich?«
    »A Klosterschwester«, sagte Wimmerl Herzland. »Grad grauslich. Ruf
die Polizei, und mir gibst an Schnaps.«
    »Dominus vobiscum!«, sang Pfarrer Presidio.
Hochaufgeschossen stand er vor dem Hochaltar der Aschbacher Barockkirche und
zeichnete das Kreuzzeichen in die Luft.
    »Et cum spiritu tuo«, antwortete die Gemeinde. Das Gotteshaus war
zur Abendmesse halb gefüllt. Ottakring und Lola saßen in der fünften Reihe. Sie
hatte ihre Hand unter seinem Arm hindurch an seinen Körper gekuschelt. Ihn
erfüllte eine heftige Sehnsucht danach, dass sie seine Arme um ihn schlänge und
ihn festhielte.
    Sie mussten aufstehen.
    Sie setzten sich. Einige blieben stehen.
    Sie standen auf. Bürgermeister Wildschitz zwei Reihen vor ihnen
kniete sich hin.
    Pfarrer Presidio kletterte die Treppen zur Kanzel empor und hielt
eine wortgewaltige Predigt. Er ging auch auf die schrecklichen Morde in seiner
Gemeinde ein.
    »Den Mörder hat der Teufel geholt«, wetterte er. »Niemand wird
Mitleid mit ihm haben. Und doch: Gott sei seiner Seele gnädig.«
    »In Ewigkeit, Amen«, sprach die Gemeinde im Chor. Einige schwiegen.
Sie widersprachen innerlich. Ottakring war auch darunter.
    Ein Choral ertönte von der Empore, während der Geistliche zur
Kommunion einlud. Er machte seine Kniebeuge, eine Schlange bildete sich vor den
Altartreppen, angeführt von drei Frauen in Tracht, dahinter Bürgermeister
Wildschitz in der Montur der Aschbacher Gebirgsschützen.
    »Nimm hin, dies ist sein Leib.«
    Wildschitz öffnete andächtig den Mund und kehrte dann geläutert an
seinen Platz zurück.
    An das Dankgebet und die Ankündigungen für die Gemeinde schloss sich
der Entlassungsruf an. Mitten in den Entlassungsruf hinein ertönte wie eine
Trompete von Jericho das Bäbäbäbäää von Ottakrings Handy. Er erntete einen
vorwurfsvollen Blick von Lola und mehrere tödliche aus den Reihen der Nachbarn.
Von der Kanzel her wurde er von lodernden Flammen bekriegt.
    Du kimmst mer gschlichn, schoss es Ottakring durch den Kopf. Niemand
außer ihm hätte in diesem Augenblick auch nur im Entferntesten an das seltsame
Hobby des Pfarrers gedacht. Hatte er wirklich nackte Frauen in seiner Wohnung,
die er selbst gestickt hatte?
    Ottakring konnte spüren, wie ihm wieder die Röte vom Hals her
hochstieg. Okay, dass er sein Mobiltelefon nicht ausgeschaltet hatte, war ein
Versehen. Dass er aber um diese Uhrzeit angerufen wurde, konnte nur Schlechtes
bedeuten. Nervosität umgab ihn wie der Geruch nach altem Knoblauch vom letzten
Essen.
    Es war der Kriminaldauerdienst, der ihn über den Leichenfund auf der
Fraueninsel informierte.
    Das Foto der erwürgten Benediktinerschwester Matilda war
schon am Montag in den drei wichtigsten Zeitungen zu sehen. Die Süddeutsche,
der Münchner Merkur und das Oberbayerische Volksblatt brachten es auf der
ersten Seite. Die Öffentlichkeit wurde informiert und zur Mithilfe aufgerufen.
    Wenn ein Mord auf einer Insel mit gut dreihundert Bewohnern
geschieht, gibt es nur zwei Möglichkeiten, kombinierte Ottakring: Entweder der
Täter lebt auf der Insel, oder er ist mit dem Schiff angereist. Einen Flugplatz
gab es nicht. Dass er rübergeschwommen war, wäre unwahrscheinlich. Deshalb
hatte er Heinrich Euser gebeten, die Leser zu fragen, ob ihnen etwas
Ungewöhnliches … vor allem auf den Schiffen … das Übliche halt.
    Es meldeten sich eine fünfundvierzigjährige Sozialarbeiterin und ein
siebenundachtzigjähriger verwitweter Brückenbauer. Da die beiden sich bei jedem
Aufruf und für jedes Kreuzworträtsel meldeten, bewies das nichts anderes als
ihre Belesenheit, nicht aber ihre Glaubwürdigkeit.
    Er rief Eva M. zu sich.
    »Du hast doch beste Beziehungen zum Kloster«, sagte er, nachdem sie
ihm gegenüber Platz genommen hatte. Jetzt erst merkte er, wie trübsinnig sie
dreinsah. »Was ist los? Kommt jetzt erst die Trauer um deinen Freund, den POM ?«
    »Blödsinn. Ich bin froh, dass ich ihn los bin. Wenn auch nicht
gleich so. Nein, aber ist Ihnen denn nix aufgefallen, als Sie den Namen der
Schwester gehört haben? Matilda? Ha?«
    Entgeistert sah er sie an.
    »Na, dämmert’s?«, fragte sie.
    Ja, es wurde sogar taghell in Ottakrings Gehirn.
    »Das ist ja …«
    »Genau. Die Freundin von der Penelope. Der ich mit ihr begegnet bin.
Die den Klostergarten unter sich hat. Die

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