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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Frühstück ans Bett bringen, während er die
Morgenzeitung überflog. Dann noch einmal umschlungen eine Runde schlafen, einen
Waldlauf machen und eine ausgiebige heiße Dusche nehmen. Früher war Herr Huber
noch dabei gewesen.
    Danach wäre er bereit, seine Arbeit im Präsidium aufzunehmen.
    In diesem Stadium jedoch – im Herbst des laufenden Jahres und
im Frühherbst seines Lebens – gab es aktuell zwei Hindernisse, die die
Vorstellung eines solchen idealen Morgens gar nicht erst aufkommen ließen.
    Das eine war sein Kopf. Sein Kopf war ein Würfel von etwa drei mal
drei mal drei Metern, in dem sich Achterbahnen gegenseitig überholten, in dem
Beton gemischt wurde, ein Bergwerk mit über tausend hämmernden, hackenden und
schaufelnden Arbeitern und das Ganze mit Spiritus übergossen und entflammt.
    Das andere Hindernis war das Telefon. Diesmal war es Dr. Adamina
Tordarroch, die ihn in aller Frühe aus dem Schlaf riss. Lola schlief friedlich
neben ihm, die Faust geballt, im Einklang mit sich und der Welt.
    »Die erste Ordensschwester, die ich obduziert habe«, eröffnete
Adamina das Gespräch. »Ein seltsames Gefühl.«
    Damit war Ottakrings Frage beantwortet.
    »Die Frau wurde von hinten erdrosselt. Auf die gleiche Art wie der
Bürgermeister Engel. Vermutlich wieder eine Garrotte. Aber es gibt einen
gravierenden Unterschied. Die Würgespuren sind nicht identisch. Das Material
der Garrotte ist ein anderes, die Drahtdicke ist unterschiedlich. Bei Engel
wurde strikt und konsequent zugedrückt. Hier war eher Zögern mit im Spiel. Ich
faxe Ihnen meinen Bericht am besten ins Büro, oder?«
    Also ein anderer Täter, folgerte Ottakring. Selbstverständlich, muss
ja auch sein. Ein Nachahmungstäter?
    Nachdem von Ottakring keine Reaktion kam, wiederholte Adamina noch
einmal in Stichworten das Gesagte. »Haben Sie mich verstanden, Sir Ottakring?«
    »Have
I understood you? Yes!«
    »Nur – das Interessante habe ich mir bis zum Schluss
aufgehoben.«
    Waren Schotten immer so sparsam mit Informationen?
    »Da war wieder eine Rose. Diesmal nicht in eine Hautspalte versenkt,
Gott sei Dank. Sie war mit einer dünnen Schnur am Rosenkranz der Schwester
befestigt. Eine schwarze Metallrose, aus einen Millimeter dünnem Schwarzblech
gearbeitet, rund gehämmert und schwarz lackiert. Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    »Hier!«, tobte Felix Gubkin. »Schau dir das an!« Er hielt
Puschkin das Foto auf dem Titelblatt des Volksblatts vor die Nase.
Klosterschwester Matilda erwürgt am Chiemseestrand.
    »Das ist nicht Penelope!« In seinen Augen tanzte der Teufel.
    Er und Puschkin hatten sich in einem Waldstück außerhalb Aschbachs
getroffen. Ein Besuch Puschkins im Schlösschen wäre zu riskant gewesen.
    Puschkin war nicht im Gebirgsschützenornat erschienen, das hätte
sich im Wald etwas seltsam gemacht. Er trug ein blaugrundiges Sweatshirt zu
gewöhnlichen Jeans. Er biss sich auf die Lippe.
    »Diese Klosterschwestern sehen alle gleich aus. Ich hatte ja auch
nur dieses eine Foto.«
    Er hielt Gubkin ein Foto hin, das eine Frau mit lustigen Augen und
blondem Haar in spärlicher Bekleidung an einem Strand zeigte.
    »Egal«, entgegnete Gubkin. »Ich hab sie dir beschrieben. Das hätte
genügen müssen.«
    »Und jetzt?«, fragte Puschkin mit hungrigen Augen.
    Gubkin blieb stehen und warf sein Haar nach hinten. Seine Hände
steckten in den Taschen. Er bedachte Puschkin mit einem flüchtigen Blick und
registrierte das Glitzern in seinen Augen.
    »Was, und jetzt?«, fragte er. »Du musst deinen Fehler korrigieren.
Also geh hin und bring sie um, verdammt.«
    Sie waren beide stehen geblieben. Wie ein Fuchs um eine erstarrte
Gans schlich Gubkin, weiter beide Hände in den Taschen, um Puschkin herum.
    »Was? Jetzt? Jetzt soll ich sie umbringen? Wo es sicher nur so
wimmelt vor Polizei auf der ganzen Insel?«
    »Du kannst das.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Du hast ein Recht auf eigene Meinung.«
    »Ja, mit dem Gewehr vielleicht. Mit einer oder zwei Kugeln aus der
Entfernung.«
    »Aha. Kugeln also. Aus der Entfernung. Weißt du, was ein Prinzip
ist?«
    »Freilich weiß ich, was …«
    »Also. Mein Prinzip ist die Garrotte. Das hat Tradition. Da gehe ich
nicht davon ab.«
    »Tot ist tot. Egal, wie es zustande gekommen ist.«
    »Du hörst nicht zu. Das kann Nachteile haben. Du musst genau
aufpassen, was ich sage.«
    »Tu ich doch. Krieg ich jetzt mein Geld?«
    Gubkin wippte auf den Zehenspitzen. Er bedachte Puschkin mit einem
seltsamen kleinen

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